Rashminder Tage 3 (German Edition)
jemanden mit so viel Macht wirkte, er war so klein und geradezu schmächtig … Der harte Blick zeigte allerdings, dass er kein bisschen schwach war.
„Ja, ich dachte mir bereits, dass ihr beide leichtsinnige Fehler gewesen seid. Dich hätte ich nach der siebten oder achten Runde erlösen müssen.“ Er nickte Cael zu. „Und dich hätte ich auch umbringen sollen, als noch Gelegenheit dazu war.“
„Möchtest du mir in die Augen sehen, wenn ich dich in die Niederhöllen schicke?“, fragte Cael betont höflich. Natts Blick flackerte. Cael sah die Unruhe, mit der er sein Kampfmesser umklammert hielt, war sich allerdings sicher, dass Natt durchhalten würde. Er war trainiert, sich zu beherrschen. Er selbst würde nicht durchdrehen, das war gewiss. Bei Mord würde Cael wohl nie versagen.
„Nicht unbedingt“, erwiderte Karchos nach kurzer Gedankenpause. „Mir wäre ein Stich ins Herz lieb, falls ich wählen darf.“ Seltsam, dass er nicht um Hilfe schrie – obwohl, nein, Karchos war nicht der Mann dafür. Er war so erfolgreich geworden, weil er niemals um Hilfe gerufen hatte, sondern sich nahm, was er brauchte. Karchos war ein Einzelgänger, die Bande hatte er stets als Werkzeug für seine Raubzüge genutzt. Ein echtes Wiesel eben … Dieser Mann würde aufrecht in den Tod gehen.
„Nun macht schon“, zischte Natt.
„Tut mir leid, ich werde die Kehle nehmen. Damit du nicht zu laut wirst, du weißt ja.“ Cael kniete hinter Karchos nieder, packte ihn an den Haaren und zog seinen Kopf ruckartig in Nacken, sodass sich ihm der Hals ungeschützt präsentierte.
„Nur eine Frage noch“, sagte Cael, das Messer bereits erhoben. „Wo ist Varel?“
„Was hab ich davon, es dir zu verraten?“, presste Karchos mühsam hervor. Seine Angst war nun sichtbar, er konnte sich nicht mehr ruhig im Wasser halten, seine Hände ruderten Halt suchend umher. Instinkte, die er dennoch kontrollierte.
Hass kochte in Cael. Er wollte dieses Schwein schlachten! Doch auch er musste sich beherrschen. Das hier war eine Aufgabe, die es zu erfüllen galt, kein persönlicher Rachefeldzug! Er atmete bewusst ein und aus, bevor er angestrengt lächelnd erwiderte:
„Ich werde schnell und tief schneiden, wenn deine Antwort mich überzeugt.“
„Gut.“ Karchos mühte sich sichtlich zu schlucken. Es war würdelos, nackt in einem Wasserbecken abgeschlachtet zu werden, andererseits würde er so eine saubere Leiche abgeben. Sauberkeit war ihm immer so wichtig gewesen …
Cael verjagte die zynischen Gedanken. Er hatte kein Mitleid mit seinem Feind, er wollte einfach nur so schnell wie möglich weg von hier.
„Varel wurde von Naxander mitgenommen, er ist in Irtrawitt. Ich weiß nicht warum. Der Bastard hat’s eng mit Naxander.“
„Irtrawitt ist groß, geht es ein bisschen genauer?“ Cael setzte das Messer an. Irres Gelächter hallte in seinem Kopf wider. Bilder von Blut, das über weiße Haut strömte. Er drängte alles zurück.
„Palast des Layn, schätze ich. Wenn ich nun bitten dürfte?“ Karchos schloss die Augen, er war bereit.
Auch Cael presste die Lider zusammen. Er sah das Messer vor sich. Sah, wie es sich in den bleichen nackten Körper rammte. Wieder und wieder und immer wieder. Sah, wie er Karchos mit der freien Hand die Kehle zudrückte, damit dieser nicht schrie. Sah das Zucken, fühlte, wie diese Made sich unter ihm wand, bis das letzte bisschen Leben in das heiße Wasser versickert war …
Natt beobachtete, wie sein Gefährte mit sich kämpfte und den Sieg letztlich davontrug.
Cael hielt Wort, er ließ Karchos nicht unnötig leiden, was überraschend, ja, bewundernswert war. Ob er selbst auf seine Rache hätte verzichten können, wäre er an Caels Stelle gewesen? Es befriedigte Natt nicht, zu beobachten, wie das Blut hell aus dem Schnitt strömte , es würde aber vielleicht gegen die Albträume helfen, mit absoluter Sicherheit zu wissen, dass sein Peiniger tot war. Karchos’ Körper krampfte im Todeskampf. Seine Luftröhre war zerfetzt, er konnte nicht schreien. Trotz allem dauerte es gewiss zwei Minuten, bis es vorbei war und erst jetzt ließ Cael ihn los, sodass das verzerrte Gesicht nicht länger sichtbar war.
Cael wischte sich gelassen die Hände an dem Tuch ab, das für Karchos bereit gelegen hatte, nahm sich sogar die Zeit, seine Klinge zu reinigen.
„Irtrawitt also.“
„Gehen wir sofort?“, fragte Natt. Es fühlte sich richtig an. Karchos war tot. Die Welt war nun ein besserer Ort zum
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