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Ramses Mueller

Titel: Ramses Mueller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tex Rubinowitz
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alle lachen, Armin beobachtet Lydia, wie sie mit Gregor Gysi redet, lachend, wiehernd, die Haare, so, wie sie es wohl aus der Shampoowerbung L’Oreal Glanz Booster mit Kashmir Extrakten, spiegelschön wie im Salon kennt, in den Nacken wirft, es hätte noch gepasst, dass sie dazu Saxophon spielt, sie poliert Gysi die Glatze mit einem Spülschwamm, und zwar mit der Kratzeseite, Armin traut seinen Augen nicht, sie löst sich vom untersetzten Politiker und zieht ab gen Klo, Gysi schaut ihr nach mit Augen wie Schießscharten, Armin folgt ihr, Gysi tanzt, nein hopst wie ein Styroporwürfel auf der Wasseroberfläche zum gerade laufenden Hit von Tocotronic Die Reklamation (»Wir kommen um uns zu beschweren«), Armin schlüpft wie ein Fisch Lydia hinterher, sie schließt die Tür, hebt den Rock über die Hose, zieht die Hose runter, Unterhose (Omahose, blasses Rosa, sichtbare Saumspuren) ebenfalls, dreht ihm ihre »hintere Notdurftzone« zu, komischerweise hat sie einen langen Pferdeschweif, man sieht die sogenannte Schwanzrübe, die sie leicht anhebt, ihr Anus pumpt, weitet sich, und ihm kollert unter Lydias Schnauben ein dampfender Pferdeapfel entgegen.
    Mit einem erstickten Schrei (Yowsah!) und schweißnass schreckt Armin hoch, er hatte geträumt, es war ein Traum, er liegt in einem Bett, aber es ist nicht seins, er hat eine dicke Erektion, wie eine geblähte Blechdose mit gärendem Obst, sie ist auch nicht direkt seine, halb gehört sie dem Traum, wo ist er hier, ist er mit Lydia mitgegangen? Gehört sie nicht eher Ramses? Zaghaft hebt er seinen zementsackartigen Kopf, um die Situation zu erkennen (peilen), wer da neben ihm in den vielen hellblauen Kissen noch leise schnaufend seinen Schlaf vor sich herschiebt, er erkennt sofort an der Stoppelglatze: Ramses!
    Armin stöhnt leicht auf, oh Gott, alles wird immer schlimmer, er wagt es nicht, sich zu bewegen, will den unregelmäßig rasselnden Ramses nicht aufwecken, muss Zeit gewinnen, Zeit dafür, Erklärungen zu konstruieren, den gestrigen Hergang zusammenzubauen. Ist Ramses schwul? Was ist passiert? Armin fühlt sich allein gelassen, wie ein zehnstöckiges Hochhaus in Grosny mit nur einem einzigen Telefonanschluss (Wählscheibe). Vielleicht soll er Ramses nachher einfach erzählen, dass er gar nicht Armin heiße, sondern Ulf, Ulf aus Tschetschenien, so könnte er das, was war, und das, was gewesen sein könnte, den Abend, die Nacht bis jetzt tilgen, einfach einen Neustart wagen, dann würde Ramses von einem Armin erzählen, mit dem er (Ulf) nichts zu tun habe, stattdessen könnte er das fröhliche Kinderliedchen singen »Die Schande kommt, die Schande geht, doch ist sie da, ist es zu spät« und Ulf meinen, Armin aber reinwaschen, und er würde hoffen (»alle Fragen blieben offen«, Manfred Krug), dass Ramses ebenfalls Lücken hat und Armin/Ulf als zwei Personen die Schmach halbieren könnten, seine Strategien galoppieren panikartig durch seinen wunden Kopf, werden skizziert, verworfen, zerknüllt, auf Halde gelegt, überall hängen Wollfäden herum, an die man andere Fäden anknüpfen kann, ein ordentliches Chaos, ein Testament in Knotenschrift, mit lauter Orthografiefehlern, und dann muss er auch noch ganz dringend aufs Klo, seine Blase ist prall wie ein Faustball, ein Teil seiner Gedanken ist im Keller bei der Blase, so kann man nicht denken, aber wo ist das Klo? Leise schält er sich aus dem Kissen, dem Bett, Ramses schnauft wie ein Otter, bitte kein knarrender Boden, er hat nicht mal eine Unterhose an, sein Penis hängt zwischen seinen Beinen jetzt wie ein schwerer Koffer in der Hand eines Kindes, gefühllos taub, die Erektion von eben – verpufft, die Blase quetscht alle Nerven ab, die Kleider liegen auf dem Boden verstreut, eine Socke fehlt, er schleicht sich aus dem Zimmer, sammelt alles zusammen, leider, ach, es musste so kommen, hängt seine Hosentasche beim Aufnehmen nach unten, und alles, der ganze Inhalt, Kleingeld, Schlüssel, ein kleines Spielzeugmilchkännchen, eine Murmel und ein Kronkorken (Brauerei Splügen) klingeln und scheppern wie der Tusch eines betrunkenen Kinderorchesters zu Boden, die Murmel rollt natürlich unters Bett.
    – Sind wir schon da?
    Ramses ist aufgewacht, war wohl grad in einem Zug nach oder von Nirgendwo wie im Schlager von Christian Anders.
    – Hey Schubinski, willst du schon abhauen? Bleib doch noch, du Arschloch!
    Armin wie in Schockstarre, aber auch mit einem Anfl ug von Hoffnung über die Chance der Verwechslung, zieht sich

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