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Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition)

Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Gustmann
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kauerte.
    Er kostete
seine Machtposition genüsslich aus und fuhr fort: »Ich bin schon so oft in Ihrer
Wohnung gewesen, dass ich es nicht mehr zählen kann, nicht nur die zwei Male, von
denen ich Sie hab wissen lassen, dass ich da war. Ich habe Sie in der Nacht oft
stundenlang beobachtet, als Sie krank waren und Fieber hatten. Als Sie sich hin
und her gewälzt und sogar im Traum gesprochen haben.« Dräger hob die Augenbrauen.
»Ach, wissen Sie eigentlich, dass Sie nachts im Schlaf quatschen? Ist echt lustig.
Okay, gestern war ich nicht da. Die Idee mit den Glöckchen war gar nicht so dämlich.«
    »Verdammt.
Wie können Sie das wissen? Haben Sie Kameras in meiner Wohnung?«
    Dräger hob
die Schultern und grinste.
    »Wer weiß?
Sie werden keine Gelegenheit mehr haben, es herauszufinden.« Drägers Überheblichkeit
kannte keine Grenzen. Er trat dicht an Pohlmann heran und ließ ihn seinen fauligen
Mundgeruch riechen. »Außerdem ist alles, was Sie tun, ja so vorhersehbar.
Ich kannte alle Ihre Schritte im Voraus, Ihre Recherche in Berlin und in Lüneburg.
Ich war Ihnen in dem Wäldchen, als Sie Emmi gesucht haben, dicht auf den Fersen
und hätte Sie jederzeit kaltmachen können.«
    »Verdammt,
warum haben Sie es nicht getan?«
    »Weil das
nicht so viel Spaß gemacht hätte, Sie aus dem Hinterhalt zu erstechen. So ist es viel lustiger. So wie heute. Ich wollte Sie hier haben. Alle
drei auf einen Streich.« Dräger machte eine kleine Pause in seinen diabolischen
Betrachtungen. »Tja, eigentlich müsste ich mich noch bei Ihnen bedanken – Sie haben
mir den Priester und Emilie auf dem Präsentierteller serviert. Das haben Sie echt
gut gemacht.«
    Martins
Wut stieg ins Unermessliche. »Sie sind wirklich irre, Dräger. Und dann der Scheiß
mit den Federn! Bei jedem Opfer eine weiße Feder zu hinterlassen. Wie albern ist
das denn?«
    Dräger schnaubte
pikiert. »Ist doch jetzt egal. Hab ich mal in der Glotze gesehen, dass ein Killer
’ne Rose dagelassen hatte. Fand ich ganz witzig, obwohl ich Blumen hasse. Aber Federn?
Federn von Tauben, die Idee fand ich geil.«
    Pohlmann
schüttelte resigniert den Kopf.
    »Mann, Sie
sind echt krank. Dagegen sind die Leute auf Ihrer Station kerngesund.«
    »Krank –
gesund. Wer zieht denn da die Grenzen? Wer bestimmt denn, was gesund ist und was
krank? Wer hat denn das Recht aufzuschreiben, wann einer krank ist und welche Pillen
der braucht?« Dräger sah zu Emilie. »Apropos Pillen. Emilie. Wie geht es Ihnen eigentlich?
Hatten Sie heute schon Ihre Pillen, die Ihnen der Professor verordnet hat?«
    Emilie zuckte
mit den knochigen Schultern. Sie ließ Dräger und die Dinge, die er in den Händen
hielt, nicht aus den Augen. Das Werkzeug, das er in der Linken hielt, war ihr aus
frühen Kindertagen bekannt.
    Dräger sah
sie scharf an. »Geht es Ihnen nicht besser, wenn Sie den ganzen Scheiß weglassen?«
Er wandte sich Pohlmann zu. »Hast du ihr heute schon was gegeben oder gestern?«
Martin dachte nach. Er schüttelte den Kopf.
    »Sehen Sie.
Das habe ich mir gedacht. Sie haben es versaut. Haben die Anweisungen von Dr. Schillig
in den Wind geschlagen. Hatte sie einen Anfall inzwischen oder sogar zwei?«
    Martin nickte.
Er fühlte sich überführt.
    »Das macht
nichts. Die kriegt sie nämlich mit und ohne Pillen. Hab ich alles schon ausprobiert.
Keine Ahnung, wie sie das macht, aber wenn sie auf eine bestimmte Sache keinen Bock
hat, stellt sie sich tot und blendet alles aus. Hat bisher immer geklappt, um in
Ruhe gelassen zu werden. Ganz schön clever, die Emmi. Na ja. Hat sich ja auch bald
erledigt.« Dräger drehte sich zu Emilie um und fixierte sie mit finsterem Blick.
»Kannst es bestimmt kaum erwarten, ’nen Abgang zu machen, oder? Hast es ja schließlich
oft genug versucht. Haste deinem neuen Freund schon mal deine Arme gezeigt?« Dräger
lachte auf. »Du hattest aber auch immer ein Pech. Niemand wollte dich in Ruhe sterben
lassen. Aber ich bin da anders, mein Schatz. Ich bin dein wahrer Freund.
Bei mir kannste dich drauf verlassen, dass es klappt. Hab alles vorbereitet. Kriegst
am Ende, wennste nicht mehr kannst, ’ne feine Spritze. So eine, die man dir schon
vor 65 Jahren verpassen wollte. Heute ist dein Glückstag.«
     
    Emilie zitterte in der kalten Ecke
des Verlieses und blickte von unten zu Dräger auf wie ein verängstigter Hundewelpe.
In allem, was ihr ehemaliger Pfleger sagte, steckte eine merkwürdig verzerrte Wahrheit,
doch wie er es sagte, gefiel ihr nicht. Zu Anfang, als

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