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Raine der Wagemutige

Titel: Raine der Wagemutige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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abschweifenden und völlig unduldbaren Gedanken erriet; er nahm seinen Fuß von dem Fensterbrett. „Das war sehr gut.“
    Er streckte seine Arme in die Höhe, reckte sich langsam und gemächlich - fast wie eine große, zufriedene Katze -erst zur einen, dann zur anderen Seite, und dabei fiel sein Hemd weiter auseinander. Sie spürte, wie ihr eine verräterische Wärme über den Hals ins Gesicht kroch, und sie wandte sich ab, so dass er sich nicht zu irgendwelchen lachhaften Vermutungen über den Grund ihres Errötens verleitet fühlen würde.
    „Wie steht es mit der Jagd nach dem McClairen-Schatz?“ fragte sie.
    „Es geht so.“
    Sie schaute sich um. Seit gestern waren die meisten Schachteln und Kästen geöffnet worden. Er hatte auch den Stapel Bilder, die an der Wand lehnten, durchgesehen. Das Porträt einer schwarzhaarigen, elegant gekleideten Frau stand ganz vorne. Zuvor war es nicht da gewesen.
    Die Frau war wunderschön; sie trug ein silberblaues Kleid mit tiefem Dekollete, aus dem sich ihre schlanken Schultern anmutig erhoben. Sie besaß ein zartes Lächeln und ein störrisches Kinn. Der Ausdruck ihrer Augen war kühn, und ihre Züge strahlten Zufriedenheit aus.
    „Wie steht es mit der Jagd nach einem Ehemann?“
    Seine Worte rissen sie nicht nur augenblicklich in die Gegenwart zurück, sondern erinnerten Favor auch an ihre sonstigen Verpflichtungen. Wie verhasst ihr ihre Beteiligung an Muiras Plan war! Für eine wundervolle Stunde hatte sie sie vergessen. Vielleicht war das der wahre Grund, warum sie Rafes Anwesenheit niemandem verraten hatte. Er sorgte für Ablenkung, ließ sie die unheimliche Mischung aus kühler Berechnung und fieberhafter Eindringlichkeit auf Carrs Zügen letzte Nacht vergessen.
    „Und?“ wiederholte er seine Frage.
    „Es geht so.“
    „Irgendwelche besonderen Kandidaten?“
    „Vielleicht.“
    Carr hatte ihr Punsch gebracht. Sie hatte ihm gedankt, aber alle anderen Worte waren ihr im Hals stecken geblieben. Der Mann hatte ihren Clan umgebracht und dann gelacht, als er ihr gesagt hatte, dass der Kopf ihres Bruders über einem Londoner Tor aufgespießt war. Allerdings schien ihn ihre mangelnde Gesprächsbereitschaft auch gar nicht gestört zu haben.
    Er hatte sie unablässig angestarrt, während eine kleine steile Falte auf seiner aristokratischen Stirn erschien. Es hatte sie all ihre Selbstbeherrschung gekostet, nicht angewidert zurückzuweichen. Was, wie sie fürchtete, kein gutes Vorzeichen für das drohende Ehebett war.
    Aus dem Augenwinkel hatte sie Muira gesehen. Unter der weichen Maske von Liebenswürdigkeit hatte sie sich an dem Erfolg ihrer Mühen geweidet. Die alte Frau war beinahe außer sich gewesen vor Entzücken. Favor hatte den Saal kurze Zeit später verlassen, gefolgt von einer frohlockenden Muira, die sie mit geflüsterten Kommentaren über ihr Verhalten überhäufte. Als sie an ihrer Zimmertür angekommen waren, hatte Favor ihr schließlich einfach die Tür vor der Nase zugeschlagen.
    Vielleicht schlug sie auch in gewisser Weise die Tür zu, indem sie hierher kam. Denn selbst wenn Rafe eine Gefahr und ein Wagnis darstellte, so hatte sie sich diese Gefahr selbst ausgesucht, und dieses Wagnis bestand nur für sie allein, unabhängig von Carr, Muira und den McClairen. Hier gab es nur ihn. Und sie.
    „Ihr zieht doch nicht ernsthaft Orville als Bewerber um Eure Hand in Betracht, oder?“
    „Orville?“ wiederholte Favor erstaunt.
    „Euer Lächeln war kaum freundlich. Ich dachte, vielleicht hättet Ihr entschieden, dass Orville die prallsten Euch verfügbaren Geldsäcke besäße und, auch wenn es ihm an Charme gebricht, er Euren Zwecken am ehesten entspräche.“
    Sie dachte noch nicht einmal darüber nach, ihm den Namen ihres erwählten Ehemannes zu nennen. Rafe mochte ihr zwar eine Ablenkung verschaffen, aber sie wusste so gut wie nichts über ihn. Muiras Pläne würde sie auf keinen Fall gefährden. Außerdem würde er sie ohnehin nur auslachen. Oder schlimmer noch, sie bemitleiden oder sogar -verfluchte innere Stimme - für sie Verachtung empfinden.
    „Nein, nicht Orville. Er ist verheiratet. Ich habe mich noch nicht wirklich auf irgendjemand Bestimmten festgelegt.“
    „Oh?“ Er kam näher. Er war sehr groß. Sie musste ihren Kopf sogar ein wenig in den Nacken legen, um ihm ins Gesicht sehen zu können. „Dann, vermute ich, seid Ihr in Eile, auf den Heiratsmarkt zurückzukehren und die sich Euch anbietenden Kandidaten unter die Lupe zu nehmen. “
    Sie

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