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Ramses Mueller

Titel: Ramses Mueller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tex Rubinowitz
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Sie Ihr Portemonnaie auf die Fensterbank gelegt, und das ist dann rausgeweht? Mein Mann hat auch immer seine Sachen aus der Hose genommen, wenn er aufs Klo gegangen ist, einmal ist ihm nämlich sein Reisepass ins Klo gefallen, ein Zugklo war das, der Pass war dann weg.
    – Das ist mein Geld.
    Schubal fasst sich ein Herz, dann hat Lydia doch diese Macht, ihm durch ein bestimmtes Klopfen zu befehlen, sein Geld aus dem Fenster zu schmeißen, hat er sich das doch nicht eingebildet, er schaut sie an.
    Sie denkt, das ist aber dreist, einfach so zu behaupten, das gehört ihm, das ist wie Geld auf der Straße finden und nicht abgeben, nur hier lässt er auch noch eine alte Frau für ihn das Geld hier hochtragen, die vier Stockwerke, eine Miesheit eigentlich, sondergleichen sozusagen.
    Wie gut, dass ihre Nacht so halb nur verlaufen ist, wie sie eben verlaufen ist, dass sie sich von ihm nicht hat beschmutzen lassen, nur ihr Bett, er hat sich ja auch noch selbst befleckt, wie er sie angestarrt hat, angefasst mit kalten Fingern, wie ein Spiegelei aus der Pfanne gehoben, dass ja nichts reißt, alles schön am Platz bleibt, das Gelbe in der Mitte, Menschen sind nun mal nackt verwundbar, schutzlos, wir werden sozusagen mit Kleidern geboren, die Nacktheit muss man sich erst erarbeiten, alles von hinten aufrollen, da muss man die Augen schließen und durchmarschieren, deswegen ist es in den meisten Schlafzimmern ja auch zappenduster, und bei ihr scheint ja nun das McDonalds’-Schild, das große M, immer rein, M für Matriarchat wie sie immer sagt, so auch zu Schubal, vielleicht hat ihn das irritiert und er hat ihre Brüste deshalb als etwas anderes gesehen als das, was sie für sie vorgesehen hat, er aber hat die Mama gesehen, die Mutterbrust, vielleicht ist er zu lange gestillt worden, oder gar nicht, die kräftige Mutter, ich ruinier mir doch nicht das Dekolleté, meine Waffen, der Vater war nicht vorhanden, so klein, die Hosen hatte die Mutter an und hat auch das Geld heimgebracht, verächtlich gebündelt in den Taschen, der Vater war ein kleiner Schneider vielleicht, er hat zu Hause gearbeitet, lange geschlafen, immer erkältet, hustend, die Mutter leitete eine Sägespänefabrik, in Uelzen, das erzählte er, so knapp es ging, sie brachte das Geld und das Essen, die harten Äpfel (Boskoop), sie schmiss den französischen Weichkäse auf den Tisch, bellend: »Hier, esst!«, ihren »Männern« entgegen, wie soll man da eine Persönlichkeit entwickeln, zum Manne reife? Da lässt man sich von zwei Brüsten hypnotisieren, weil man sie ja in erster Linie als Nahrungsquelle sieht, wenn es bei ihr nun vollkommen dunkel gewesen wäre, dann hätte er sie anders genommen , nicht wie ein Ei, dann wäre Rücksicht entfallen und falsche Bescheidenheit oder was auch immer, was ihm da im Weg stand, feige ist, alles in totaler Finsternis zu erledigen, das ist Flucht vor der Verantwortung, ein Sich-Stehlen aus der Pfl icht, so wie jetzt hier, man lässt sich von einer alten Frau Geld, das einem nicht gehört, in den vierten Stock nachtragen.
    – Wieso ist das dein Geld, Schubalt?
    Schubalt, okay, wie Kobaltbombe, Ramses scheint nicht vergesslich zu sein, sondern spielt gerne mit Wörtern, das macht ihm Spaß, ein Drechsler, das kann man akzeptieren, das ist keine bösartige Vergesslichkeit oder vorausgaloppierende Demenz angesichts eines nichts und niemand Darstellenden, der Mann, der nicht da war, die höfliche Schubaltbombe, die implodiert, keinen Schaden anrichtet, die gegen sich selbst gerichtet ist, nur, wie kommt er jetzt hier raus? Er kann sich nicht länger nach innen verkriechen, vielleicht kann er Lydias Voodoo-Fluch enttarnen, sie konfrontieren, ihn brechen.
    – Hab’s aus dem Fenster geschmissen.
    – Du hast 160 Euro aus dem Fenster geschmissen?
    Armin lacht hysterisch auf, was wegen seiner Lippenstiftspuren eine umso irrere Note bekommt, eine, die man von abnormen Anstaltsinsassen kennt oder vom Joker, also nicht die nützliche Spielkarte, sondern dem aus den Batman-Filmen, dem Fiesling.
    – Warum? Und warum ausgerechnet aus dem Klofenster, wenn du dein Geld loswerden willst, warum nicht auf eine elegantere Art, spende es doch.
    Lydias Chuzpe, ihre Kaltschnäuzigkeit verblüfften Schubal jetzt, wirklich erstaunlich, wie sie sich verstellen kann, wie sie ihr kesses Selbst unter der unheilvollen Maske der Voodoo-Priesterin zu verbergen imstande ist, sich absichtlich dumm stellt, wann zeigt sie sich, wann zieht sie sich aus?
    –

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