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Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition)

Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition)

Titel: Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Bieling
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Beruf.«
    Etwas überrascht erwiderte ich den Gruß. »Angenehm, Waldmann. Aber Sie sollten jetzt wieder zurückgehen.«
    Seine Augen glitten lüstern an mir herab. »So eine attraktive junge Frau hat doch gewiss auch einen wunderschönen Vornamen.«
    Ich spürte das Blut, das durch meine Adern raste, ballte meine Hände zu einer Faust. »Ihre Gattin wird Sie sicher schon vermissen«, erwiderte ich so zuvorkommend wie möglich.
    »Gattin?« Er lachte verlegen. »Wie kommen Sie darauf?«
    Ich deutete auf seinen Finger, an dem sich eine tiefe Kerbe abzeichnete. »Vielleicht sollten Sie Ihren Ring wieder anstecken, bevor Sie zurückgehen.«
    Mit hochrotem Gesicht wandte er sich kopfschüttelnd ab. »Frechheit«, knurrte er. Dann wankte er in Richtung Trauerfeier, in die offenen Arme seiner weiblichen Begleitung.
    Ich blickte ihm hinterher und stellte mir die Frage, warum mich die Männer wie Motten umgarnten? Was zum Teufel war plötzlich so reizvoll an mir?
    »Huhu«, flüsterte Claudia und winkte mich zu sich. Sie hockte neben der Kommandobrücke und rauchte heimlich.
    »Du qualmst?«, fragte ich erstaunt. »Ich dachte, du seist Nichtraucher.«
    »Bin ich auch. Nur wenn ich nervös bin, ziehe ich mir eine von Antonios rein.«
    Jetzt erst roch ich den ungewöhnlichen Qualm der Zigarette. »Du kiffst doch nicht etwa?«
    Sie grinste mich an. »Nur eine harmlose Mischung. Willst du mal?« Sie hielt mir den Joint entgegen.
    »Hast du einen Knall? Wenn Brömme das rausfindet, fliegen wir alle raus.«
    »Sei nicht spießig«, kicherte sie leise.
    Von wegen, spießig! Ich war alles, nur nicht intolerant. Beherzt griff ich danach und warf den Glimmstängel über Bord. Claudia sprang auf und schubste mich. »Ey, was soll das?«
    Unbeeindruckt ging ich wieder hinein.
    Claudia folgte mir. »Dein Freund ist echt cooler drauf«, nörgelte sie.
    Richard? Und cooler? Raucht der etwa auch Gras? Aberdas herauszufinden, hatte ich keine Zeit. Als Brömme mich sah, winkte er mich heran. »Der Sohn des Verstorbenen möchte sich gerne bei Ihnen bedanken.«
    »Wofür?«
    Brömme zuckte mit den Schultern. »Ich vermute, weil Sie ihm Erste Hilfe geleistet haben.«
    Ja, sicher! Und gewiss will er meine Handynummer, um mir einen fotogenen Blumengruß zu schicken. Mir war mit einem Male elend zumute. »Ich weiß nicht. Muss das sein?«
    Brömme zog die Augenbrauen hoch. »Frau Waldmann, ich bitte Sie. Immerhin leben wir vom guten Ruf und der Weiterempfehlung unserer Trauergesellschaften. Und denken Sie nur an den misslichen Vorfall von vorhin.«
    Ich atmete tief ein. »Also schön.« Dann schritt ich tapfer auf Hendrik Zapf zu, der sich mit dem Pfarrer ans Kopfende des Tisches positioniert hatte. Der Pfarrer läutete das Tischglöckchen. »Verehrte Trauergemeinde, ich bitte um einen Augenblick der Ruhe und übergebe das Wort an den Sohn des Verstorbenen.«
    Hendrik Zapf schob mich vor sich. »Liebe Freunde und Familie, ich möchte mich vorab für eure Anteilnahme bedanken. Ferner möchte ich dieser jungen Frau für ihre Aufmerksamkeit und die nette Unterstützung bei der Bestattung meines Vaters danken.« Er schwenkte sein Glas in die Höhe und blickte mich an. »Vater hätte Sie gemocht, da bin ich mir sicher.« Dann wand er sich wieder der Familie zu. »Auf die sympathischste Augenmedizinerin, die ich kenne, und natürlich auf meinen Vater, Alfred Zapf. Möge seine Seele in Frieden ruhen. Prost.« Er setzte das Glas an die Lippen und nippte daran. Die anderen taten es ihm gleich, während der charmante Redner die Grenzen überschritt und mich auf die Wange küsste.

Alkohol ist auch kein Ausweg
    »Boa, die hat gesessen.« Antonio bäumte sich auf und spielte die peinliche Szene nach. »Das hat geklatscht, sag ich dir.«
    Richard verfolgte das Schauspiel mit aufgesperrtem Mund. »Und was ist dann passiert?«, fragte er, mir zugewandt.
    »Das Glas ist ihm aus der Hand gefallen«, erwiderte ich mürrisch.
    »Und Brömme ist vor Wut fast vom Boot gesprungen«, feixte Claudia. »Sein Gesicht hättest du sehen sollen. Von Rot bis Violett im Zeitraffer.«
    »Das war doch nur aus Reflex«, versuchte ich meine Ohrfeige zu rechtfertigen. Aber wie üblich hörte mir niemand zu.
    Richard kicherte mit vorgehaltener Hand. »Ihr hättet sie mal auf der Theaterprobe im letzten Jahr erleben sollen. Eine Furie in High Heels wäre untertrieben.«
    »Ach ja? Erzähl«, sprang Antonio darauf an.
    Ich kniff Richard, so fest ich konnte, in den Oberarm. »Du alte

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