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Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition)

Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Gustmann
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einem
mordenden Monster befreit hatte. Dass er eine gehörige Portion Glück gehabt und
als Bulle eine ganze Liste von Fehlern begangen hatte, mussten sie ja nicht wissen.
Für sie war er ihr Held, den die Medien für einen Tag hochleben ließen.
    Er selbst
hätte sich keinen Lorbeerkranz aufgesetzt. In seinem Kopf befand sich ein ähnliches
Chaos wie in seiner Wohnung, und er wusste nicht, wie sich ein Aufräumen gestalten
sollte. Genau genommen, war der Fall für ihn noch lange nicht gelöst. Er brannte
darauf, die Akten, die er in Drägers Schreibtisch gefunden hatte, gründlich zu studieren.
Er wollte Beweise finden, um die Hintermänner hieb- und stichfest überführen zu
können, und er wollte altes Unrecht gesühnt wissen. Was war mit Wegleiter senior?
Hatte er sich am Genozid beteiligt oder nicht? Dass Dr. Fürst als Euthanasiearzt
in Lüneburg tätig war, stand seiner Meinung nach zweifelsfrei fest. Doch würde auch
dem Staatsanwalt all dies reichen, um nach so vielen Jahren Recht sprechen zu können?
Würde ein Schuldspruch für die Täter die Seelen der Opfer befreien?
    Nachdem
Martin vom Stationsdrachen eine Spritze mit morphinähnlicher Wirkung erhalten hatte,
ließen die Schmerzen nach. Er bemühte sich, einen klaren Gedanken zu fassen, was
unter diesen Umständen noch schwieriger war. Die Schwester brachte ihm die aktuelle
Ausgabe des Hamburger Abendblatts. Pohlmann fand sich im Lokalteil auf Seite eins
und erschrak über sein dort veröffentlichtes Foto.
    Gegen zehn
Uhr bekam Martin den nächsten Besuch, über den er sich freute: Sein Freund Werner
Hartleib schlich ins Zimmer. Hartleib wusste, dass Martin nichts für Blumen im Krankenzimmer
übrig hatte, eine Maxitüte von Haribo indes zauberte ein breites Grinsen auf das
Gesicht des Patienten. Ohne zu zögern, riss er sie auf und stopfte Lakritz und Weingummi
in seinen Mund. Unter der Wirkung der Opiate schwieg auch das Jochbein, sodass er
die Süßigkeiten ungehindert genießen konnte. Erst nachdem sein ›süßer Zahn‹ zufriedengestellt
war, bot er Werner den Griff in die Riesentüte an.
    »Hast du’s
schon gesehen?« Werner deutete auf den Fernseher. Martin nickte kauend.
    »Und? Wie
findest du’s? Kannst du damit leben?«
    »Wer hat
der Presse nur das schaurige Foto gegeben?«
    Werner zog
einen Mundwinkel nach oben. »Lag in meinem Büro in der Schublade. Von der Abschlussfeier,
bevor du nach Ecuador gegangen bist.«
    »Hm, ich
weiß. Ich hatte an dem Abend einen in der Krone. Ich sehe auf dem Foto aus wie ein
pubertierender Konfirmand, der sein erstes Bier auf Ex getrunken hat.«
    »Tut mir
leid, ich hatte leider kein anderes. Aber es hat auch einen Vorteil. So wirst du
wenigstens auf der Straße nicht gleich erkannt.«
    »Du meinst,
weil ich jetzt fetter bin und ’ne Matte hab.« Werner grinste verschmitzt.
    »Schon gut.
Hast ja recht. Ich hab’s auch gemerkt. Sobald ich hier raus bin und die Reha hinter
mir hab, werde ich abnehmen. Selbst meine berüchtigte Linke hat Dräger nicht im
Geringsten beeindruckt. Sie prallte an ihm ab, als hätte ihn ein Fünfjähriger gehauen.«
Pohlmann schüttelte den Kopf und starrte an die Decke. »Hätte Feldmann nicht unter
dem Bett den Bleistift gefunden, wäre ich jetzt nicht hier und würde mit dir reden.
Hast du überhaupt eine Ahnung, wie knapp das Ganze war? Der Kerl hätte uns alle
umgebracht, nachdem er uns fast zu Tode gefoltert hätte. Erwischt hat es allerdings
nur mich. Feldmann und Frau Braun hat er zum Glück in Ruhe gelassen. Er kam nicht
mehr dazu. Sobald ich hier raus bin, werde ich mir den Kerl schnappen. Habt ihr
seine Aussage schon zu Protokoll genommen?«
    Werner schwieg,
und erst jetzt fiel ihm ein, dass Martin durch seine Ohnmacht ein großes Informationsdefizit
hatte. Vieles hätte passieren dürfen, doch nicht, dass der Hauptzeuge und Täter
verstarb.
    »Ach ja,
du weißt es noch gar nicht.«
    Pohlmann
verengte das rechte Auge. Nicht genug, dass er hier lag und Schmerzen hatte. Nun
kam auch noch eine Nachricht, die mit Sicherheit nicht positiv sein konnte, so,
wie Werner sie ankündigte.
    »Dräger
hat nicht überlebt. Schöller ist runtergegangen und meinte, er sei gerade gestorben,
als er ihn gefunden hatte.«
    »Was ist
los? Das kann doch gar nicht sein. Dräger hatte keine tödlichen Verletzungen, und
so viel Blut hatte er auch nicht verloren. Okay, es sickerte aus Hunderten kleinen
Wunden von den Dornen und aus dem Auge und er war sicherlich kein schöner Anblick,
aber er

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