Rashminder Nächte 3 (German Edition)
Bester?“, fragte Naxander in jenem fürsorglich-verständnisvollen Tonfall, für den Eryk ihn aus tiefster Seele hasste. „Dein Leiden hat schon bald ein Ende.“
„Bitte, Ihr habt es geschworen, Herr! Ihr habt geschworen, dass Eryk nichts geschieht!“, schrie Kaiden jämmerlich.
„Falsch. Ich habe geschworen, Eryk nicht anzurühren. Nun, das werde ich auch nicht tun, weil du es übernimmst. Genug jetzt.
Sklave: Töte ihn!“
Eryk verfolgte äußerlich ungerührt, wie Kaiden widerstrebend auf ihn zukam, mit einem Dolch in der Hand, den Neko ihm aufgezwungen hatte. Kaiden bewegte sich, als würde er zugleich von hinten geschoben und von vorne zurückgedrängt. Er zitterte am ganzen Körper, hielt den Kopf so tief gesenkt, dass sein Gesicht nicht zu erkennen war. Angstvolle Laute bezeugten den Kampf zwischen seinem Willen und dem Fluch. Schließlich sank er vor Eryk auf die Knie. Ihn so leiden zu sehen zerriss Eryk das Herz. Wie gerne hätte er ihn umarmt, ihn getröstet und beschützt vor all diesem Wahnsinn!
Zitternd und schluchzend kämpfte Kaiden eine verlorene Schlacht. Eryk musste den Blick abwenden, doch seine Ohren konnte er nicht verschließen.
„Beeil dich einfach“, wisperte er rau. Er hatte Angst, zu gut erinnerte er sich an das Gefühl von kaltem Stahl in seiner Brust. Auf den Tod warten zu müssen machte es allerdings nicht besser. Es kostete ihn bereits seine ganze Kraft, still zu halten und aufrecht zu bleiben, obwohl seine Instinkte ihn anbrüllten zu fliehen. Sein Herz schlug so rasch und hart, dass jeder einzelne Schlag schmerzte.
„Da-darf ich …“, presste Kaiden mühsam hervor, den Dolch bereits erhoben.
„Sprich!“, befahl Naxander mit amüsiertem Unterton. Eryk hätte ihn dafür noch mehr gehasst, wenn das möglich gewesen wäre.
Kaidens Muskeln erschlafften, der Zwang zu töten war offenbar aufgehoben.
„Darf ich ihn ein letztes Mal küssen?“, wisperte er gebrochen.
Hastig biss Eryk sich auf die Lippen, um nicht vor Verzweiflung zu schreien.
„Aber sicher doch. Wage bloß kein falsches Spiel mit mir. Das ist ein Befehl!“
Kaiden fuhr zusammen wie unter einem Schlag. Erst einen langen Moment später richtete er sich etwas auf und begegnete Eryks Blick. Sein triumphierendes Grinsen und der blitzende Schalk in den grünen Augen hätte ihn fast umgeworfen.
Er spielt! Das ist gespielt!
Schon schmiegte sich der vertraute Körper an ihn. Kaiden umarmte ihn, klammerte sich an ihn, als würde er sonst untergehen.
„Nicht Mitternacht. Tagesanbruch bringt die Wende.“
Hatte Kaiden das geflüstert oder war das einer seiner Gedanken?
Hände gruben sich in verzweifelter Geste in sein Haar. Kaiden küsste ihn, hastig und ungestüm, bevor er ihn erneut umarmte.
„Du musst schnell sein“, hauchte er. Eryk spürte, wie der Dolch über seinen Arm glitt, den Strick fand, der seine Hände fesselte und diesen mit einem Ruck durchtrennte. Kaiden schnitt ihn dabei, doch Eryk kümmerte sich nicht darum. Er brauchte seine ganze Konzentration und Kaidens Hilfe, um seine Position nicht zu verändern. Seine von der Zwangshaltung tauben Arme wollten nach vorne rutschen, was ihn verraten hätte.
„Drei“, wisperte Kaiden, der wie ein Bewusstloser an ihn lehnte und immer wieder laut aufschluchzte.
Eryk atmete tief durch.
„Zwei.“ Der Dolch wurde in seine Hand geschoben. Probehalber bewegte Eryk die Finger und war erleichtert, dass er sie einigermaßen kontrollieren konnte.
Naxander stand genau vor ihm. Keine zwei Schritt entfernt. Der wirkte nachdenklich und starrte auf Kaidens Rücken hinab. Spürte er, dass etwas nicht stimmte?
Eryk biss die Zähne zusammen – keine Zeit für Fehler, es würde keinen zweiten Versuch geben. Jene von allem losgelöste Ruhe kam über ihn, wie stets in solchen Momenten. Sein elendig schmerzender Körper, die Todesangst, die noch größere Angst um Kaiden, sein Hass auf Naxander – alles gleichgültig.
„Ich liebe dich“, sagte er so leise, dass er selbst nicht wusste, ob er es tatsächlich ausgesprochen hatte.
Kaiden beiseite stoßen, den Dolch schleudern und wild „EINS!“ brüllen war eine einzige Bewegung.
Naxander blieb keine Zeit für Reaktionen. Seine Augen weiteten sich verblüfft im Schein der Fackeln, als er auf den Dolchgriff starrte, der mitten aus seiner Brust herausragte. Haltsuchend blickte er um sich, aber keiner seiner Leute rührte sich, ihm zu helfen.
Eryk sah, dass die Wunde zwar tödlich war, doch es würde zu
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