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Ramses Mueller

Titel: Ramses Mueller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tex Rubinowitz
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weggeben? Und woanders verhungern die Kinder.
    – Du weißt nicht, was Hunger ist.
    Schubal stottert wie ein Vergaser, der Camembert kommt ihm hoch, er ist immer da, wenn es um Ernährung geht, lauert auf seinen Einsatz wie die Spinne, die sich Zeit nimmt für die Fliege, das ewige Thema, wer isst was wie und warum?
    – Aufpassen muss man mit Hunger, man sollte ihn nicht mit Magergeiz verwechseln, vor allem nicht in unseren Breiten, in hochentwickelten Industrienationen.
    Lydia macht der Hunger neugierig, hier ist ein Thema, das sie interessiert oder das sie zu kennen scheint.
    – Magergeiz, was ist das? Hungern aus Geiz? Geizhafte Anorexie? Kennst du so was? Hab das noch nie gehört.
    Und Haußmann interessiert, dass sich Lydia interessiert, überhaupt umkreisen sich hier zwei, die augenscheinlich Gefallen aneinander gefunden haben. Und alle anderen sind Zeugen, vor allem die alte Frau Armatage, da hört sie zu, auch wenn sie weniger als nichts versteht. Lydia ist froh, einen Neustart zu versuchen, das, was ihr da bis jetzt so angeboten wurde, wollte oder sollte nicht klappen, weder von den Themen her noch von den Männern, oder besser Jungs, Hunger, das ist etwas, wo sie sich auskennt, aber der universelle Hunger, nach Zuwendung, der häufig nur durch ein Defizit an Kommunikationsvermögen den Menschen verwehrt bleibt, Artikulationsmissverständnisse auch, wie soll man Kotze interpretieren, wenn man nur dafür den Mund aufmacht? Schade, dass sich Kotze nicht faxen lässt, und ein Samenerguss wäre beredter.
    – Jetzt geben Sie ihm endlich sein Geld, Frau Armatage.
    Ramses will hier ein Ende finden, damit er das Grüppchen nach Hause schicken kann, bevor die Putzkraft kommt, auch will er anfangen zu schreiben, es häufen sich die Ereignisse seit gestern, er muss sie sortieren und zusammenkleben, irgendwie, eine Chronologie reinbringen, dass jetzt Lydia mit Haußmann oder umgekehrt fl irtet, ist ihm gerade recht, er hatte zwar nie geplant, Haußmann als Teil des Spiels zu sehen, zu benutzen, aber im Gespräch mit dem eifersüchtigen Schlingensief ist ihm diese Möglichkeit, als dritte Ebene, blitzschnell eingefallen, solche Notsituationen gebären oft die erstaunlichsten Lösungen, er hat jetzt eine neue Rolle für sein Stück, eben den Regisseur, mal sehn, wann und ob Leander sich erkennen wird, na, mal sehn, vielleicht lässt er ihn auch wieder fallen, nein, kann er nicht, hat er Christoph als Köder der Besänftigung hingeworfen, er könnte, um Schlingensief zu täuschen, Haußmann einweihen, dass der nur so tut, als sei er ahnungslos, in Wirklichkeit glaubt Schlingensief, der Mitwisser zu sein, und ist der Tor, das wäre eine Möglichkeit, fragt sich nur, wofür, was bringt ihn weiter, was dient ihm mehr? Haußmann ist ein sympathischer Knabe, er mag ihn, sein zerknautschtes Gesicht, das Bübische, einer, der Katzen den Schwanz anzündet, er entwickelt Dinge unkonventionell, das geht schnell, er macht das mit einer »entwaffnenden Charmeoffensive«, Schlingensief ja auch, charmiert die Wagnersippe, er ist halt ein Choleriker, aber der große, ungezogene Junge, ein Dickkopf mit Darmverschluss, also, wen will man als Doppelagenten, als Vertrauten an seiner Seite haben? Er muss sich Listen machen, das Für und das Wider der beiden, er braucht Ruhe, endlich Ruhe, Aska, sie sollte bald kommen und ihn hier loslöten, er kann die Leute natürlich auch nicht einfach so wegschicken, wenn der Wegschickgrund nicht sichtbar ist, das Putzen. Selbst Frau Armatage steht da noch, mit den 160 Euro in der Hand, nass und weich von der Spucke des Hundes ist das Geld, wie Lappen, sie will sie nicht so einfach hergeben, wenn ihr nicht erklärt wird, warum das wer auch immer aus dem Toilettenfenster wirft, man schweift ab, wie üblich, alle haben Zeit, Frau Armatage am meisten offenbar, je älter, desto mehr Zeit, die alte Regel, Uhren sind nur noch Schmuck dann, und sie haben doch eine Bremse, sie reden alle ganz angeregt, Meinungen, Ansichten, Hunger, Magergeiz, warum ist Geiz geil, Matriarchat, McDonald’s, Chicken McNuggets, Doppelwhopper, Knoppers, Guido Knopp, Stuckrad denkt, er muss denken, es klingelt, aber diesmal sein Handy, er rennt ins Schlafzimmer, findet das Telefon neben dem Bett. Hatte er in der Nacht noch telefoniert, gesimst? Es ist Schlingensief.
    – Du, ich muss noch mal kurz bei dir vorbeikommen, geht das, weil, ich hab was vergessen.
    Als er vor den Leuten, aus der Wohnung, aus dem Klo, vor seiner vollkommen

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