Rasant und Unwiderstehlich
SMS-Eingang
BrandonBuchanan:
hallo, liebe mitverdächtige. wie geht es dir?
SageFrancis:
ganz okay … dreh allerdings schon ein bisschen am rad …
BrandonBuchanan:
darum melde ich mich. geteiltes leid ist halbes leid.
SageFrancis:
du meinst, wir sollten uns alibis für morgen zurechtlegen?
BrandonBuchanan:
mehr können wir nicht tun, richtig?
SageFrancis:
richtig. ich kratz dir deinen rücken, wenn du meinen kratzt.
BrandonBuchanan:
das würde mir gefallen. könnte deinem rücken auch’ne sanfte massage anbieten. kommst du heute abend zur party?
SageFrancis:
aber sicher doch!
15
Während der Besuchszeit in den Wohnhäusern des anderen Geschlechts müssen die Türen die gesamte Zeit offen bleiben
Brett klopfte so heftig an Karas geschlossene Zimmertür, dass ihre perlenbesetzten türkis-roten Armbänder klimperten. Yvonne Stidder hatte auf Karas Täfelchen vor der Tür eine Nachricht gekritzelt: Sie wollte wissen, ob Kara Lust auf Mittagessen hätte. Komisch – über dem ganzen jüngsten Irrsinn hatte Brett fast vergessen, dass irgendwer außer Kara und den anderen Üblichen Verdächtigen überhaupt existierte.
Die vergangenen paar Tage hatten Brett an die deckenhohen Aquarien erinnert, die im Eingangsbereich des Pseudo-Herrenhauses ihrer Eltern herumstanden. Man merkte immer, wenn einer der Guppys oder Regenbogenfische krank war, weil die anderen Fische ihn dann mieden, als ob ihm der Geruch des Todes anhaftete. Brett kam sich wie so ein kranker Fisch vor. Aber da war sie nicht die Einzige. Hinter geschlossenen Türen oder vorgehaltener Hand schlossen die anderen »Verdächtigen« Allianzen, da war sich Brett ganz sicher. Alte Freundschaften und geleistete Gefallen wurden aufgewärmt und beschworen, um sich vor dem zu schützen, was Dekan Marymount an Groll über sie auszuschütten drohte. Und genau darum brauchte sie jetzt Kara. Seit ihrem kleinen Gefecht mit Mr Tomkins gestern war sie ziemlich in Panik und wollte absprechen, was sie dem Dekan erzählen würden.
»Herein.«
Sie stieß Karas Tür auf. Heath Ferro lag ausgestreckt neben Kara auf dem Bett, den Kopf in ihrem Schoß, und sie flocht ihm das schmutzig blonde Haar. Hallooo???
Heaths kleiner Protegé lümmelte in dem blauen Vinyl-Sitzsack in der Ecke, die Füße auf der Fensterbank, ein aufgeschlagenes Batgirl -Heft vor dem Gesicht. Wahrscheinlich versuchte er, sich vorzustellen, wie Batgirl ohne ihr Kostüm aussah. Aus Karas Sounddock wummerte ein Beastie-Boys-Song, und jeder schien still von dem eingenommen zu sein, was er oder sie gerade trieb. Angesichts der heiteren, heimeligen Szene hätte es Brett nicht verwundert, wenn als Nächstes klassische Musik ertönt wäre.
»Noch ein Gebet, das erhört wurde.« Heaths Augen leuchteten auf. Er richtete sich auf, den halben Kopf voll abstehender Zöpfchen, und rutschte rasch zur Seite, um zwischen sich und Kara Platz auf der Batgirl-Decke zu machen.
Brett nahm zögerlich Platz. »Und?« Sie sah erst Kara und dann Heath an. »Was treibt ihr gerade so?« Seit wann hielten Kara und Heath Zopfflecht-Sessions ab?
»Ich fungiere als Beraterin für die Party heute Abend.« Kara lächelte und zog die Beine unter sich. Sie trug einen getupften Volantrock, der sich wie ein Tutu über die Decke gebreitet hatte. »Heath hatte ein paar äußerst wichtige Fragen, die es zu beantworten galt«, fügte sie hinzu und wandte sich an Heath, der ihr zuzwinkerte. In dem Waverly-T-Shirt, das er trug, seit Marymount die Verdächtigenliste verschickt hatte (ein nicht ganz ernst gemeinter Versuch, so etwas wie »Schulgeist« zu zeigen), und in seinen abgewetzten Citizens-of-Humanity-Jeans sah er wie der Inbegriff eines Internatsschülers aus.
»Findet ihr nicht, dass wir lieber unsere Alibis planen sollten statt ein Besäufnis?« Brett stand wieder auf. Sie zog ihre weiße durchgeknöpfte Bluse von Reyes zurecht und drehte sich zu Kara und Heath auf dem Bett um.
»Eine Party sticht eine Gerichtsverhandlung meiner Meinung nach immer aus«, sagte Heath mit trägem Grinsen und kratzte sich durch das T-Shirt den Bauch. »Komm schon, diese Marymount-›Liste‹ ist doch Schwachsinn.« Bei dem Wort Liste machte er Gänsefüßchen in die Luft. »Ich seh’s als das, was es ist: eine super Entschuldigung, sich zu betrinken und den Unterricht zu schwänzen.« Er streckte Sam die Hand zum Abschlagen hin. »Stimmt doch, Junge!«
Brett starrte ihn nur
Weitere Kostenlose Bücher