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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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hierhergekommen?«
    »Die übliche faule Geschichte. Ich war bei einer Einheit, die Startbahnen baute. Auf den Philippinen drüben. Wir mußten uns von da eiligst aus dem Staub machen. Das erste Schiff, das wir bekommen konnten, war nach hier unterwegs, deshalb nahmen wir es. Wir glaubten, Singapur wäre so sicher wie Fort Knox. Aber als wir schließlich hier ankamen, waren die Japsen schon fast durch ganz Johore vorgestoßen. Im letzten Augenblick brach eine Panik aus, und alles stürzte sich auf den letzten Konvoi, der auslief. Ich selbst dachte mir, diese Chose kann nicht gutgehen, und blieb deshalb hier. Der Konvoi wurde in die Luft gejagt. Ich gebrauchte meine Denkrübe – und deshalb bin ich noch am Leben. Meistens erwischt es nur die Nassauer und Drückeberger.«
    »Ich glaube kaum, daß ich die Weisheit besessen hätte, nicht zu gehen – wenn ich die Gelegenheit dazu gehabt hätte«, meinte Peter Marlowe.
    »Man muß sich um die Nummer ›eins‹ kümmern, Peter. Niemand sonst tut es.«
    Peter Marlowe dachte lange über diese Worte nach. Gesprächsfetzen flogen durch die Nacht. Gelegentlich erklang ein Zornesausbruch. Flüstern. Die ewigen Summwolken von Moskitos.
    Aus weiter Ferne hörte man den leise klagenden Ruf von Schiffssirene zu Schiffssirene, und die sich scharf vor dem dunklen Himmel abzeichnenden Palmen rauschten. Ein dürrer Palmwedel löste sich aus der Krone einer Palme und stürzte krachend und prasselnd ins Bett des Dschungels.
    Peter Marlowe brach das Schweigen. »Wie war das mit Ihrem Freund? Geht er wirklich ins Dorf?«
    Der King sah Peter Marlowe in die Augen. »Möchten Sie mitkommen?« fragte er leise. »Wenn ich das nächste Mal gehe?«
    Ein leises Lächeln zeichnete sich auf Peter Marlowes Lippen ab. »Ja …«
    Ein Moskito summte mit plötzlichem Crescendo vor dem Ohr des King. Er fuhr hoch, griff nach seiner Taschenlampe und suchte die Innenseite des Netzes ab. Schließlich setzte der Moskito sich auf den Vorhang. Geschickt zerquetschte der King ihn. Dann prüfte er nochmals nach, um auch ganz sicher zu sein, daß es nirgends im Netz Löcher gab, und legte sich schließlich wieder hin.
    Einen Augenblick später schob er alle Gedanken beiseite. Rasch und friedlich überkam ihn der Schlaf.
    Peter Marlowe lag immer noch wach auf seiner Pritsche und kratzte Wanzenbisse. Zu viele Erinnerungen waren von dem ausgelöst worden, was der King gesagt hatte …
    Er erinnerte sich an das Schiff, das ihn und Mac und Larkin vor einem Jahr von Java hierhergebracht hatte.
    Die Japaner hatten dem Kommandanten von Bandung, einem der Lager auf Java, befohlen, tausend Mann für ein Arbeitskommando abzustellen. Die Männer sollten bei guter Verpflegung – doppelten Rationen – und Zigaretten auf zwei Wochen in ein anderes, in der Nähe gelegenes Lager geschickt werden. Anschließend sollten sie an einen anderen Ort versetzt werden. Gute Arbeitsbedingungen.
    Viele der Männer hatten sich der beiden Wochen wegen angeboten zu gehen. Einige wurden dazu bestimmt. Mac hatte sich selbst, Larkin und Peter Marlowe freiwillig gemeldet. »Man kann nie wissen, Leutchen«, hatte er argumentiert, als sie ihn verflucht hatten. »Falls wir zu einer kleinen Insel ausbüxen können, nun, Peter und ich kennen ja die Sprache. Ja, und im anderen Lager kann es schließlich nicht schlimmer sein als hier.«
    Deshalb hatten sie beschlossen, das ihnen bekannte Übel gegen das künftige Übel zu vertauschen.
    Das Schiff war ein winziger Trampdampfer. Am Fuße der Gangway standen viele Posten und zwei in Weiß gekleidete und mit weißen Gesichtsmasken versehene Japaner. Auf dem Rücken trugen die beiden große Behälter, und in den Händen hielten sie Sprühpistolen, die mit den Behältern verbunden waren. Alle Gefangenen und ihre Habseligkeiten wurden abgesprüht und desinfiziert, um zu verhindern, daß sie javanische Mikroben auf das saubere Schiff schleppten.
    In dem kleinen Laderaum achtern gab es Ratten und Läuse und Kot, und in der Mitte dieses Laderaums war eine freie Fläche von sieben Metern auf sieben Meter. Rings an den Wänden des Laderaums reichten fünf Stockwerke hoch von Deck zu Deck mit der Schiffsbeplankung verbundene tiefe Regale. Die Höhe zwischen den Regalen betrug einen Meter, und tief waren diese Regale drei Meter.
    Ein japanischer Unteroffizier zeigte den Männern, wie sie sich mit gekreuzten Beinen in die Regale setzen sollten. Fünf Mann hintereinander, dann fünf Mann hintereinander neben

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