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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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gut, mein Gott, so gut. »Eine Prise, nur eine Prise.«
    Alle kosteten abwechselnd. Eine Prise Salz, ein klein wenig mehr Huan, eine Messerspitze Zucker, noch ein Scheibchen Gelbwurz. Und sie setzten sich wieder hin, um halb erstickt in der vollendeten Marterzelle weiterzuwarten.
    Von Zeit zu Zeit zogen sie die Decke vom Fenster weg und ließen den Duft hinaus und etwas frische Luft herein.
    Und draußen schwebte eine leichte Brise über Changi, und drinnen im Gefängnis krochen Duftschleier durch die Tür auf den Gang hinaus und erfüllten die Luft.
    »Großer Gott, Smithy, riechst du's?«
    »'türlich riech ich's. Denkste vielleicht, ich hätte keine Nase? Woher kommt es?«
    »Wart mal 'nen Augenblick! Muß vom Gefängnis kommen. Von irgendwo da oben.«
    »Möchte wetten, daß die gelben Hunde direkt vor dem verdammten Zaun kochen.«
    »Du hast recht. Die Schweine.«
    »Ich glaube nicht, daß es die Japsen sind. Es scheint aus dem Gefängnis herauszukommen.«
    »Mann, das ist doch Quatsch! Hört euch den Smithy an. Seht ihn an, wie er wittert, genau wie 'ne verdammte Töle.«
    »Und ich sag euch, ich kann riechen, daß es aus dem Gefängnis kommt.«
    »Das ist doch nur der Wind. Der Wind kommt aus der Richtung.«
    »Der Wind hat noch nie so gerochen. Es ist gebratenes Fleisch, sag ich euch. Es ist Rindfleisch. Ich möchte um mein Leben wetten. Gebratenes Rindfleisch.«
    »Eine neue Masche der Japsen, uns zu quälen. Verdammte Schweinehunde! Was für ein gemeiner Trick!«
    »Vielleicht bilden wir es uns auch nur ein. Man sagt ja, man könne sich einen Geruch einbilden.«
    »Verdammt, können wir alle uns das einbilden? Seht euch doch die Männer da an. Alle sind stehengeblieben.«
    »Wer sagt das?«
    »Was?«
    »Du hast doch gesagt: ›Man sagt ja, man könne sich einen Geruch einbilden.‹ Wer ist ›man‹?«
    »Mein Gott, Smithy. Das ist doch nur ein Sprichwort.«
    »Aber wer ist ›man‹?«
    »Verdammt, woher soll ich das wissen!«
    »Dann hör auf mit dem Gewäsch von ›man‹ hat dies oder ›man‹ hat das gesagt. Das kann einen ja verrückt machen.«
    Die Männer in der Zelle, die Auserwählten des King, sahen zu, wie er mit dem Schöpflöffel eine Portion in ein Eßgeschirr schöpfte und es Larkin reichte. Ihre Augen wichen von Larkins Teller und gingen zum Schöpflöffel zurück und dann zu Mac und zum Schöpflöffel zurück und dann zu Brough und zum Schöpflöffel zurück und dann zu Tex und zum Schöpflöffel zurück und dann zu Peter Marlowe und zum Schöpflöffel zurück und dann zu der Portion des King. Und als alle versorgt waren, machten sie sich über das Essen her, und es blieb genug übrig für mindestens zwei weitere Portionen für jeden.
    Es war eine Qual, so gut zu essen.
    Die Katchang-Idju-Bohnen waren zerfallen und hatten sich beinahe aufgelöst in der dicken Suppe. Das Papaya hatte das Fleisch gar werden lassen und hatte bewirkt, daß es sich von den Knochen löste, und das Fleisch fiel in Stücke, die von den Kräutern und dem Papaya und den Bohnen dunkelbraun waren. Der Eintopf war dick wie ein echtes Eintopfgericht, wie ein sogenanntes Irish Stew, und die kleinen Punkte honiggelber Fettkügelchen standen an der Oberfläche in ihren Geschirren.
    Der King sah von seiner blankgegessenen Schüssel auf. Er winkte Larkin zu. Larkin reichte ihm einfach sein Eßgeschirr, und schweigend nahm jeder noch eine Portion entgegen. Auch diese verschwand. Und dann eine letzte Portion.
    Schließlich stellte der King seine Schüssel weg. »Verdammt.«
    »Ganz große Klasse!« sagte Larkin.
    »Einfach phantastisch«, sagte Peter Marlowe. »Ich hatte vergessen, wie es ist, zu kauen. Die Kiefer tun mir weh.«
    Mac löffelte sorgfältig die letzte Bohne aus dem Eßgeschirr und rülpste. Es war ein herrliches Rülpsen. »Ich sage euch, Leute, ich habe in meinem Leben schon einiges gegessen, angefangen vom Roastbeef bei Simpson in Piccadilly bis zur Reistafel im Hotel des Indes auf Java, und nichts, aber auch gar nichts ist annähernd so gut gewesen wie das hier. Nichts.«
    »Ich gebe Ihnen recht«, sagte Larkin und setzte sich bequem zurecht. »Selbst im besten Lokal in Sydney – und die Steaks sind dort wirklich großartig – hat es mir nie so gut geschmeckt.«
    Der King rülpste und reichte eine Packung Kooa herum. Dann öffnete er die Flasche Sake und nahm einen tiefen Schluck. Der Wein war rauh und stark, aber er nahm den übervollen Geschmack im Mund weg.
    »Hier«, sagte er und reichte die Flasche

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