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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Kalkutta. Der Sender Tokio meldete soeben, daß die japanische Regierung bedingungslos kapituliert hat. Drei Jahre und zweihundertfünfzig Tage nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor ist der Krieg beendet. Gott schütze den König.«
    Bald wußte es ganz Changi. Und die Worte wurden zu einem Teil der Erde, des Himmels, der Mauern und der Zellen Changis.
    Dennoch änderte sich mehr als zwei Tage und zwei Nächte lang nichts. Am dritten Tage ging der Lagerkommandant zusammen mit Awata, dem japanischen Unteroffizier, die Bungalowreihe entlang.
    Peter Marlowe, Mac und Larkin sahen die beiden Männer näher kommen und starben tausendmal bei jedem ihrer Schritte. Sie wußten schlagartig, daß ihre Zeit gekommen war.

26
    S chade«, sagte Mac.
    »Ja«, erwiderte Larkin.
    Peter Marlowe starrte einfach wie versteinert Awata an.
    Das Gesicht des Lagerkommandanten zeigte tiefe Runen der Übermüdung, aber dennoch waren seine Schultern eckig, und sein Schritt war fest. Er war wie immer tadellos gekleidet, und der linke Hemdsärmel steckte ordentlich im Gürtel. An den Füßen trug er Holzsandalen, und auf dem Kopf saß das vom Schweiß vieler Tropenjahre graugrüne Käppi. Er ging die Treppe zur Veranda hinauf und blieb zögernd an der Tür stehen.
    »Guten Morgen«, grüßte er heiser, als sie sich erhoben.
    Awata schrie mit kehliger Stimme den Posten an. Der Posten verneigte sich und trat neben Awata. Ein weiterer knapper Befehl, und die beiden Männer warfen ihr Gewehr auf den Rücken und marschierten davon.
    »Es ist vorbei«, sagte der Lagerkommandant heiser. »Nehmen Sie das Radio und folgen Sie mir.«
    Benommen taten sie, was ihnen befohlen worden war, und gingen aus dem Raum hinaus in die Sonne. Und Sonne und Luft taten gut. Sie folgten dem Lagerkommandanten die Straße hinauf, von den erstarrten Augen Changis beobachtet.
    Die sechs rangältesten Obersten warteten in der Unterkunft des Lagerkommandanten. Brough war ebenfalls da. Alle grüßten. »Rühren, bitte«, sagte der Lagerkommandant und erwiderte den Gruß. Dann wandte er sich an die drei. »Setzen Sie sich. Wir stehen tief in Ihrer Dankesschuld.«
    Larkin sagte schließlich: »Ist es wirklich vorbei?«
    »Ja. Ich habe soeben mit dem General gesprochen.« Der Lagerkommandant sah in die sprachlosen Gesichter rings um sich und sammelte seine Gedanken. »Ich glaube wenigstens, daß es vorüber ist«, setzte er hinzu. »Yoshima war beim General. Ich habe gesagt – ich habe gesagt: ›Der Krieg ist vorbei.‹ Der General starrte mich nur an, als Yoshima übersetzte. Ich wartete, aber er sagte nichts, und deshalb sagte ich nochmals: ›Der Krieg ist vorbei. Ich – ich – ich verlange Ihre Kapitulation.‹« Der Lagerkommandant fuhr sich über den kahlen Schädel. »Ich wußte nichts anderes zu sagen. Lange Zeit blickte der General mich nur an. Yoshima sagte nichts, überhaupt nichts.
    Dann sagte der General, und Yoshima übersetzte es: ›Ja. Der Krieg ist vorbei. Sie werden auf Ihren Posten im Lager zurückkehren. Ich habe meinen Wachen befohlen, dem Lager den Rücken zuzuwenden und Sie vor jedem zu schützen, der sich gewaltsam Eintritt ins Lager verschaffen will, um Ihnen zu schaden. Es sind jetzt Ihre Wachen – zu Ihrem Schutz –, bis ich weitere Befehle erhalte. Sie sind weiterhin für die Lagerdisziplin verantwortlich.‹
    Ich wußte nicht, was ich sagen sollte, deshalb bat ich ihn, die Rationen zu verdoppeln und uns Medikamente zu geben, und er sagte: ›Morgen werden die Rationen verdoppelt. Sie werden einige Medikamente erhalten. Leider haben wir nicht viel. Aber Sie sind für die Disziplin verantwortlich. Meine Wachen werden Sie vor denen schützen, die Sie umbringen wollen.‹ – ›Wer ist das?‹ wollte ich wissen. Der General zuckte die Achseln und antwortete: ›Ihre Feinde. Die Unterredung ist beendet.‹«
    »Gottverdammt«, fluchte Brough. »Vielleicht wollen sie, daß wir hinausgehen – um einen Vorwand zu bekommen, uns abzuknallen.«
    »Wir dürfen die Leute nicht rauslassen«, sagte Smedly-Taylor entsetzt, »sie würden randalieren. Aber wir müssen etwas unternehmen. Vielleicht sollten wir von ihnen verlangen, uns ihre Waffen zu übergeben …«
    Der Lagerkommandant hob die Hand. »Ich glaube, wir können nur abwarten. Ich bin – ich glaube, es wird jemand kommen. Und bis dahin ist es wohl am besten, wenn wir wie bisher weitermachen. Ach ja. Man hat uns erlaubt, einige Leute auf einen Badeausflug ans Meer zu schicken. Fünf

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