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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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ich habe keines. Wenn ich Sulfonamide hätte, könnte ich die Wunde damit bestreuen, aber ich habe keine. Das einzige, was ich tun kann, ist amputieren …«
    »Sie müssen den Verstand verloren haben!« schrie Peter Marlowe ihn an. »Sie faseln von einer Amputation, wo ich doch nur eine Fleischwunde habe.«
    Die Hand des Arztes schoß schnell wie eine Schlange vor, und Peter Marlowe schrie gellend, als die Finger seinen Arm weit oberhalb der Wunde umklammerten.
    »Da sehen Sie! Das ist nicht nur eine Fleischwunde. Sie haben Toxämie, und die wird sich Ihren Arm hinauf und in Ihrem ganzen Körper ausbreiten. Wenn Sie am Leben bleiben wollen, werden wir ihn abschneiden müssen. Das rettet Ihnen zumindest das Leben.«
    »Sie schneiden meinen Arm nicht ab!«
    »Wie Sie wollen. Entweder das oder …« Der Arzt brach ab, und setzte sich müde. »Vermutlich ist das Ihr gutes Recht, wenn Sie sterben wollen. Ich kann Ihnen nicht einmal einen Vorwurf machen. Aber mein Gott, Mensch, begreifen Sie denn nicht, was ich Ihnen zu erklären versuche? Sie werden sterben, wenn wir nicht amputieren.«
    »Sie werden mich nicht anrühren!« Peter Marlowe spannte die Lippen, daß die Zähne entblößt wurden, und er wußte, daß er den Arzt töten würde, wenn er ihn noch einmal anfaßte. »Sie haben den Verstand verloren!« schrie er. »Es ist eine Fleischwunde.«
    »Na gut. Dann glauben Sie mir eben nicht.«
    Kennedy rief einen anderen Arzt herbei, und der bestätigte die Diagnose, und Peter Marlowe erkannte, daß der Alptraum kein Traum war. Es war tatsächlich ein Gangrän. Oh, mein Gott! Die Furcht spülte seine Kraft weg. Er hörte entsetzt zu. Sie erklärten, daß ein Gangrän von Bazillen verursacht wird, die sich tief drinnen in seinem Arm vermehrten und eben jetzt den Tod ausbrüteten. Sein Arm war ein krebsartiges Gebilde. Er mußte abgeschnitten werden. Bis zum Ellbogen abgeschnitten. Er mußte bald abgeschnitten werden, sonst würde der ganze Arm abgenommen werden müssen. Aber er brauchte sich keine Sorgen zu machen. Es würde nicht schmerzen. Man hätte jetzt viel Äther – ganz anders als früher.
    Und dann stand Peter Marlowe draußen vor dem Lazarett und hatte den Arm noch an sich – und die Bazillen brüteten –, und der Arm war mit einem sauberen Verband umwickelt, und er tastete sich schleppend den Hügel hinab, denn er hatte zu ihnen, den Ärzten gesagt, er müßte es sich überlegen … Was überlegen? Was gab es da zu überlegen? Plötzlich stand er vor der amerikanischen Baracke, und er sah, daß der King allein in der Baracke saß und alles für Shagatas Kommen vorbereitet hatte – falls er an dem Abend kam.
    »Großer Gott, was fehlt Ihnen, Peter?« Der King hörte zu, und seine Bestürzung wuchs, je weiter Peter Marlowe mit seiner herausgesprudelten Geschichte kam.
    »Zum Teufel!« Er starrte den Arm an, der auf dem Tisch lag.
    »Ich schwöre bei Gott, lieber sterbe ich, als daß ich als Krüppel lebe. Ich schwöre es bei Gott!« Peter Marlowe sah ergreifend und unverhüllt zum King auf, und aus seinen Augen sprang ein Schrei: Hilf mir, so hilf mir doch, um Gottes willen, hilf!
    Und der King dachte: Heiliger Bimbam, was würde ich tun, wenn ich Peter Marlowe wäre und wenn das mein Arm wäre, und was passiert mit dem Diamanten – ich muß Peter dabei haben, daß er mir hilft, ich muß …
    »He«, flüsterte Max drängend von der Tür her. »Shagata ist unterwegs.«
    »Gut, Max. Wo steckt Grey?«
    »Er liegt unten an der Mauer in Deckung. Timsen weiß Bescheid. Seine Aussies decken ihn.«
    »Gut, verschwinde jetzt und halt dich bereit. Sag den anderen Bescheid.«
    »Jawohl.« Max eilte davon.
    »Kommen Sie, Peter. Wir müssen uns fertigmachen«, sagte der King.
    Aber Peter Marlowe war in einem Schockzustand. Zu nichts zu gebrauchen.
    »Peter!« Der King schüttelte ihn grob. »Stehen Sie auf und reißen Sie sich zusammen!« knirschte er. »Kommen Sie. Sie müssen helfen. Stehen Sie auf!« Er riß Peter Marlowe hoch.
    »Himmel, was …«
    »Shagata kommt. Wir müssen das Geschäft abschließen.«
    »Zum Teufel mit Ihrem Geschäft!« schrie Peter Marlowe schrill und dem Wahnsinn nahe. »Zum Teufel mit dem Diamanten! Man wird mir den Arm abschneiden.«
    »Nein, das wird man nicht!«
    »Verdammt, Sie haben recht, das wird man nicht tun. Lieber sterbe ich …«
    Der King schlug ihm mit dem Handrücken hart ins Gesicht, und schlug noch einmal zu.
    Das Toben hörte abrupt auf, und Peter Marlowe

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