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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Traum war, daß Fleisch kochte – dort, vor ihren Augen, und daß sie bald, sehr bald schon essen würden.
    »Wo haben Sie es her?« fragte Peter Marlowe, und es interessierte ihn eigentlich gar nicht. Er mußte einfach etwas sagen, um den fast erstickenden Zauber zu zerreißen.
    »Es ist Hawkins' Hund«, antwortete der King, der nichts anderes mehr dachte als: mein Gott, riecht das gut, oder einfach: riecht das gut!
    »Hawkins' Hund?«
    »Meinen Sie Rover?«
    »Sein Hund?«
    »Ich dachte, es wäre ein Spanferkel!«
    »Hawkins' Hund?«
    »Allmächtiger!«
    »Meinen Sie damit, daß das Rovers Hinterbeine sind?« fragte Peter Marlowe bestürzt.
    »Jawohl«, antwortete der King. Jetzt war das Geheimnis heraus, und jetzt machte es ihm auch nichts mehr aus. »Ich wollte es Ihnen erst hinterher sagen, aber, verdammt, was ist schon dabei? Jetzt wissen Sie es.«
    Sie blickten einander entsetzt an.
    Dann sagte Marlowe: »Mutter Gottes. Hawkins' Hund!«
    »So hören Sie doch«, sagte der King ganz sachlich. »Was ist schon dabei? Ich habe bestimmt noch nie einen Hund gesehen, der so reinlich war und nur ganz saubere Dinge gefressen hat. Er war viel reinlicher als ein Schwein. Oder auch als ein Huhn. Fleisch ist Fleisch. Ganz einfach!«
    Mac knurrte verdrießlich: »Völlig richtig. Es ist absolut nichts Unrechtes, Hundefleisch zu essen. Die Chinesen essen es immer. Eine Delikatesse. Jawohl. Ganz bestimmt.«
    »Jawohl«, sagte Brough, halb überzeugt, halb angeekelt. »Aber wir sind nun mal keine Chinesen, und das ist Hawkins' Hund!«
    »Ich komme mir wie ein Kannibale vor«, sagte Peter Marlowe.
    »Sehen Sie«, erwiderte der King, »es ist genauso, wie Mac gesagt hat. Es ist nichts Unrechtes, Hundefleisch zu essen, riechen Sie doch mal, um Himmels willen!«
    »Riechen Sie mal!« rief Larkin für sie alle. Es fiel schwer, zu reden, wenn man beinahe an seinem Speichel erstickte. »Ich rieche nur noch das kochende Fleisch im Topf, und es ist der herrlichste Duft, den ich je gerochen habe, und ich schere mich den Teufel darum, ob es Rover ist oder nicht. Ich will essen.« Er rieb sich heftig den Bauch. »Ich weiß nicht, wie es mit euch Hunden ist, ich bin jedenfalls so hungrig, daß ich glatt Krämpfe kriege. Der Geruch stellt was mit meinem Stoffwechsel an, das einfach nicht normal ist.«
    »Mir ist ganz übel. Und das hat nichts mit der Tatsache zu tun, daß es Hundefleisch ist«, erklärte Peter Marlowe. Dann setzte er fast klagend hinzu: »Ich möchte einfach nicht Rover essen.« Er sah zu Mac hinüber. »Wie sollen wir hinterher Hawkins je wieder in die Augen sehen?«
    »Weiß ich auch nicht, mein Junge. Ich werde in eine andere Richtung sehen. Ja, ich glaube nicht, daß ich ihm in die Augen sehen könnte.« Macs Nasenflügel bebten, und er sah zum Kochtopf hinüber. »Das riecht so gut.«
    »Natürlich«, sagte der King höflich, »wer nicht essen will, kann weggehen.«
    Niemand rührte sich. Dann lehnten sich alle gedankenverloren zurück. Sogen den Duft ein. Herrlich.
    »Es ist nicht schockierend, wenn man darüber nachdenkt«, sagte Larkin, mehr um sich selbst als um die anderen zu überzeugen. »Denkt doch mal nach, wie zärtlich wir mit unseren Hühnern umgehen. Dennoch haben wir nichts dagegen, sie zu essen – oder ihre Eier.«
    »Stimmt, mein Junge. Und denken Sie auch noch an die Katze, die wir gefangen und gegessen haben? Wir haben uns nichts daraus gemacht, nicht wahr, Peter?«
    »Nein, aber das war ja auch ein streunendes Tier. Das hier ist Rover!«
    »Gewesen. Jetzt ist es nur noch Fleisch.«
    »Sind Sie das gewesen, die die Katze erwischt haben?« fragte Brough, der unwillkürlich böse wurde. »Die vor sechs Monaten?«
    »Nein. Das war auf Java.«
    Brough sagte: »Ach so.« Dann warf er zufällig einen Blick zum King hinüber.
    »Ich hätte es mir ja denken können«, explodierte er. »Sie, Sie verdammter Hund. Und wir haben vier Stunden lang das ganze Lager abgesucht.«
    »Sie sollten nicht gleich hochgehen, Don. Wir haben sie erwischt. Es war immerhin ein amerikanischer Sieg.«
    »Meine Aussies sind nicht mehr auf Draht«, brummte Larkin.
    Der King hob den Löffel, und seine Hand zitterte, als er das Essen kostete. »Schmeckt prima.« Dann stieß er den Löffel in das Fleisch. Es war immer noch hart bis auf den Knochen. »Es wird noch eine Stunde dauern.«
    Nach weiteren zehn Minuten probierte er erneut. »Vielleicht etwas mehr Salz. Was meinen Sie, Peter?«
    Peter Marlowe kostete. Es schmeckte ja so

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