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Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Titel: Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
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»Weißt du, was aus diesem Mann wurde?«
    »Nein, aber wenn dir sein Leben etwas bedeutet, dann solltest du ihn nicht ausfindig machen«, erklärte Iago. »Aber wenn dir dein Leben etwas bedeutet, dann solltest du es vielleicht doch. Es würde umfangreiche Ermittlungen geben, wenn er während der Befragung stirbt, und dann könnte man den Zauber vielleicht zu seinem Urheber zurückverfolgen.«
    »Willst du sagen, daß es jemanden geben könnte, der mich dieses Schmierentheaters bezichtigt?«
    »Du wurdest früh genug aus dem Gefängnis entlassen, um es zurück zum Kolleg zu schaffen, und doch trafst du einen Tag später ein. Ein anderer Mann kommt zeitig an, reitet dein Pferd und nimmt deinen Platz beim Ritual ein. Auf wen wird man logischerweise mit dem Finger zeigen?«
    »Auf Kiva.«
    »Da liegt das Problem«, sagte Iago ernst. »Kiva ist unauffindbar. Wenn du von einem Bluthund untersucht würdest, würde sich herausstellen, daß du unschuldig bist, aber vielleicht auch, daß du schuldig bist.«
    »Das ist absurd.«
    »Ist es das? Du weißt jetzt, was sich hinter dem Läuterungsritual verbirgt. Würdest du zum Kolleg zurückkehren und dich ihm freiwillig unterwerfen?«
    »Würdest du das?« gab Matteo zurück, worauf Iago schwach lächelte.
    »Da hast du es. Die Magie eines Bluthundes würde ans Tageslicht bringen, daß du dich gegen eine Jordaini-Regel auflehnst. Schuld oder Unschuld ist oft nur eine Frage des Tonfalls. Die Einzelheiten sind wie Spielsteine in einem Strategiespiel. Sie können von jeder Seite benutzt werden, und das mit unterschiedlichsten Resultaten.«
    Matteo konnte dagegen nichts einwenden. »Weiß sonst jemand im Jordaini-Kolleg davon?«
    »Ich habe nicht vor, es jemandem zu sagen, wenn du das wissen willst. Sei einfach vorsichtig.«
    Matteo legte Iago die Hand auf die Schulter. »Danke, daß du es mir gesagt hast. Du bist ein guter Freund.«
    »Hol mich nur aus diesem Stall und bring mich zurück auf einen Pferderücken, und die Schuld ist beglichen«, sagte Iago mit einem leisen Lächeln.
    Die Stallbeleuchtung ging flackernd an, da draußen die Dämmerung einsetzte. »Meister Procopio wird in Kürze kommen«, sagte Matteo. »Wir unterhalten uns, sobald ich Neuigkeiten habe.«
    Er eilte zum Turm des Magiers, wo Procopio ihn mit ernster Miene empfing und auf sämtliche Höflichkeitsfloskeln verzichtete, die das halruaanische Protokoll verlangte. Er schob Matteo in sein Arbeitszimmer und schloß die Tür.
    »Es wird dir nicht gefallen«, sagte er unvermittelt. »Ich kann mir keinen Reim daraufmachen.«
    Matteo schluckte. So hatte er Procopio noch nie reden gehört, immerhin rühmte sich der Magier, alles klar sehen zu können. »Sprecht.«
    Procopios Blick bohrte sich tief in Matteos Augen. »Das Kühlhaus, in dem du und das Mädchen angegriffen wurdet, gehört Ferris Grail, dem Leiter des Jordaini-Kollegs.«

SECHZEHNTES KAPITEL
    M atteo eilte zum Palast der Königin, und in seinem Kopf überschlugen sich Verwirrung und Zorn. Er hatte keinen Grund, an Procopios Worten zu zweifeln, doch er wünschte, er hätte einen.
    Sein Glaube an den Jordaini-Orden hatte schon vor langem Risse bekommen. Jetzt begann er wegzubröckeln. Zephyr war von Kiva verführt worden. Matteo hatte versucht, sich nicht zu viele Gedanken über Andris’ Verschwinden zu machen, doch da immer mehr Zeit verging und er von Andris nichts hörte, mußte sich Matteo mit der Möglichkeit vertraut machen, daß sein Freund zum Verräter geworden war. Er achtete ausdrücklich darauf, es nur als Möglichkeit zu betrachten. Als Wahrheit würde er es erst akzeptieren, wenn er Andris an Kivas Seite sah.
    War es außerdem im Bereich des Möglichen, daß der Leiter des Jordaini-Kollegs Ganoven angeheuert hatte, damit sie einen Jordain davon abhielten, nach der Wahrheit zu suchen?
    Er schritt auf die schweren Türen zu, die Beatrix’ Hof vom Rest des Palasts abschirmten. Er war entschlossen, sich von ihr die Erlaubnis zu holen, die Stadt zu verlassen. Wenn sie ihm diese Bitte verweigerte, würde er das tun, was Tzigone ihm geraten hatte, und dennoch aufbrechen.
    Mehrere Männer und Frauen, die alle Handwerkszeug bei sich führten, warteten vor der äußeren Tür, während der Wachmann die magischen Abwehrmechanismen aufhob. Nach den Geräuschen zu urteilen, die aus Beatrix’ Räumen drangen, war der Wachmann schon seit einer Weile damit beschäftigt, das Kommen und Gehen zu regeln. Es gab drei Türen hintereinander, die alle fest

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