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Rasterfrau: Knobels achter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Rasterfrau: Knobels achter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Rasterfrau: Knobels achter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Erfmeyer
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Arzt?«, lautete die weitere Frage.
    »Ich fühlte mich doch nur matt. Es war die berufliche Anspannung«, antwortete die Klägerin.
    »Als Reinigungskraft?«, quiekte Froog und blickte überdrüssig an die Decke des Gerichtssaales.
    Einige Schüler lachten auf. Marie schwieg.
    »Ich stand unter extremer Belastung. Eine Putzstelle nach der anderen«, erklärte die Frau leise. Sie war unsicher.
    »Und deshalb sind Sie zum Arzt gegangen?«, setzte August Froog pointiert nach. »Wenn ich zum Arzt gehe, habe ich ein Petitum«, erklärte er. »Man geht nicht zum Arzt, weil man nur matt ist. In solchen Fällen trinkt man Kaffee. So wäre der normale Lauf der Dinge.«
    Wieder lachten einige.
    Die Klägerin blickte Hilfe suchend ihren Anwalt an.
    »Ein Petitum ist eine Bitte, ein Verlangen, ein Wunsch, eine gezielte Frage«, half der Anwalt vernehmlich laut und warb mit einem Blick zu Froog um Verständnis.
    »Nö«, sagte die Klägerin. »Es war nur, weil ich so schlapp war.«
    »Nö, aha«, wiederholte Froog und gab zu Protokoll, was die Klägerin gesagt hatte. »Wir werden hier noch eine Menge aufzuklären haben«, schnaubte er. »Ich werde einen Auflagen- und Hinweisbeschluss verkünden«, sagte er, bevor er die Parteien und ihre Anwälte mit einer Handbewegung entließ und mit einem Augenaufschlag die Akte schloss.
    Dann trat August Froog hinter der Richterbank hervor und ging auf Marie zu.
    »Sie sind Frau Schwarz, nehme ich an«, sagte er einladend, reichte Marie die Hand und verneigte sich wie ein Kavalier der alten Schule. Er hatte die eine Bühne verlassen und die nächste betreten.
    »Meine Geschäftsstelle hatte Ihr Kommen angekündigt.«
    »Mein Leistungskurs beschäftigt sich gerade mit Berichterstattungen über Gerichtsfälle«, sagte Marie. »Da kam mir die Idee, mit meinen Schülern einen Blick in die Wirklichkeit zu werfen, wenngleich eine Verhandlung vor dem Zivilgericht für Außenstehende nicht so interessant sein dürfte, wie ich gerade feststelle. Ohne Zweifel wäre eine Verhandlung vor dem Schwurgericht interessanter.«
    »Da war ich jahrelang Vorsitzender«, erläuterte Froog.
    »Ich weiß«, antwortete Marie. »Sie waren damals auch Vorsitzender im Prozess gegen Maxim Wendel. Es wurde viel darüber in den Medien berichtet, auch von Ihrer – wie sagt man? – strengen, aber gerechten Verhandlungsführung. Deshalb habe ich mir eine Ihrer Sitzungen für unser Projekt ausgesucht. Ich vermute, dass die Schüler von Ihnen in besonderer Weise etwas darüber lernen können, wie unsere Justiz funktioniert.«
    Froog sog Maries lobende Worte sichtlich ein. Er stand kerzengerade da und hielt seine Hände hinter dem Rücken verschränkt.
    »Es ist ein komplexes System«, antwortete er nichtssagend und war gleichzeitig eigentümlich verzückt.
    »Vielleicht erzählen Sie uns noch ein wenig über den damaligen Fall«, ermunterte ihn Marie. »Meine Schüler haben etliche der Artikel gelesen. Sie sind ganz gespannt darauf, mit Ihnen den Richter kennenzulernen, der Wendel damals hinter Gitter schickte. Ich muss gestehen, dass wir diesen interessanten Fall in der Schule vorbesprochen haben.«
    »Das war ja nicht ich allein«, wiegelte Froog bescheiden ab. »Es war die gesamte Große Strafkammer, der ich allerdings vorsaß.«
    »Sind Ihnen jemals Zweifel an Wendels Schuld gekommen?«, fragte Marie.
    »Zweifel?«, wiederholte Froog ungläubig. »Nein, es war letztlich ein eindeutiger Fall. Historie des Täters, also seine Vorgeschichte, das zufällige Treffen auf diese Studentin, die seine schlummernden Triebe geweckt hat, dann die versuchte Vergewaltigung und der aus Wendels Sicht unglückliche Umstand, bei dieser Tat von einem Zeugen beobachtet zu werden, der ihn erkannt hatte. Als normaler Mensch denkt man bei so einem Triebling ja sofort an eine geistige Macke, die gegen seine Schuld sprechen könnte. Also haben wir pflichtgemäß zu dieser Frage ein Gutachten eingeholt. Aber Wendel war nicht krank im Kopf, sondern nur in seinem Charakter. Er hatte keine Chance. Alles passte, die Beweislage war eindeutig.«
    »Aber der Herr Wendel hat immer gesagt, dass er es nicht war«, meldete sich eine Schülerin aus der ersten Reihe, die gleichzeitig aufzeigte und nicht an sich halten konnte, bis sie aufgerufen wurde. Marie beobachtete sie lächelnd und dachte für Augenblicke daran, dass aus einigen Schülern ihrer Klasse in etlichen Jahren vielleicht Personen wie Froog und Trost geworden sein könnten.
    »Da haben Sie

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