Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

Titel: RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
Vom Netzwerk:
herkömmliche
Haartracht, eine breite goldene Halskette und einen vergoldeten Schurz.
Gegenüber Osiris oder Nefertem, dem lotosgekrönten König, der vom
wiedererwachten Leben kündete, wirkte der Herrscher heiter mit seinem zur
Ewigkeit hin erhobenen Blick. Unzählige Details fesselten die Aufmerksamkeit
des Prinzen, vor allem ein rätselhafter Spruch, in dem von den Toren des
Jenseits die Rede war. Doch Sethos ließ ihm nicht die Zeit, seinen Wissensdurst
zu stillen, und gebot ihm, vor dem Sarkophag niederzuknien.
    »Der König, der hier ruht, trug den gleichen Namen wie
du, Ramses. Er war der Begründer unseres Herrscherhauses. Horemheb ernannte ihn
zu seinem Nachfolger, obgleich Ramses als ehemaliger Wesir, der seinem Lande
gewissenhaft gedient hatte, sich bereits zur Ruhe gesetzt hatte. Dieser Ruhe
wurde der alte Mann entrissen, und er verwandte seine letzten Kräfte darauf,
Ägypten zu regieren. Da er erschöpft war, herrschte er nur knapp zwei Jahre,
aber seinen Krönungsnamen war er gerecht geworden: ‹Der in den beiden Ländern
die Maat bestätigt / Das göttliche Licht brachte ihn in die Welt /
Unerschütterlich ist die Macht des göttlichen Lichts / Der bei Schöpfungsbeginn
Erwählte›. So war er, dieser weise und bescheidene Mann, unser Ahn, dem wir
huldigen müssen, damit er uns den Blick öffnet. Weihe ihm einen Kult, erweise
seinem Namen und seinem Andenken Ehre, denn die Ahnen gehen uns voran, und in
ihre Fußstapfen müssen wir unsere Schritte lenken.«
    Der Prinz fühlte die geistige Gegenwart des Begründers
der Dynastie; vom Sarkophag, den die Hieroglyphen »Den für das Leben Sorgenden«
nannten, ging eine Kraft aus, die man spüren konnte wie eine milde Sonne.
    »Steh auf, Ramses, deine erste Reise ist beendet.«
    Allerorts erhoben sich Pyramiden in den Himmel. Die
eindrucksvollste war die das Pharaos Djoser, deren ausladende Stufen eine zum
Himmel aufsteigende Treppe bildeten. Und noch eine Begräbnisstätte zeigte der
Vater Ramses: das riesige Sakkara, wo die Pharaonen des Alten Reichs für sich
und ihre getreuen Diener Heimstätten für die Ewigkeit hatten errichten lassen.
    Sethos trat an den Rand der felsigen Kuppe, von wo aus
man die Palmhaine, die Felder und den Nil überblickte. Auf mehr als zweitausend
Königsellen Fläche reihten sich gewaltige Grabstätten aus Rohziegeln. Sie waren
gut hundert Königsellen lang, und die Seitenwände glichen Palastfassaden und
waren zehn Ellen hoch und in lebhaften und fröhlichen Farben bemalt.
    Eine dieser Mauern, aus der dreihundert tönerne
Stierköpfe vorragten, fand große Bewunderung bei Ramses. Die Köpfe trugen echte
Hörner und verwandelten das Grabmal in eine unbesiegbare Armee, der sich keine
böse Macht zu nähern wagen würde.
    »Der hier beigesetzte Pharao trug den Namen Djet, und
das bedeutet Ewigkeit«, erklärte Sethos. »Um ihn geschart liegen die anderen
Könige der ersten Dynastie, unsere frühesten Ahnen. Zum erstenmal auf Erden
haben sie das Gesetz der Maat angewandt und dem Chaos die Ordnung aufgeprägt.
Jede Herrschaft wurzelt in diesem von ihnen angelegten Garten. Entsinnst du
dich des wilden Stiers, dem du die Stirn geboten hast? Hier wurde er geboren,
hier speist sich seit Anbeginn unserer Kultur die Macht stets von neuem.«
    Ramses hielt vor jedem Stierkopf inne, denn keiner
hatte denselben Gesichtsausdruck. Die Kunst des Regierens zeigte sich in ihren
Mienen, die von strengster Erhabenheit bis zum Wohlwollen reichten. Als er das
eigenartige Bauwerk einmal umrundet hatte, bestieg Sethos seinen Wagen.
    »Hier endet deine zweite Reise.«
    Sie waren gen Norden gesegelt und dann auf schmalen
Pfaden zwischen grünenden Feldern bis zu einem Marktflecken galoppiert, wo die
Ankunft des Pharaos mit seinem Sohn Jubel auslöste. In diesem abgelegenen
Winkel im Delta kam ein solcher Glücksfall einem Wunder gleich, doch der Pharao
schien diesen Bewohnern wohlbekannt. Auch die Wachen gaben sich wohlwollend,
als Sethos und Ramses ein ins Dunkel getauchtes kleines Heiligtum betraten. Auf
Steinbänken setzten sie sich einander gegenüber.
    »Ist dir der Name Auaris bekannt?«
    »Wer kennt ihn nicht?! Es ist doch der Name der
verfemten Stadt, die die Hyksos-Belagerer als Hauptstadt nutzten.«
    »Du befindest dich in Auaris.«
    Ramses war sprachlos.
    »Aber war sie denn nicht zerstört worden?«
    »Welcher Mensch vermöchte eine Gottheit zu zerstören?
Hier herrscht Seth, der Herr über Blitz und Donner, der mir meinen Namen
verliehen

Weitere Kostenlose Bücher