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Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Titel: Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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hätte werden sollen. Nun wollten sie die schmerzliche Erinnerung an ihren Mißerfolg so schnell wie möglich auslöschen.
    «Wie lauten die Anweisungen aus Hatti?» erkundigte sich der Magier bei Baduk.
    «Ramses soll mit allen erdenklichen Mitteln aus der Fassung gebracht werden.»
    Ofir wußte nur zu gut, was dieser unklare Befehl bedeutete.
    Einerseits hatte Ägypten seine Schutzgebiete zurückerobert, und die Hethiter sahen sich außerstande, sie von neuem in ihre Gewalt zu bringen, andererseits dürften sich der Sohn und der Bruder des hethitischen Königs einen erbitterten Kampf liefern, um an die Macht zu gelangen, die Muwatalli zwar noch innehatte, aber für wie lange?
    Die Niederlage bei Kadesch, das Scheitern des Gegenangriffs in Kanaan und Syrien sowie die von den Hethitern geübte Zurückhaltung, während Ägypten diese Gebiete wieder eingenommen hatte, waren allem Anschein nach ein Beweis dafür, daß das Königreich Hatti wegen der Zerwürfnisse im eigenen Land an Kraft verlor. Doch diese traurige Wahrheit konnte Ofir nicht davon abhalten, seine Pläne zu verfolgen.
    War Ramses erst einmal zu Tode getroffen, würde in Hatti schon neues Feuer aufflammen.

    «Ihr zwei», befahl Ofir den Beduinen Baduk und Arnos, «ihr versucht weiterhin, das Vertrauen der Hebräer zu gewinnen.
    Eure Männer sollen sich als Anhänger von Jahwe ausgeben und die Ziegelmacher dazu bringen, daß sie auf Moses hören.
    Dolente, die Schwester des Pharaos, wird uns darüber unterrichten, was sich während der Abwesenheit des Königspaares bei Hof ereignet. Ich beschäftige mich derweil mit Kha, ungeachtet der Schutzwälle, die ihn umgeben mögen.»
    «Und ich werde mir Acha vornehmen», murmelte Chenar.
    «Du hast viel Wichtigeres zu tun», befand Ofir.
    «Ich will ihn mit eigenen Händen töten, noch ehe ich meinen Bruder aus dem Weg räume.»
    «Wie wäre es, wenn du doch mit Ramses anfingest?»
    Dieser Vorschlag des Magiers stachelte von neuem Chenars Haß auf den Tyrannen an, der ihn des Throns beraubt hatte.
    «Ich gehe nach Pi-Ramses zurück, um dort unsere Bemühungen aufeinander abzustimmen», erklärte Ofir, «und du, Chenar, du machst dich auf den Weg gen Süden.»
    Chenar kratzte sich den Bart.
    «Soll ich Ramses aufhalten? Liegt das in deiner Absicht?»
    «Ich erwarte mehr von dir.»
    «Wie stellst du dir das vor?»
    Ofir sah sich genötigt, Muwatallis Pläne preiszugeben.
    «Die Hethiter werden im Delta einfallen, indes die Nubier die Grenze überschreiten und Elephantine angreifen. Ramses wird es nicht gelingen, die Brände zu löschen, die wir an mehreren Orten gleichzeitig entfachen.»
    «Wer wird mich unterstützen?»
    «Ein Trupp gutausgebildeter Krieger, die dich in der Nähe der Sonnenstadt erwarten, und Anführer nubischer Stämme, die wir seit mehreren Monaten mit Geschenken überhäufen.
    Ramses weiß noch nicht, daß er, sobald er ins Herz dieser Region vorstößt, Hals über Kopf in einen Hinterhalt rennt.
    Sorge du dafür, daß er von dort nicht lebend zurückkehrt.»
    Ein breites Lächeln erhellte Chenars Gesicht.
    «Ich glaube weder an einen Gott noch an viele, aber allmählich glaube ich wieder an mein Glück. Warum hast du mir nicht eher von diesen wertvollen Verbündeten erzählt?»
    «Ich hatte meine Anweisungen», erklärte Ofir.
    «Und heute läßt du sie außer acht?»
    «Ich vertraue dir, Chenar. Jetzt kennst du alle Ziele, die mir gesteckt wurden.»
    In seinem Grimm riß der Bruder des Königs Grashalme aus, warf sie in den Wind, dann erhob er sich und ging ein paar Schritte. Endlich vermochte er ohne die ständige Gegenwart des Magiers nach eigenem Gutdünken zu handeln. Ofir setzte übertrieben viel Magie und Schlauheit sowie die Mächte der Unterwelt ein; er, Chenar, würde ein einfacheres und weniger behutsames Verfahren anwenden.
    In seinem Kopf überschlugen sich bereits hunderterlei Gedanken. Er mußte der Reise seines Bruders auf endgültige Weise Einhalt gebieten. Das war das einzige Ziel, das er vor Augen hatte.
    Ramses… Ramses der Große, dessen unverschämter Erfolg an seinem Herzen nagte! Chenar machte sich nichts vor, denn er wußte um seine eigenen Unzulänglichkeiten, doch er besaß eine Eigenschaft, der keine Enttäuschung je Abbruch getan hatte: Hartnäckigkeit. Seine Verbitterung, die Tag für Tag im selben Maß gewachsen war wie die Fähigkeiten seines Widersachers, verlieh ihm die Kraft, dem Herrn der Beiden Länder die Stirn zu bieten.
    Da brachte die Friedlichkeit der

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