Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rampensau

Titel: Rampensau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Blum
Vom Netzwerk:
fand eine Mulde, die versteckt inmitten von üppigen Farnen lag. Deutlich war zu riechen, dass hier vor kurzem noch einer der wilden Schwarzen gelegen hatte. Ihre Stimmung sank immer mehr. Lunke hatte sie betrogen, die anderen machten sich nichts aus ihr … Plötzlich begann sie sich sogar nach Munk, dem berühmten Maler, zu sehnen – mit ihm hatte Dörthe bis vor einiger Zeit in dem Haus zusammengelebt, doch dann war er ermordet worden. Ein paar der Bilder, die Munk gemalt hatte, hingen noch in dem alten Atelier, in dem Carlo nun sein Stück probte.
    Ach, nein, sie irrte sich, auch Munk hatte sich nicht wirklich um sie gekümmert. Er hatte lediglich seine bunten Bilder im Kopf gehabt.
    Als Kim die Augen schloss, sah sie den Schwan mit den schwarzen Federn vor sich – tot und traurig hing er über dem Pfosten, und dann dachte sie an den verletzten Mann in dem Auto und wie er auf einmal die Augen geöffnet und sie angeschaut hatte. Er hatte gewusst, dass er starb, dass er irgendetwas vollkommen falsch angepackt hatte.
    Im Halbschlaf spürte Kim, dass sich jemand neben sie legte und sich an sie schmiegte, doch sie war zu müde, um die Augen zu öffnen. War die kleine Cecile gekommen? Oder Doktor Pik? Aber der alte Eber ging eigentlich nie auf Tuchfühlung.
    Ein lautes Knacken ließ sie aufschrecken. Es war dunkel – allein ein Hauch Mondlicht schwebte um sie herum. Sie brauchte einen Moment, um sich zu orientieren. Richtig, sie hatte nicht auf die Wiese zurücklaufen wollen. Wieder war ein Knacken zu hören, dann noch eins. Es war, als würde der Wald zum Leben erwachen. Jemand – ein Mensch – rief etwas.
    »Was ist denn?«, murmelte Lunke schläfrig hinter ihr. »Es war doch gerade so gemütlich.«
    Kim erhob sich. Hätte sie sich denken können, dass er es war, der ihre Müdigkeit ausgenutzt und sich an sie geschmiegt hatte.
    »Da läuft jemand durch den Wald«, raunte sie ihm zu.
    Ein grelles Licht glitt ein Stück von ihr entfernt durch die Bäume. Ein Scheinwerfer – genau wie in der letzten Nacht.
    »Ist doch egal«, meinte Lunke und schob sich noch näher. »Kümmert uns nicht.«
    Kim kniff die Augen zusammen und versetzte ihm einen Stoß. Das Licht wanderte auf sie zu. Dann tauchte an einer anderen Stelle eine weitere Lampe auf. Hatte sie also recht gehabt. Es waren zwei Menschen, die durch den Wald liefen.
    Langsam bewegten sich die Lichter aufeinander zu.
    Lunke war nun ebenfalls aufgestanden und stellte sich neben sie. »Hast du nicht versprochen, freundlicher zu mir zu sein?«
    »Hast du nicht gesagt, du hättest letzte Nacht etwas Wichtiges beobachtet?«, entgegnete sie, ohne die Lichter aus den Augen zu lassen.
    »Du bist undankbar«, schnaufte er beleidigt.
    Die beiden Lichter hatten sich mittlerweile beinahe zu einem vereinigt. »Glaubst du wirklich, das Geld ist hier irgendwo?«, fragte eine dumpfe Stimme.
    Eine zweite, genauso dumpfe Stimme erwiderte: »Keine Ahnung. Im Wagen war es jedenfalls nicht mehr. Hat unser Informant bei den Bullen gemeldet. Das Heroin war auch weg.«
    Wieder knackten Äste. Die beiden Gestalten bewegten sich achtlos durch den Wald. »Aber wie hätte der Idiot das Geld und die Drogen beiseiteschaffen sollen? Der Scheißkerl hat sich mindestens zwei Kugeln von mir eingefangen«, erklärte die erste Stimme. »Vielleicht hat er beides auch irgendwo einfach aus dem Fenster geworfen. Oder er hatte einen Komplizen und hat uns nur auf eine falsche Spur gelockt.«
    Was die zweite Stimme antwortete, war nicht mehr zu verstehen. Die beiden Gestalten bogen in die Richtung ab, in der das Auto mit dem Toten gestanden hatte.
    »Begreife gar nicht, dass du dich so für die Angelegenheiten der Menschen interessierst«, meinte Lunke. Er riss ein Büschel Farn aus und schmatzte. »Wir Schwarzen kommen prima ohne Menschen zurecht.«
    »Ich will wissen, wer den Schwan umgebracht hat und warum«, erwiderte Kim. Vorsichtig, ohne ein Geräusch zu verursachen, begann sie den beiden Menschen zu folgen.
    Es waren zwei Männer. Wortkarg stapften sie nebeneinander her, ließen ihr Licht mal in diese Richtung, mal in jene gleiten.
    »Wenn sie so weitermachen, haben sie gleich Emma und ihre Rotte am Hals«, raunte Lunke ihr zu. Die Vorstellung, wie ein paar wilde Schwarze zwei Menschen durch den Wald jagten, ließ ihn leise auflachen. Doch als die Männer zu der Stelle gelangt waren, wo das gelbe Blechmonstrum mit dem Toten gestanden hatte, stiegen sie in ihren Wagen. Mit dröhnendem Motor

Weitere Kostenlose Bücher