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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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ihnen, dann fünf Mann hintereinander neben ihnen. So lange, bis alle Regale vollgepackt waren. Als Proteste der Panik laut wurden, erklärte der Unteroffizier, auf diese Weise würden japanische Soldaten befördert, und wenn das für die glorreiche japanische Armee gut genug wäre, dann wäre es auch gut genug für den weißen Abschaum. Vor einem drohend auf sie gerichteten Revolver flohen die ersten fünf Mann keuchend in das Raumangst weckende Dunkel, und der Druck der nachfolgenden Männer, die in den Laderaum hinunterstolperten, zwang die übrigen, der schiebenden Masse aus dem Weg zu gehen und in die Regale hineinzukriechen. Sie wurden ihrerseits wieder von anderen gedrängt. Knie an Knie, Rücken an Rücken, Seite an Seite. Der noch verbleibende Überschuß an Gefangenen – es waren an die hundert Mann – stand benommen auf der kleinen, sieben mal sieben Meter großen Fläche und segnete sein Glück, daß er sich nicht in den Regalen befand. Die Luken standen noch offen, und die Sonne schien in den Laderaum hinab.
    Der Unteroffizier führte eine zweite Kolonne, zu der Mac, Larkin und Peter Marlowe gehörten, zum vorderen Laderaum, und auch dieser begann sich zu füllen.
    Als Mac den dumpfigen Grund erreichte, schnappte er keuchend nach Luft und wurde ohnmächtig. Peter Marlowe und Larkin fingen ihn auf und bahnten sich über das Geschrei hinweg stoßend und fluchend einen Weg den Niedergang hinauf und auf Deck zurück. Ein Posten versuchte sie zurückzuschieben. Peter Marlowe schrie und bettelte und zeigte ihm Macs zuckendes Gesicht. Der Posten zuckte die Achseln, ließ sie vorbeigehen und nickte zum Bug hin.
    Larkin und Peter Marlowe erkämpften schiebend und fluchend einen Platz für Mac, auf dem er sich hinlegen konnte.
    »Was sollen wir tun?« Peter Marlowe wandte sich an Larkin.
    »Ich werde versuchen, einen Arzt zu holen.«
    Macs Hand hielt Larkin fest. »Oberst.« Seine Augen öffneten sich einen winzigen Spalt breit, und er flüsterte schnell: »Alles in Ordnung. Wollte nur, daß wir irgendwie da unten herauskamen. Macht um Gottes willen weiter, und keine Angst, wenn ich einen Anfall vortäusche.«
    Deshalb hatten sie Mac weiter festgehalten, als er im Fieberdelirium wimmerte, wild um sich schlug und das Wasser wieder heraussprudelte, das sie ihm zwischen die Lippen zwangen. Er spielte so lange den Schwerkranken, bis das Schiff abgelegt hatte. Jetzt waren selbst die verschiedenen Decks des Schiffs vollgepackt mit Männern.
    Es war nicht genug Raum an Bord vorhanden, daß alle Männer gleichzeitig hätten sitzen können. Aber da es verschiedene Reihen gab, bei denen man sich anstellen mußte – Reihen zum Wasserfassen, Reihen zum Reisfassen, Reihen vor den Latrinen –, konnte jeder einen Teil der Zeit sitzen.
    In jener Nacht peitschten Windböen sechs Stunden lang das Schiff. Wer in den Laderäumen steckte, versuchte dem Erbrechen zu entgehen, und wer auf Deck untergebracht worden war, versuchte dem Sturm zu entkommen.
    Der nächste Tag war ruhig, und die Sonne stand an einem gebleichten Himmel.
    Ein Mann fiel über Bord. Die Leute auf Deck – Kriegsgefangene und Wachen – sahen lange Zeit zu, wie er im Kielwasser des Schiffes ertrank. Danach fiel niemand mehr über Bord.
    Am zweiten Tag wurden drei Männer der See übergeben. Einige japanische Posten feuerten ihre Gewehre ab, um die Beisetzung militärischer zu gestalten. Die Andacht war nur kurz – es gab Reihen, bei denen man sich anstellen mußte.
    Die Fahrt dauerte vier Tage und fünf Nächte. Für Mac und Larkin und Peter Marlowe war sie ohne Ereignisse.
    Peter Marlowe lag auf seiner von Schweiß getränkten Matratze und war von schmerzhaftem Verlangen nach Schlaf erfüllt. Aber seine Gedanken rasten zügellos dahin und wühlten die Schrecken der Vergangenheit und die Ängste der Zukunft auf. Und Erinnerungen, die besser begraben blieben. Nicht jetzt, nicht allein. Erinnerungen an sie.
    Das Morgengrauen hatte bereits den Himmel angerührt, als er endlich einschlief. Aber selbst dann noch war sein Schlaf grausam.

7
    T age folgten Tagen, Tage in einer Monotonie von Tagen.
    Dann ging der King eines Nachts zum Lagerlazarett und suchte nach Masters. Schließlich entdeckte er ihn auf der Veranda einer der Baracken. Halb bewußtlos lag er auf einem übelriechenden Bett, und die Augen starrten an die Atapwand.
    »Hallo, Masters«, grüßte der King, nachdem er sich vergewissert hatte, daß niemand lauschte. »Wie fühlen Sie

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