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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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ob sie wohl – ist sie jetzt …? Es ist so lange her, mein Gott, wie lange?
    Und Peter Marlowe. Was ist mit N'ai, der Unvergleichlichen? Meine Liebe, meine Liebe.
    Und sie alle.
    Sogar der King. Er fragte sich, bei wem sie sein mochte – die Vision von Lieblichkeit, die er gesehen hatte, als er noch ein junger Bursche gewesen und sich auf den Landstraßen herumgetrieben hatte –, das Mädchen, das mit parfümduftendem Taschentuch vor der Nase gesagt hatte, weißer Abschaum rieche schlechter als Nigger.
    Der King lachte höhnisch auf. Verdammt, das war ein tolles Weibsstück gewesen, sagte er zu sich selbst, während seine Gedanken sich bereits wichtigeren Dingen zuwandten.
    Die Lichter im Theater waren erloschen. Es war leer, bis auf die beiden in dem weltabgeschiedenen Ankleideraum.

19
    D er King und Peter Marlowe warteten mit wachsender Besorgnis. Shagata hätte längst dasein müssen.
    »Was für eine stinkende Nacht«, schnaufte der King gereizt. »Ich schwitze wie ein Schwein.«
    Sie saßen in des King Ecke, und Peter Marlowe sah zu, wie der King Solitär spielte. Es lag Spannung in der schwülen Luft, die sich vom mondlosen Himmel auf das Lager senkte. Selbst das fortwährende Kratzen unter der Baracke klang gedämpft.
    »Ich wünschte, er würde endlich kommen, falls er überhaupt kommt«, sagte Peter Marlowe.
    »Verdammt, und ich wünschte, wir wüßten endlich, was mit Cheng San passiert ist. Der Hund hätte uns doch wenigstens Nachricht zukommen lassen können.« Der King sah zum tausendstenmal zum Fenster hinaus auf den Stacheldrahtzaun. Er suchte nach einem Zeichen der Guerillas, das dort sein sollte – das dort sein mußte. Aber es war keine Bewegung zu sehen, kein Zeichen. Der Dschungel ließ wie das Lager den Kopf hängen und stand still da.
    Peter Marlowe zuckte zusammen, als er die Finger der linken Hand bewegte und den schmerzenden Arm in eine bequemere Stellung brachte.
    Der King sah sich um. »Wie geht's?«
    »Es schmerzt wie die Hölle, mein Lieber.«
    »Sie sollten ihn mal nachsehen lassen.«
    »Ich habe mich für morgen krank gemeldet.«
    »Verdammtes Pech.«
    »Unfälle passieren eben. Dagegen kann man nun mal nichts machen.«
    Es war vor zwei Tagen gewesen. Beim Holzkommando. Einen Augenblick hatte Peter Marlowe sich im Sumpf gegen das Gewicht des Baumstumpfs mit den wie Fangarmen wirkenden Wurzeln gestemmt und ihn zusammen mit zwanzig anderen schwitzenden Händepaaren auf den Wagen hinaufgewälzt, und im nächsten Augenblick waren die Hände ausgeglitten, und sein Arm war zwischen Baumstumpf und Wagen eingeklemmt worden. Er hatte gespürt, wie die eisenharten Widerhaken des Holzes sich tief in seine Armmuskeln hineinbohrten, und das Gewicht des Baumstumpfes hatte beinahe seine Knochen zermalmt, und er hatte von schrecklichen Schmerzen gequält aufgeschrien.
    Die anderen hatten Minuten gebraucht, bis sie den Baumstumpf angehoben, den betäubten Arm befreit und Marlowe auf die Erde gelegt hatten, wo sein Blut in den Sumpf tropfte – und Fliegen und Käfer und Insekten umschwärmten ihn, von dem süßlichen Blutgeruch erregt. Die Wunde war fünfzehn Zentimeter lang und fünf Zentimeter breit.
    Die Kameraden hatten die meisten Wurzeldolche aus der Wunde herausgezogen, Wasser darübergeschüttet und sie gereinigt, so gut sie nur konnten. Man hatte ihm einen Knebelverband angelegt, dann den Baumstumpf auf den Wagen gehievt und ihn mühsam heim nach Changi gezogen. Er selbst war, schwach vor Übelkeit, neben dem Wagen hergegangen.
    Dr. Kennedy hatte sich die Wunde angesehen und sie mit Jod besprüht, während Steven die unverletzte Hand gehalten hatte, und vor Schmerz war er ganz steif gewesen. Anschließend hatte der Arzt einen Teil der Wunde mit etwas Zinksalbe und den Rest mit Fett bestrichen, um zu verhindern, daß das gerinnende Blut mit dem Verband verklebte. Dann hatte er den Arm verbunden.
    »Sie haben verdammtes Schwein gehabt, Marlowe«, hatte er gesagt. »Kein Knochen gebrochen, und die Muskeln sind unverletzt. Eigentlich nur eine Fleischwunde. Kommen Sie in ein paar Tagen wieder vorbei, dann sehen wir es uns noch mal an.«
    Der King blickte ruckartig von den Karten auf, als Max in die Baracke gelaufen kam.
    »Es gibt Stunk«, sagte Max, und seine Stimme war leise und klang angespannt. »Grey hat eben das Krankenhaus verlassen und ist hierher unterwegs.«
    »Behalt ihn im Auge, Max. Schick lieber Dino.«
    »Jawohl.« Max lief hinaus.
    »Was meinen Sie, Peter?«
    »Wenn Grey

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