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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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sie Timsen hin, der mit weitaufgerissenen Augen auf den ungeheuren Stapel starrte.
    »Ich brauche etwas Zucker, Kaffee und Öl – vielleicht eine oder zwei Kokosnüsse. Erledigst du das?«
    Timsen nahm das Geld, er war unfähig, die Augen von dem restlichen Stapel Geldscheine loszureißen. »Du hast den Kauf abgeschlossen, stimmt's? Heiliges Kanonenrohr. Ich hätte nie geglaubt, daß du es schaffen würdest. Aber du hast es geschafft, stimmt's?«
    »Klar«, bestätigte der King lässig. »Ich habe genug, um es ein oder zwei Monate auszuhalten.«
    »Verdammt, ein ganzes Jahr, Kamerad«, sagte Timsen überwältigt. Er drehte sich um und ging langsam auf die Tür zu, lachte dann plötzlich auf und sah zurück. »Eintausend, he? Ich glaube, damit kann man schon was machen, oder?«
    »Ja«, antwortete der King. »Nur eine Frage der Zeit.«
    In einer Stunde hatte sich die Nachricht von der Belohnung schon im ganzen Lager verbreitet. Augen begannen mit neuem Interesse zu beobachten, Ohren waren darauf abgestimmt, das vom Wind herangetragene Geflüster zu erlauschen. Gedächtnisse wurden durchsucht und immer wieder durchsucht. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Tausender abgefordert werden würde.
    Als der King an diesem Abend durch das Lager ging, fühlte er wie nie zuvor den Haß und den Neid und die Härte der Augen. Es löste in ihm Wohlbehagen aus, ja geradezu ein Hochgefühl, denn er wußte, sie alle wußten, daß er einen gewaltigen Stapel Geldscheine besaß, während sie nichts besaßen, sie wußten, daß von ihnen allen nur er es wirklich geschafft hatte.
    Samson besuchte ihn und Brant – und viele andere –, und obwohl ihm von ihrer Speichelleckerei ganz übel wurde, gefiel es ihm doch ungeheuer, daß sie es zum erstenmal in aller Öffentlichkeit taten. Er ging an der Militärpolizeibaracke vorbei, und selbst Grey, der davorstand, erwiderte nur seinen zackigen Gruß und rief ihn nicht zur Durchsuchung in die Baracke. Der King lächelte vor sich hin, denn er wußte wohl, daß selbst Grey an den Stapel Geldscheine und die Belohnung dachte.
    Nichts konnte dem King jetzt etwas anhaben. Der Geldstapel bedeutete Sicherheit und Leben und Macht. Und sie gehörten allein ihm.

25
    A ls Yoshima diesmal kam, geschah es heimlich, aber blitzschnell. Er kam nicht wie gewöhnlich die Straße entlang durch das Lager, sondern er kam mit vielen Posten vom Stacheldrahtzaun her, und als Peter Marlowe den ersten Posten entdeckte, war der Bungalow bereits umzingelt, und es gab keinen Fluchtweg mehr.
    Mac hockte noch immer unter seinem Moskitonetz und lauschte aufmerksam in den Kopfhörer, als Yoshima in den Bungalow stürmte.
    Peter Marlowe, Larkin und Mac wurden in eine Ecke getrieben. Dann hob Yoshima den Kopfhörer auf und horchte. Das Radio war noch immer angeschlossen, und er hörte den letzten Teil der Nachrichtensendung.
    »Sehr intelligent«, sagte er und legte den Kopfhörer hin. »Ihre Namen, bitte.«
    »Ich bin Oberst Larkin, das ist Major McCoy, und das ist Leutnant Marlowe.«
    Yoshima lächelte. »Möchten Sie eine Zigarette?« fragte er.
    Jeder nahm eine Zigarette und ließ sich von Yoshima Feuer geben, der sich ebenfalls eine anzündete. Alle rauchten schweigend. Dann redete Yoshima.
    »Schalten Sie das Radio aus und kommen Sie mit.«
    Macs Finger zitterten, als er sich bückte. Er sah sich nervös um, als urplötzlich ein zweiter japanischer Offizier aus der Nacht auftauchte. Der Offizier flüsterte eindringlich in Yoshimas Ohr. Einen Augenblick starrte Yoshima ihn sprachlos an, brüllte dann einem Posten, der in der Tür stand, etwas zu und eilte mit dem Offizier und den übrigen Posten davon.
    »Was ist los?« fragte Larkin, und seine Augen blickten dabei auf den Posten, der sein Gewehr mit aufgepflanztem Bajonett auf sie gerichtet hielt.
    Mac stand neben seinem Bett, direkt über dem Radio, die Knie zitterten ihm, und er atmete kaum.
    Als er schließlich wieder reden konnte, sagte er heiser: »Ich glaube, ich weiß es. Die Nachrichten sind schuld daran. Ich hatte keine Zeit mehr, es euch zu erzählen. Wir haben – wir haben eine neue Bombenart. Eine Atombombe. Gestern morgen um neun Uhr fünfzehn wurde eine auf Hiroshima abgeworfen. Die ganze Stadt ist verschwunden. Die Zahl der Toten soll in die Hunderttausende gehen – Männer, Frauen und Kinder!«
    »Großer Gott!«
    Larkin setzte sich plötzlich, und der nervöse Posten riß das Gewehr hoch und hatte schon halb den Abzug durchgedrückt, als Mac auf

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