Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier
zu kippen, und ein todbringender Strom aus flüssigem Silber floß langsam auf den Holzboden. Die hölzernen Gerüste standen sofort in Flammen, und Feuer fraß sich an den Wandteppichen weiter, die die steinernen Mauern zierten. Es dauerte nicht einmal einen Herzschlag, da war aus dem Versprechen des Reichtums eine Todesdrohung geworden.
Rhodea griff nach ihrem Senatorenring, der sie sofort an den Hof Zalathorms zurück und damit in Sicherheit bringen würde. Hektisch sah sie sich nach ihrer Tochter um.
Thalia stand zu nahe an der silbernen Lava, Rhodea würde sie nie rechtzeitig erreichen können.
Die Magierin zog den Ring ab und ließ all ihre Kraft in den Schlachtruf ihrer Familie einfließen. Thalia fuhr herum und griff instinktiv nach dem Ring, den ihre Mutter ihr zuwarf.
Rhodea sah, wie sich die Gestalt Thalias auflöste, dann richtete sie den Blick auf die weiße Hitzewand, die der mörderischen Welle voranging. Ein Krieger starb mit der Waffe in der Hand. Rhodea Feuerhaar zog ihr Schwert und trat dem Licht entgegen.
* * *
Die Nachricht von der Zerstörung der Münze verbreitete sich in Windeseile – fast so schnell wie das geschmolzene Erz und das anschließende Feuer.
Procopio las den Bericht noch einmal und murmelte etwas von unfähigen Narren. Doch eigentlich verstand er nicht, wie es dazu hatte kommen können.
Viele Magier in Halruaa waren gegen den Einsatz von Drachen beim Schmelzprozeß. Die Kreaturen waren so zahm, wie es Drachen sein konnten, die man mit der Hand aufgezogen und mit kraftvollen Schutzzaubern versehen hatte.
»Ein Gast, Meister Procopio.«
Der Magier sah ungehalten auf. »Ich bin beschäftigt«, sagte er seinem Verwalter.
»Er erzählt eine sehr interessante Geschichte«, fuhr der Mann fort. »Er behauptet, er sei aus dem Reich der Finsteren Feen zurückgekehrt.«
Procopio Septus’ Kinnlade sackte herab. Er hatte von Dhamaris Verschwinden gehört und wußte, daß die Schutzzeichen am Turm des Magiers verletzt worden waren. Die Miliz hatte alles durchsucht, aber niemanden gefunden, doch es war klar, daß jemand eingebrochen war und etwas gestohlen hatte. Die magischen Schutzzeichen waren nicht näher untersucht worden, so daß über die Identität des Diebes noch nichts gesagt werden konnte. Procopio hatte wichtigeres zu tun. Doch bislang hatte er auch nicht in Erwägung gezogen, Dhamari selbst könne der »Dieb« sein.
Er verbarg seine Überraschung. »Laß ihn ein. Ich kann ein wenig Ablenkung gebrauchen.«
Der Verwalter führte den Gast herein. Es war ein kleiner, schmächtiger Mann. Procopio Septus kannte ihn nur vom Sehen und hatte ihn immer für eine unbedeutende Person gehalten, die es unter normalen Umständen nicht wert war, daß er Zeit und Gedanken auf sie verwendete.
Procopio begrüßte ihn so höflich, wie es das Protokoll verlangte. Selbst von einem großen Magier wurde erwartet, daß er Geringeren Respekt entgegenbrachte, und Procopio war klug genug, jedem Mann mit Höflichkeit zu begegnen. Auch ein mittelmäßiger Magier konnte sich hinter ihn stellen, und in dieser entscheidenden Phase konnte Procopio Septus jeden gebrauchen, der zu ihm stand.
Er lächelte dem Mann mit einer Höflichkeit zu, die er im Inneren nicht empfand. »Wie ich höre, habt Ihr eine interessante Geschichte zu erzählen.«
»Ja«, erwiderte Dhamari. »Euer Verwalter schien sie äußerst amüsant zu finden. Ich erwarte nicht, daß Euer Glaube weiter reicht als seiner. Doch sei es, wie es sei. Ich bin nicht gekommen, um über solche Dinge zu diskutieren. Ich kann Euch vom Tod Rhodea Feuerhaars erzählen, der selbsternannten Kämpin unseres momentanen Königs.«
Auch wenn der kleine Magier alles andere als subtil war, ignorierte Procopio Septus die an Verrat grenzende Bemerkung. Er legte die Fingerspitzen aneinander und betrachtete über sie hinweg seinen Gast. »Ich hörte von dem Feuer.«
»Wollt Ihr wissen, was wirklich geschehen ist?«
»Ja.«
»Die, die die Ruine untersucht haben, sahen nur die verkohlten Knochen eines jungen Drachen«, begann Dhamari ohne Vorrede. »Es kam ihnen nicht in den Sinn, sich darum zu kümmern, welche Farbe er hatte.«
»Ich weiß nicht, worauf Ihr hinauswollt.«
»Der Drache wurde von rot in grün verwandelt. Diese Einzelheit wird sich in keinem Bericht finden, den Ihr zu lesen bekommt.«
Procopio Septus lehnte sich zurück und begann zu ahnen, wohin dies führen würde. Zum ersten Mal war er wirklich an den Worten Dhamaris
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