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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Aber ich hoffe, daß ich den Mut zum Lachen haben werde, wenn einmal meine Zeit kommt.« Er warf eine Packung Zigaretten in den Raum. »Da«, sagte er. »Tut mir leid, daß Ihr ertappt worden seid.«
    »Und mir erst«, versetzte Peter Marlowe.
    Er verteilte die Zigaretten und sah zu Mac hinüber. »Was bringen sie?«
    »Bach, mein Junge«, antwortete Mac, dem es sehr schwerfiel, nicht wieder in hysterisches Gelächter auszubrechen. Er rückte den Kopf näher zum Kopfhörer hin. »Seid ihr jetzt wohl ruhig? Ich möchte die Musik genießen.«
    »Vielleicht können wir uns abwechseln«, schlug Larkin vor. »Obwohl jemand, der etwas an Bach finden kann, ein Schlappsack ist.«
    Peter Marlowe rauchte seine Zigarette und sagte freundlich zu Shagata: »Ich danke Euch für die Zigaretten.«
    Fliegen umschwärmten den Eimer mit dem grobgefügten Deckel. Der Nachmittagsregen setzte früh ein und schlug den Gestank nieder, und dann brach wieder die Sonne hervor und begann die Feuchtigkeit von Changi aufzusaugen.
    Der King ging die Bungalowreihe hinab und spürte deutlich die auf ihn gehefteten Augen. Vorsichtig blieb er vor dem verdammten Bungalow stehen. »Tabe, Shagata-san«, grüßte er. »Ichi-bon Tag, nicht wahr? Kann ich mit meinem ichi-bon Freund reden?«
    Shagata starrte ihn verständnislos an.
    »Er bittet um Eure Erlaubnis, mit mir zu reden«, übersetzte Peter Marlowe.
    Shagata dachte einen Augenblick nach und nickte dann. »Ich denke an das Geld, das ich beim Verkauf verdient habe, und will Euch daher miteinander reden lassen.« Er wandte sich an Peter Marlowe. »Aber nur, wenn ihr alle mir euer Wort gebt, daß ihr keinen Fluchtversuch machen werdet.«
    »Ihr habt unser Wort.«
    »Beeilt euch. Ich werde aufpassen.« Shagata stellte sich so, daß er die Straße im Auge behalten konnte.
    »Es geht das Gerücht um, daß Posten in das Wachhaus strömen«, begann der King nervös. »Ich will verdammt sein, wenn ich mich heute nacht schlafen lege. Das sind genau die richtigen Halunken, die so etwas bei Nacht machen.« Seine Lippen waren trocken und rissig, und er hatte den ganzen Tag den Stacheldrahtzaun beobachtet und auf ein Zeichen von den Guerillas gehofft, das die Entscheidung, den Ausbruch zu unternehmen, auslösen würde. Aber es war nichts zu sehen gewesen. »Hört zu.« Er senkte die Stimme und erzählte ihnen von dem Plan. »Wenn die Schlächterei beginnt, dann überfallt den Posten und brecht neben unserer Baracke aus. Ich werde versuchen, euch drei zu decken. Aber macht euch keine allzu großen Hoffnungen.«
    Dann stand er auf, nickte Shagata zu und ging weg. Sobald er wieder in der amerikanischen Baracke war, berief er einen Kriegsrat ein. Er erzählte ihnen von seinem Plan, erzählte ihnen aber nicht, daß nur zehn gehen könnten. Sie diskutierten gemeinsam den Plan und beschlossen dann abzuwarten.
    »Mehr können wir nicht tun«, erklärte Brough, wie ein Echo auf die Befürchtungen aller. »Wenn wir es jetzt versuchen, werden wir einfach zusammengeknallt.«
    Nur die Schwerkranken schliefen in dieser Nacht. Oder jene – die unendlich wenigen –, die sich friedlich in die Hand Gottes – oder in die Hand des Schicksals geben konnten. Dave Daven schlief.
    »Heute nachmittag hat man Dave Daven von der Utramstraße zurückgebracht«, hatte Grey geflüstert, als er ihnen das Abendessen brachte.
    »Wie geht es ihm?« fragte Peter Marlowe.
    »Er wiegt nur noch siebzig Pfund.«
    Daven schlief in jener Nacht und am nächsten schrecklichen Tag und starb im Koma, als Mac gerade den Nachrichtensprecher sagen hörte: »Die zweite Atombombe hat Nagasaki zerstört. Präsident Truman hat Japan ein Ultimatum gestellt – bedingungslose Kapitulation oder völlige Vernichtung.«
    Am nächsten Tag zogen die Arbeitskommandos aus und kehrten – fast war es nicht zu glauben – wieder zurück. Das Lager wurde weiterhin mit Verpflegung versorgt, und Samson wog in aller Öffentlichkeit die Rationen ab und brachte Extrarationen zu den Männern, die mit der Verpflegungsverwaltung betraut waren. Es waren noch Vorräte für zwei Tagesrationen in der Verpflegungsbaracke und in den Küchen vorhanden, und es gab gekochtes Essen, und die Fliegen schwärmten, und nichts hatte sich geändert.
    Die Wanzen bissen, und die Moskitos stachen, und die Ratten säugten ihre Jungen. Einige Männer starben. Krankensaal 6 hatte drei Neuzugänge.
    Noch ein Tag und eine Nacht und noch ein Tag. Dann hörte Mac die heiligen Worte: »Hier spricht

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