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Rasterfrau: Knobels achter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Rasterfrau: Knobels achter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Rasterfrau: Knobels achter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Erfmeyer
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gemacht«, hatte er gelobt. »Ich bin mir sicher, dass die anderen meine Einschätzung teilen werden. Vorbehaltlich unserer Beschlussfassung gehe ich davon aus, dass Sie in nächster Zeit eine Einladung zur Aufnahme in ›Die Zehn‹ erhalten«, hatte er erklärt. »Vorausgesetzt, Sie wollen überhaupt dazugehören. – Aber wenn das so ist, trennt uns nur noch die formale Aufnahme in unser kleines Netzwerk.«
    »Was heißt das?«, hatte Stephan gefragt.
    »Jeder von uns hat im Rahmen seiner Aufnahme einen kleinen Vortrag gehalten. 20 Minuten in freier Rede über ein Thema unserer Zeit, so wie wir übrigens auch heute noch immer wieder Vorträge halten. Also eine kleine Sache für Sie – und eine Leistung, mit der Sie sich empfehlen können. Wir stehen wechselseitig füreinander ein – und wir leisten auch stets etwas für unsere Gruppe. Parlieren und Partizipieren sage ich immer. Also, Herr Knobel! Ich denke, wir stehen am Anfang eines fruchtbaren gemeinsamen Weges. Und halten Sie mich bitte in der Sache Wendel auf dem Laufenden!«

    Als Stephan ins Wohnzimmer trat, hielt Marie Elisa auf dem Arm. Das Kind konnte nicht schlafen, und es war stets Marie, die sich in dieser Situation um die kleine Tochter kümmerte, auch dann, wenn Stephan zu Hause war. Er setzte sich dazu, etwas schuldbewusst, weil Marie trotz ihrer beruflichen Tätigkeit die Lasten des täglichen Familienlebens mehr schulterte als er.
    »Und?«, fragte Marie. »Gehörst du jetzt dazu? Oder bist du gar schon Sozius von deinem Dr. Trost?«
    Stephan überging ihre Stichelei und erzählte.
    »Habt ihr auch deutsche Lieder gesungen?«, fragte Marie ironisch, als er geendet hatte. Ohne seine Antwort abzuwarten, ergänzte sie: »Du hast übrigens einen Brief vom anderen Ende der Gesellschaft bekommen. Es ist ein Einschreiben von Maxim Wendel. Die Nachbarin hatte das Schreiben heute Morgen entgegengenommen und es mir heute Abend gegeben. Es liegt auf deinem Schreibtisch.«
    Stephan nahm Wendels Schreiben erst am nächsten Morgen zur Kenntnis. Er hatte den Inhalt des Briefes erahnt und fühlte sich unangenehm berührt, als er die Zeilen überflog. Wendel machte seiner Wut und Enttäuschung Luft, nachdem er seit Stephans Besuch in der Justizvollzugsanstalt Werl nichts mehr von ihm gehört hatte. Wendel verzichtete darauf, zum wiederholten Mal seine Unschuld zu beteuern, wie er es in den vorigen Briefen getan hatte. Stattdessen schrieb er jetzt: ›Wenn man mich ließe, hätte ich mich schon umgebracht. Leider fehlen mir die Mittel, um das zu tun, was jeder vernünftige Mensch an meiner Stelle täte.‹
    Stephan war sich sicher, dass Wendel nicht ernsthaft an Selbstmord dachte. Sein Mandant wollte ihn unter Druck setzen und an seinen Hunger erinnern.
    Am Donnerstagmorgen setzte sich Stephan wieder an die Akte. Gegen Mittag rief er Wendel im Gefängnis an und informierte ihn darüber, was er entdeckt hatte. Doch Wendel empfand Stephans Hinweis auf den unklaren Standort der Staffelei offensichtlich längst nicht so interessant wie Stephan selbst.
    »Ich habe Gossmann nicht einmal gesehen, Herr Knobel«, wiederholte er. »Was Sie mir erzählen, ist Schnickschnack. Kümmern Sie sich lieber um die zentralen Dinge!«

    Am späten Nachmittag saß Stephan mit Marie in dem Café am Zoo, in das Maxim Wendel eingekehrt war. Stephan hatte den ersten Band von Trosts Handakten mitgenommen, und Marie bewachte den Kinderwagen. Erstmals wurde Stephan bewusst, wie skurril sie auf andere wirken mussten. Die mitgeführte Akte dominierte den kleinen runden Tisch, an dem sie saßen. Marie beugte sich immer wieder zu der kleinen Elisa in den Wagen hinab. Marie und Stephan verkörperten ein Paar mit typischer Rollenverteilung, gerade so, wie sie es in der Theorie nie gewollt hatten. Stephan hatte Kaffee und Kuchen sofort bezahlt. Ab 17.40 Uhr blickte er laufend auf seine Armbanduhr und um 17.46 Uhr gab er das Signal.
    »Jetzt hat Wendel seine Apfelschorle bekommen und bezahlt. Nach Aktenlage, und so hat es auch Dr. Trost geschildert, passiert etwa fünf Minuten später Michelle Crouchford das Café und stürzt. Nehmen wir an, sie taucht tatsächlich fünf Minuten später hier auf. Dann ist es 17.51 Uhr.«
    Marie blickte auf den vor der Außenterrasse vorbeiführenden Spazierweg. Etwas entfernt, aber von der Terrasse aus gut zu sehen, stand die Bank, auf die sich Michelle Crouchford nach dem Sturz gesetzt hatte.
    »Für den Sturz und anschließendes Ausruhen würde ich etwa fünf

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