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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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sich?«
    Masters riß den starren Blick hoch und erkannte ihn nicht. »Fühlen?«
    »Klar.«
    Eine Minute verging, dann murmelte Masters: »Ich weiß nicht.« Ein Speichelfaden lief ihm über das Kinn.
    Der King nahm seine Tabaksdose heraus und füllte die leere Büchse, die auf dem Tisch neben dem Bett stand.
    »Masters«, sagte der King. »Ich wollte Ihnen danken, daß Sie mir den Tip gegeben haben.«
    »Tip!«
    »Daß Sie mir gesagt haben, was Sie auf dem Stück Zeitungspapier gelesen haben. Ich wollte Ihnen nur dafür danken und Ihnen ein bißchen Tabak bringen.«
    Masters strengte sich an und versuchte sich zu erinnern. »Es ist nicht recht … wenn ein Kumpel … einen anderen Kumpel verrät … Verfluchtes Gesindel!« Und dann starb er.
    Dr. Kennedy kam herüber und zog sorgfältig das grobe Tuch über Masters Kopf. »Freund von Ihnen?« fragte er den King, und die müden Augen unter einem Dickicht buschiger Brauen blickten frostig.
    »In gewisser Hinsicht ja, Herr Oberst.«
    »Er hat Glück«, meinte der Arzt. »Ihn plagen jetzt keine Schmerzen mehr.«
    »So kann man es auch sehen, Sir«, antwortete der King höflich. Er nahm den Tabak und legte ihn in seine eigene Dose zurück. Masters würde ihn ja jetzt nicht mehr brauchen. »An was ist er denn gestorben?«
    »Fehlende Lebensgeister.« Der Arzt unterdrückte ein Gähnen. Seine Zähne waren fleckig und schmutzig, und sein Haar dünn und schmutzig, und seine Hände rosig und makellos.
    »Sie meinen: Lebenswille?«
    »So kann man es auch sehen.« Er sah düster zum King auf. »Etwas, woran Sie bestimmt nicht sterben werden, nicht wahr?«
    »Verdammt, nein, Sir.«
    »Was macht Sie eigentlich so … unüberwindlich?« fragte Dr. Kennedy und haßte diesen riesigen Körper vor sich, der Gesundheit und Kraft geradezu ausstrahlte.
    »Ich kann Ihnen nicht folgen, Sir.«
    »Warum geht es Ihnen gut und allen übrigen nicht?«
    »Ich habe einfach Glück«, antwortete der King und wollte sich abwenden.
    Aber der Arzt packte ihn am Hemd. »Es kann doch nicht einfach Glück sein. Das kann es nicht sein. Vielleicht sind Sie der Teufel, der ausgeschickt wurde, um uns weiter zu versuchen! Sie sind ein Vampir und ein Betrüger und ein Dieb …«
    »Hören Sie. Ich habe in meinem Leben noch nie gestohlen oder betrogen und werde mir derartige Beschimpfungen von niemandem bieten lassen.«
    »Dann sagen Sie mir doch einfach, wie Sie es machen! Wie? Mehr will ich ja gar nicht wissen. Begreifen Sie denn nicht? Sie sind für uns alle die Lösung. Sie sind entweder gut oder böse, und ich möchte wissen, was Sie nun eigentlich sind.«
    »Sie sind verrückt«, fauchte der King und riß seinen Arm los.
    »Sie können uns helfen …«
    »Helfen Sie sich selbst. Ich kümmere mich um mich. Kümmern Sie sich um sich.« Der King bemerkte, wie Dr. Kennedys weißer Kittel lose an seiner ausgemergelten Brust herunterhing. »Hier«, sagte er und gab ihm den Rest einer Packung Kooa. »Rauchen Sie eine Zigarette. Das ist gut für die Nerven, Sir.« Er drehte sich auf dem Absatz um und ging straff hinaus und schüttelte sich. Er haßte Krankenhäuser. Er haßte den Gestank und die Krankheit und die Ohnmacht der Ärzte.
    Der King verachtete Schwäche. Dieser Arzt, dachte er, ist bald soweit, sich die Kartoffeln von unten zu besehen. Reif für die Klapsmühle, der Idiot. Ein Verrückter wie er kann nicht lange am Leben bleiben. Wie Masters, der arme Kerl! Andererseits war Masters vielleicht gar kein armer Kerl – er war eben Masters, und er war schwach und deshalb einfach zu gar nichts zu gebrauchen. Die Welt ist ein Dschungel, und im Dschungel überlebt der Starke, und der Schwache stirbt. Letzten Endes hieß es immer, entweder man selbst oder der andere. Das ist auch völlig richtig so. Es gibt keinen anderen Weg.
    Dr. Kennedy starrte auf die Zigaretten und gratulierte sich zu seinem Glück. Er zündete eine an. Sein ganzer Körper saugte das süßliche Nikotin gierig auf. Dann ging er in den Krankensaal, zu Johnny Carstairs, DSO, Hauptmann, I. Panzerregiment, der fast schon ein Leichnam war. »Hier«, sagte er und hielt ihm die Zigarette hin.
    »Und was ist mit Ihnen, Dr. Kennedy?«
    »Ich rauche nicht, habe nie geraucht.«
    »Sie haben Glück.« Johnny hustete, als er einen Lungenzug nahm, und im Schleim zeigte sich ein wenig Blut. Unter der Anstrengung des Hustens zogen seine Eingeweide sich zusammen, und blutige Flüssigkeit schoß aus ihm heraus, denn seine Aftermuskeln hatten schon

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