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Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition)

Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition)

Titel: Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Bieling
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oder um Männer, die ihm gefielen.
    Richard trat näher und reichte Hendrik distanziert die Hand. Richard und distanziert? Mensch, Richy, hier steht ein ganzer Kerl vor dir! In all den Jahren hatte Richard sich keine Gelegenheit entgehen lassen, wenn es darum ging, einem Mann näher als auf Flohspringweite zu kommen. Wie weit springen diese kleinen Biester eigentlich? Ich vermutete, so um die dreißig Zentimeter.
    Richard wich den Blicken von Hendrik aus. »Ich nehme deine Tasche mit, Rapunzel.« Dann griff er mit den Worten »War schön, Sie kennengelernt zu haben« nach meiner Reisetasche und verschwand damit im Hauseingang des Berliner Altbauhauses.
    Hendrik sah mich erstaunt an. »Sagte er Rapunzel?«
    Verdammt! Rich, du alte Plappertasche. »Ja, sagte er.«
    Durch Hendriks Gesicht fuhr ein verkniffenes Lächeln. »Dein bester Freund nennt dich Rapunzel?«
    Ich atmete tief die Stadtluft ein. Es war an der Zeit, Hendrik von meinem Ziel zu erzählen. Natürlich in Kurzform. »Also«, begann ich, wobei ich mich ins Auto beugte, um Füchschen zu verabschieden. »Ich will Schauspielerin werden und besuche eigentlich die Berliner Schauspielschule, anstatt auf Bestattungen zu servieren, wenn da nicht dieser dumme Unfall gewesen wäre.« Der dreibeinige Fuchs brachte ein Winseln hervor. Ob er spürte, dass dies ein Abschied war?
    Hendrik sah mich fragend an. »Unfall? Ich meine, was hat das mit dem Namen zu tun?«
    Ich kraulte Füchschens Kopf, der die Größe eines mittlerenYorkshire Terriers hatte. »Können Füchse Leid ausdrücken? Also jaulen so wie Hunde?«
    »Ja«, erwiderte Hendrik ungeduldig. »Aber lenk nicht ab.«
    Ich schloss die Tür des Wagens und umarmte ihn. »Wo war ich stehengeblieben?«
    »Beim Unfall und dem Namen Rapunzel.« Er schwang die Hände um meinen Rücken und zog mich zu sich heran. »Raus damit!«
    »Ach ja, da gibt es eigentlich gar nicht viel zu erzählen. Meine Haare waren bis vor kurzem so lang.« Ich zeigte auf meine Waden. »Und außerdem habe ich ein Berufsziel, ich will das beste Rapunzel aller Zeiten spielen, auf der Theaterbühne, verstehste? Und der Unfall …« Ich winkte ab. »… war eh nur fingiert, eine üble Abzocke von einem Wichtigtuer.«
    »Interessant«, sagte er mit einem ahnungslosen Grinsen. »Falls du mir irgendwann mal mehr erzählen möchtest, bin ich da.« Dann drückte er seine Lippen auf meine und küsste mich innig.
    »Wofür war dieser Kuss?«, fragte ich überrascht.
    Doch Hendrik legte seinen Finger auf meinen Mund. »Pst«, säuselte er, bevor er mich erneut küsste, eindringlich wie noch niemals zuvor.
    Ach Berlin, wie hab ick dir vermisst! Ich streckte meine Beine aus und lehnte mich entspannt in der ausgefransten Hollywoodschaukel zurück. Elke hatte sie mal auf einem Sperrmüllhaufen entdeckt und sie gewissermaßen vor dem Schreddertod bewahrt. Seitdem stand sie auf der Dachterrasse, hoch oben auf dem alten Berliner Bau, mit Blick über die Zugstation und die Bahngleise. Richard setzte sich neben mich. Er trug lilafarbene Flip-Flops. Mit Absätzen?Etwas neiderfüllt beugte ich mich hinab. Von Dior? Genau solche, wollte ich auch immer. Ich griff danach.
    »Hey, lass das«, kicherte Richard und zog jovial seine Füße weg.
    Dass er kitzelig war, wusste ich nur zu gut. Wir alberten etwas herum, so wie in alten Zeiten. Alte Zeiten! Gott, es war doch erst einige Wochen her. Aber es erschien mir wie eine Ewigkeit. Und auch sonst hatte sich in der Wohnung einiges verändert. In meinem Zimmer stand ein CD-Ständer, den ich nicht kannte, und auf meinem Tisch lag ein Rechner. Auch hatte irgendwer Bettwäsche aufgezogen, die wie eine Zeitungsseite aussah. Hallo? Wer bettet sich schon auf die Berliner Tagespresse?
    Ich lächelte stumm vor mich hin. Bestimmt hatte Sarah mich überraschen wollen, oder Elke hatte schlichtweg die Bettwäsche verwechselt.
    »Dieser Hendrik ist also Tierarzt«, begann Richard mit seinem Verhör. Dabei rührte er mit seinem Strohhalm im Erdbeershake herum. »Und was verdient er so?«
    »Was weiß ich. Er wird schon irgendwas verdienen.«
    Richard blickte mich entsetzt an. »Irgendwas? Na hör mal, du musst doch wissen, worauf du dich einlässt, Süße. Oder willst du am Ende noch für einen Möchtegernmediziner aufkommen?«
    »Wieso aufkommen?«, fragte ich irritiert. »Schließlich sind wir ja nicht verheiratet.«
    »Heutzutage reicht es schon, wenn man mit jemandem zusammenlebt. Einmal geirrt, und schwupps hast du den finanziellen

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