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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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»Machen Sie sich keine Sorgen.« Es war, als hätte er gesagt: »Hören Sie auf zu atmen.«
    »Nicht daß ich ihr oder überhaupt einer Frau einen Vorwurf machen würde. Wir sind ja schon so lange Zeit weg, so lange Zeit. Es ist nicht ihre Schuld.« Brough drehte sich mit zittrigen Fingern eine Zigarette aus ein wenig getrocknetem Tee und einer Kooakippe. Als sie brannte, nahm er einen tiefen Lungenzug und reichte sie dann Peter Marlowe hinüber.
    »Danke, Don.« Er rauchte und reichte sie zurück.
    Schweigend und von Sehnsucht zerrissen, rauchten sie die Zigarette zu Ende. Dann stand Brough auf. »Ich glaube, ich haue mich jetzt hin. Bis morgen, Peter.«
    »Gute Nacht, Don.«
    Peter Marlowe sah wieder in die Nacht hinaus und ließ seine sehnsüchtigen Gedanken erneut zu N'ai hin treiben. Und er wußte, daß er heute nacht, genauso wie Brough, nur eines tun konnte, sonst würde er nie einschlafen.

16
    V -E-Tag, der Tag des Sieges in Europa, kam, und die Männer Changis waren in gehobener Stimmung. Aber es war nur ein anderes Heute und berührte sie eigentlich nicht. Das Essen war das gleiche, der Himmel der gleiche, die Hitze die gleiche, die Krankheiten die gleichen, die Fliegen die gleichen, das Dahindämmern das gleiche. Grey beobachtete und wartete noch immer. Sein Spion hatte ihn benachrichtigt, daß der Diamant bald den Besitzer wechseln würde. Sehr bald sogar. Peter Marlowe und der King erwarteten genauso sehnsüchtig den Tag. Nur noch vier Tage bis dahin.
    G-Tag, der Geburtstag, kam, und Eva warf erneut zwölf Junge.
    Der Deckname für den Geburtstag hatte dem King und seinen Kameraden einen Heidenspaß gemacht. Grey hatte durch seinen Spitzel vom G-Tag erfahren, und an dem Tag hatte er mit seinen Leuten die Baracke umstellt und jeden nach Uhren oder was immer am ›Geschäfts‹-Tag verkauft werden sollte durchsucht. Einfaltspinsel! Der King war nicht beunruhigt, als er auf diese Weise daran erinnert wurde, daß es in der Baracke einen Spitzel gab. Der dritte Wurf wurde geplant.
    Jetzt standen siebzig Käfige unter der Baracke. Vierzehn waren schon besetzt. Bald würden zwölf weitere besetzt sein.
    Die Männer hatten das Namenproblem auf die allereinfachste Weise gelöst. Männchen bekamen gerade Zahlen und Weibchen ungerade Zahlen als Bezeichnung.
    »Hört zu«, sagte der King. »Wir müssen einfach noch mehr Käfige vorbereiten.«
    Sie saßen in der Baracke und hielten eine Direktionssitzung ab. Die Nacht war kühl und angenehm. Wolken zogen am abnehmenden Mond vorbei. »Wir stecken in der Klemme«, erklärte Tex. »Es gibt einfach nirgends mehr in der Gegend noch ungenutzten Maschendraht. Wir können höchstens versuchen, die Aussies dazu zu bewegen, daß sie uns aushelfen.«
    »Dann«, sagte Max langsam, »könnten wir die Hunde ebensogut gleich die ganze Chose übernehmen lassen.«
    Der ganze Kampf und alle Anstrengungen der amerikanischen Baracke waren auf das lebende Gold konzentriert gewesen, das jäh unter ihnen barst. Eine Gruppe von vier Männern hatte den Splittergraben schon zu einem Netzwerk von Gängen ausgeweitet. Jetzt hatten sie zwar Raum genug für Käfige, aber keinen Draht, mit dem sie sie hätten bauen können.
    Draht war ganz dringend nötig. Schon wieder drohte ein G-Tag, und bald danach ein neuer G-Tag und dann wieder einer.
    »Wenn Sie etwa ein Dutzend vertrauenswürdige Leute wüßten, könnten Sie ihnen ein Rattenpaar zur Aufzucht geben und sie ihre eigenen Farmen aufbauen lassen«, meinte Peter Marlowe nachdenklich. »Wir könnten uns auf das Heranziehen der Zuchtratten beschränken.«
    »Ihr Vorschlag taugt nichts, Peter. Wir könnten die Sache nie geheimhalten.«
    Der King drehte sich eine Zigarette, und dabei fiel ihm ein, daß die Geschäfte in letzter Zeit schlecht gewesen waren und daß er schon eine ganze Woche keine ›Aktive‹ mehr geraucht hatte. »Es bleibt uns nur noch ein Ausweg«, sagte er nach einem Augenblick des Nachdenkens, »wir müssen Timsen in das Geschäft einsteigen lassen.«
    »Der lausige Aussie ist ohnedies schon unser schlimmster Konkurrent«, rief Max.
    »Wir haben keine andere Wahl«, entschied der King endgültig. »Wir müssen die Käfige bekommen – und er ist der einzige, der weiß, wie man das drehen kann, und er ist auch der einzige, dem ich zutraue, daß er das Maul hält. Wenn die Farm sich planmäßig entwickelt, dann steckt genug für jeden drin.« Er sah zu Tex auf. »Geh und hol Timsen.«
    Tex zuckte die Achseln und ging

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