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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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malaiisch schrie: »Warten Sie, er setzt sich doch nur.«
    »Alle hinsetzen!« schrie der Posten auf malaiisch zurück und verfluchte sie. Als sie gehorcht hatten, brüllte er: »Ihr seid Idioten. Bewegt euch vorsichtiger – ich bin dafür verantwortlich, daß ihr nicht flieht. Bleibt sitzen, wo ihr sitzt! Ich schieße, ohne lange zu fragen.«
    Sie saßen also da und redeten nicht. Nach einiger Zeit schliefen sie ein, dösten unruhig im grellen Schein der Glühbirne und schlugen nach den Moskitos, bis das Morgengrauen die Moskitos vertrieb.
    In der Dämmerung wurde der Posten abgelöst. Noch immer saßen die drei Freunde auf dem Boden.
    Vor dem Bungalow gingen nervöse Männer vorbei, aber sie blickten in die andere Richtung, bis sie weit weg von dem verdammten Bungalow waren.
    Der Tag lag nackt unter dem sengenden Himmel. Er schleppte sich träge und lange hin, länger als je ein anderer Tag sich hingeschleppt hatte.
    Am Nachmittag blickten die drei auf, als Grey sich dem Posten näherte und grüßte. In den Händen hielt er zwei Eßgeschirre.
    »Kann ich ihnen das geben? Makan?« Er öffnete die Eßgeschirre und zeigte dem Posten das Essen.
    Der Posten zuckte die Achseln und nickte.
    Grey ging über die Veranda und stellte das Essen an der Tür ab, seine Augen waren rotgerändert und stechend.
    »Tut mir leid, daß es kalt ist«, entschuldigte er sich.
    »Sind wohl gekommen, um Ihren Triumph zu genießen, was, Grey?« sagte Peter Marlowe mit lustlosem Lächeln.
    »Verdammt, es ist keine Genugtuung für mich, daß die Sie einbuchten werden. Ich wollte Sie dabei erwischen, wie Sie die Gesetze übertreten – und nicht zusehen, wie Sie gefangen werden, weil Sie zu unser aller Wohl Ihr Leben gewagt haben. Sie haben wirklich verdammtes Schwein, daß Sie jetzt mit einem Glorienschein abziehen werden.«
    »Peter«, flüsterte Mac, »lenken Sie den Posten ab!«
    Peter Marlowe stand auf und trat schnell in die Tür. Er grüßte den Posten und bat um Erlaubnis, zur Latrine gehen zu dürfen. Der Posten zeigte auf die Erde direkt vor dem Bungalow. Peter Marlowe hockte sich in den Schmutz, erleichterte sich, haßte es, es hier in aller Öffentlichkeit tun zu müssen, war aber gleichzeitig dankbar, daß man sie nicht zwang, es in dem kleinen Raum zu tun. Während der Posten Peter Marlowe beobachtete, flüsterte Mac die Neuigkeit Grey zu, der bleich wurde. Grey stand auf, nickte Peter Marlowe zu, der zurücknickte, und grüßte erneut zu dem Posten hin. Der Posten zeigte auf den von Fliegen bedeckten Kot und befahl Grey, einen Eimer zu holen und ihn wegzuräumen.
    Grey überbrachte die Nachricht Smedly-Taylor, der sie flüsternd an die andern weitergab, und bald wußte es ganz Changi – lange bevor Grey einen Eimer gefunden, den Kot weggeräumt und ihnen einen anderen Eimer hingestellt hatte.
    Die erste große Furcht griff im Lager um sich. Die Furcht vor Repressalien.
    Bei Sonnenuntergang wurde der Posten wieder abgelöst, und der neue Posten war Shagata. Peter Marlowe versuchte mit ihm zu reden, aber Shagata scheuchte ihn mit dem Bajonett einfach in den kleinen Raum zurück. »Ich kann nicht mit Euch reden. Ihr seid mit einem Radio erwischt worden, das ist verboten. Ich werde sogar Euch erschießen, wenn einer von euch zu fliehen versucht. Ich wünsche nicht, Euch zu erschießen.« Und er ging zur Tür zurück.
    »Verdammt«, fluchte Larkin. »Ich wünschte, sie würden uns einfach umlegen.«
    Mac sah zu Shagata hin. »Sir«, sagte er und zeigte dabei auf sein Bett, »ich bitte Euch um eine Gunst. Darf ich bitte dort ruhen? Ich habe in der Nacht wenig geschlafen.«
    »Natürlich. Ruht Euch aus, solange Ihr Zeit dazu habt, alter Mann.«
    »Ich danke Euch. Friede sei mit Euch.«
    »Und mit Euch.«
    Mac ging zu seinem Bett und legte sich hin. Er legte den Kopf auf das Kissen. »Es ist noch angeschlossen«, verkündete er und konnte nur mit größter Mühe seiner Stimme einen ausdruckslosen Klang geben. »Im Augenblick sendet man Musik. Ich höre sie deutlich.«
    Larkin sah den Kopfhörer neben Macs Kopf und lachte plötzlich. Dann lachten plötzlich alle. Shagata riß das Gewehr hoch und zielte auf sie. »Aufhören«, schrie er erschreckt.
    »Wir bitten Euch um Verzeihung«, sagte Peter Marlowe. »Wir sind der Ewigkeit so nahe, daß wir auch kleine Dinge belustigend finden.«
    »Ihr seid wahrhaftig dem Tode nahe – und ein Narr seid Ihr auch, daß Ihr Euch habt erwischen lassen, wie Ihr gegen das Gesetz verstoßen habt.

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