Rashminder Tage 3 (German Edition)
leben.
„Hm, ich dachte, wir holen Piatra da raus und schleppen sie ohne Umweg nach Rashmind ins Hauptquartier. Wozu zwei Mal laufen?“
„Nach dir.“ Natt löschte die Laternen und anderen Lichter bis auf eine einzelne Kerze und schloss die Tür. Kein Grund, die Bande allzu früh auf das Ableben ihres Anführers aufmerksam zu machen.
~*~
Es war überraschend problemlos gewesen, Piatra mitten im schönsten Tanz zu entführen. Sie hatten sie im Hauptquartier abgesetzt und dann eine Stunde damit verbracht, sich umzuziehen und ihre Ausrüstung aufzustocken. Da keiner der beiden Larks vor Ort war, marschierten sie direkt durch nach Irtrawitt. Sie konnten jetzt in der Nacht nicht viel ausrichten, wollten sich aber schon einmal orientieren. Wie geplant landeten sie in Sichtweite des Palastes und begutachteten sorgfältig die Lage.
„Dort!“, flüsterte Natt und wies auf den Schatten eines Wächters, der so stand, dass seine Kameraden ihn nicht sehen konnten.
Kurz verständigten sie sich mit Handzeichen, dann schlich Cael an den Mann heran und überwältigte ihn nahezu lautlos. Rasch schleifte er ihn zu Natt hinüber, gemeinsam verschleppten sie ihn ein gutes Stück weit vom Palast weg, sodass man sie nicht hören konnte.
„Wenn du schreist, bist du tot!“, drohte Natt. Der junge Mann hockte am Boden, er wirkte verängstigt und war noch benommen von dem Schlag gegen seinen Kopf. Natt drückte ihm eine Trickmurmel in die Hand, während Cael hinter ihn trat, ihm den Kopf zurückriss und ein Messer an die Kehle drückte. Einen Moment lang flackerte Karchos’ Gesicht vor Natts Augen. Ein Bild, über das er zufrieden lächeln konnte. Dieser Junge hier hingegen sollte nicht so enden, dachte er, bevor er sich auf seine Aufgabe konzentrierte.
„Knuddeldiekatz!“, flüsterte Natt. Er hasste das Wort! „So, mein Freund, hier ein paar Fragen: Wo ist der Layn?“
„Weg! Er ist unterwegs zum Eisenpass, nach Onur, seit gestern schon“, stammelte der Wächter mit dem seltsamen hiesigen Akzent, der hart und kehlig klang. Seine wirren Gedanken, die Natt über die Trickmurmel empfing, bestätigten die Worte.
„Er hat viele Krieger bei sich, ein großes Gefolge, ihr könnt ihn nicht angreifen!“
Das war gelogen, der Layn hatte lediglich zehn Mann als Leibwache dabei, außerdem Maggarn – Natt musste sich zusammenreißen, Hass war ein zu geringes Wort für das, was er für diesen Kerl empfand! Nur allzu gerne würde er ihn mit bloßen Händen in Stücke reißen.
Die Gedankenflut, die über ihn hinwegströmte, verriet ihm außerdem, dass Händler aus Irtrawitt sich angeschlossen hatten. Eines der verschwommenen Gesichter, an die der Wächter sich erinnerte, hatte entfernte Ähnlichkeit mit Varel, da er die auffällige blaue Tätowierung an der rechten Wange besaß, die für Farkländer typisch war, dazu rotblondes schütteres Haar. Diese Farbe kannte man in Irtrawitt, wo fast alle Menschen dunkle Haare und Augen besaßen, praktisch gar nicht.
Natt nickte seinem Kampfgefährten zu, als die Gedanken sich Frau, Kindern und den kranken Eltern des Mannes zuwandten, die alle von ihm abhängig waren. Mehr Nützliches würden sie aus dem Burschen nicht herausholen können.
„Ztakeidelddunk!“
„Bitte, tötet mich nicht!“, bettelte der Mann panisch.
„Halt’s Maul.“ Gelassen verpasste Cael ihm einen heftigen Schlag in den Unterleib, der ihn für die nächste halbe Stunde außer Gefecht setzen würde. Sicherheitshalber fesselten sie ihm Hände und Füße dergestalt, dass er sich würde befreien können, aber eine ganze Weile damit beschäftigt sein würde; anschließend überließen sie ihn seinem Schicksal und bewegten sich außer Hörweite.
„Varel ist dabei, alle sind beritten. Irgendwann gegen Spätnachmittag scheinen sie aufgebrochen zu sein, wenn ich richtig gesehen habe“, flüsterte Natt.
„Das macht rund fünf Meilen gestern und zwischen zwanzig bis dreißig Meilen heute, falls sie ihre Pferde nicht zwischendurch wechseln oder übermäßig antreiben“, erwiderte Cael.
„Gut. Ich bringe uns also dreißig Meilen Richtung Eisenpass, und sobald die Sonne aufgeht, suchen wir die Spuren, bis wir sie aufgestöbert haben.“
Sie wollten vor Ort entscheiden, ob sie Varel aus dem Hinterhalt töten und dann rasch fliehen würden oder sich auf reines Beobachten beschränken wollten, bis sie wussten, was der Magier überhaupt hier zu suchen hatte.
Einen kurzen Marsch durch den Raum der Türen
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