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Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Titel: Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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beliebteste Hebräer.
    Des Lärms überdrüssig geworden, entfernte er sich von seinen Anhängern, sobald sie zu betrunken waren, um es zu merken. Er verspürte das Bedürfnis, allein zu sein und über den sich ankündigenden Hader nachzudenken. Es würde nicht leicht werden, Ramses dazu zu bewegen, daß er das ganze hebräische Volk aus Ägypten ausziehen ließ. Dennoch mußte Moses, koste es, was es wolle, den Auftrag ausführen, mit dem Jahwe ihn betraut hatte. Notfalls würde er Berge versetzen.
    Er saß am Rande des Mühlsteins, als zwei Männer auf ihn zukamen, zwei Beduinen: der kahlköpfige, bärtige Arnos und der hagere Baduk.
    «Was macht ihr hier?»
    «Wir wohnen diesem Freudenfest bei», erklärte Arnos. «Ist das nicht ein glücklicher Augenblick?»
    «Ihr seid keine Hebräer.»
    «Aber wir könnten eure Bundesgenossen werden.»
    «Ich brauche euch nicht.»
    «Überschätzt dein Stamm nicht seine Kräfte? Ohne Waffen wird es dir nicht gelingen, deine Träume wahr zu machen.»
    «Ich werde wohl gewisse Waffen benutzen, aber nicht die euren.»

    «Wenn sich die Hebräer mit den Männern des Sandes verbündeten, ergäbe das eine richtige Armee», behauptete Arnos.
    «Und wozu?»
    «Um gegen die Ägypter zu kämpfen und sie zu besiegen.»
    «Ein gefahrvoller Traum.»
    «Ausgerechnet du, Moses, du wagst es, an diesem Traum Kritik zu üben? Du willst doch dein Volk aus Ägypten hinausführen, Ramses herausfordern, dich über die Gesetze dieses Landes erheben… Ist das nicht ein ebenso verwerflicher und gefährlicher Traum?»
    «Wer hat dir von meinen Plänen erzählt?»
    «Es gibt keinen Ziegelmacher, dem sie nicht bekannt wären.
    Manche unterstellen dir sogar, du wolltest die Fahne Jahwes, des Kriegsgottes, schwenken und dich der Beiden Länder bemächtigen.»
    «Die Menschen reimen sich schnell Unsinn zusammen, wenn ein großes Vorhaben sie aus ihren Gewohnheiten aufschreckt.»
    Baduk warf dem Hebräer einen verschlagenen, schadenfrohen Blick zu.
    «Das heißt immerhin, daß du dich doch mit dem Gedanken trägst, die Hebräer gegen die ägyptische Obrigkeit aufzuwiegeln.»
    «Verschwindet hier, alle beide!»
    «Du machst einen Fehler, Moses», behauptete Arnos. «Dein Volk wird sich dem Kampf stellen müssen, und es verfügt auf diesem Gebiet über keinerlei Erfahrung. Wir könnten ihm als Ausbilder dienen.»
    «Geht jetzt und laßt mich in Ruhe nachdenken!»
    «Wie es dir beliebt… Wir sehen uns wieder.»

    Gleich schlichten Bauern, jedoch mit einer von Meba ausgestellten Genehmigung versehen, ritten die zwei Beduinen auf Eseln durch das Land. An einem Feld südlich von Pi-Ramses hielten sie Rast. Sie begannen süße Zwiebeln, frisches Brot und gedörrten Fisch zu essen, als sich zwei Männer zu ihnen setzten.
    «Wie ist die Begegnung verlaufen?» fragte Ofir.
    «Dieser Moses läßt nicht mit sich reden», gestand Arnos.
    «Droht ihm», verlangte Chenar.
    «Das würde nichts nützen. Man muß ihn in sein wahnwitziges Vorhaben hineinrennen lassen. Irgendwann wird er uns schon brauchen.»
    «Stehen die Hebräer zu ihm?»
    «Der Freispruch hat ihn in den Rang eines Helden erhoben, und die Ziegelmacher sind überzeugt, er werde wie einst ihre Rechte verteidigen.»
    «Was halten sie von seinem Vorhaben?»
    «Es ist sehr umstritten, findet aber lebhafte Zustimmung bei manchen jungen Leuten, die von Unabhängigkeit träumen.»
    «Ermutigen wir sie», sagte Chenar. «Wenn sie Unruhe stiften, schwächen sie Ramses’ Macht. Und falls er ihren Aufstand niederschlägt, büßt er seine Beliebtheit ein.»
    Arnos und Baduk waren die zwei Überlebenden des Spionagenetzes, das mehrere Jahre lang in Ägypten sein Unwesen getrieben hatte. Da sie nicht zu den Kaufleuten gehörten, waren sie Serramanna entronnen. Im Delta genossen sie nicht unerheblichen Rückhalt.
    Die Zusammenkunft von Ofir, Chenar, Arnos und Baduk kam einem wahren Kriegsrat gleich und leitete den erneuten Angriff auf Ramses ein.
    «Wo stehen die hethitischen Truppen?» fragte Ofir.

    «Unseren Spitzeln zufolge liegen sie in ihren Stellungen bei Kadesch. Die Garnison ist wegen des zu erwartenden Ansturms der ägyptischen Armee verstärkt worden.»
    «Ich kenne meinen Bruder», höhnte Chenar. «Er wird der Versuchung nicht widerstehen können und blindlings vorrücken.»
    Vor der Schlacht bei Kadesch hatten Arnos und Baduk die Rolle zutiefst erschrockener Gefangener gespielt und Ramses belogen, um ihn in einen Hinterhalt zu locken, der ihm zum Verhängnis

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