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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Prouty. Welcher? Der Major? Derjenige bei der Artillerie? Oder der Aussie? Komm schon, Grey, sagte er gereizt bei sich, wo hast du dein Lochkartenhirn gelassen, auf das du doch so stolz bist? Jetzt habe ich ihn! Baracke 11! Kleiner Mann! Bei den Pionieren! Aussie! Steht er mit Larkin in Verbindung? Nein, meines Wissens nicht. Ein Aussie. Warum verkauft er dann nicht durch jenen Aussie-Schwarzhändler Tiny Timsen? Warum durch den King? Vielleicht ist das Geschäft zu groß, als daß Timsen es drehen könnte. Oder vielleicht ist es gestohlene Ware – das ist eher wahrscheinlich, denn in einem solchen Falle würde Prouty sich wohl kaum der regelmäßigen Aussie-Kanäle bedienen. Danach also sieht es eher aus.
    Grey warf einen Blick auf seine Uhr. Er tat es rein instinktiv, obwohl er doch schon seit drei Jahren keine Uhr mehr besaß und obwohl er auch gar keine Uhr brauchte, um sich von ihr die Zeit sagen oder die Stunden der Nacht messen zu lassen. Wie alle in Changi wußte er die Zeit, so viel Zeit, wie zu wissen nötig war. Es ist noch zu früh, dachte er. Es dauert noch eine ganze Weile, bis die Wachen abgelöst werden. Und wenn sie abgelöst werden, dann würde er von seiner Baracke aus den abgelösten Posten schon von weitem die Straße hinauf durch das Lager und an seiner Baracke vorbei auf das Wachhaus zustapfen sehen. Den neuen Posten würde er im Auge behalten müssen. Wer es wohl sein würde? Was liegt schon daran? Ich werde es noch früh genug erfahren. Es ist sicherer, wenn ich bis dahin abwarte und beobachte und erst dann zuschlage. Vorsichtig, versteht sich. Er würde sie einfach höflich unterbrechen. Und dann würde er den Posten beim King und bei Marlowe sehen. Besser noch war es, wenn er sie dabei beobachtete, wie das Geld den Besitzer wechselte oder wie der King Prouty das Geld überreichte. Dann würde er Oberst Smedly-Taylor melden: »Vergangene Nacht war ich Zeuge eines Geldhandels«, oder vielleicht noch besser: »Ich habe den amerikanischen Korporal und Leutnant Marlowe, fliegendes Personal, DFC, Baracke 16, zusammen mit einem koreanischen Posten gesehen. Ich habe Grund zu der Annahme, daß Major Prouty von den Pionieren darin verwickelt war und die Uhr zum Verkauf geliefert hat.« Das würde reichen für den großen Knall. Die Vorschriften, dachte er glücklich, sie waren ja so klar und eindeutig: Keine Verkäufe an Wachen. Auf frischer Tat ertappt. Und dann würde es ein Kriegsgericht geben.
    Zuerst würde es ein Kriegsgericht geben. Und dann mein Gefängnis, mein kleines Gefängnis. Ohne jede Sonderration und ohne Katchang Idju und gepökeltes Rindfleisch. Ohne alles. Nur im Käfig eingesperrt, eingesperrt wie die Ratten, die ihr seid. Und dann würden sie freigelassen werden und würden voll Zorn und Haß sein. Und zornige Männer machen Fehler. Und beim nächsten Mal vielleicht würde Yoshima auf sie warten. Oder sollte man die Japsen ihre Arbeit selbst tun lassen, wäre es gar nicht richtig, ihnen zu helfen? Vielleicht wäre es aber in diesem Fall angebracht? Doch nein. Vielleicht nur einen leichten Rippenstoß?
    Dir werde ich es noch heimzahlen, verfluchter Peter Marlowe. Vielleicht früher, als ich gehofft hatte. Und meine Rache an dir und an jenem Gauner wird mir ein Fressen sein.
    Der King warf einen Blick auf seine Uhr. Vier nach neun. Jeden Augenblick mußte er jetzt kommen. Eines mußte man den Japsen lassen. Man wußte stets auf den Augenblick genau, was sie gerade taten, denn wenn ein Fahrplan aufgestellt worden war, dann war er aufgestellt.
    Dann hörte er die Schritte. Torusumi bog um die Barackenecke und duckte sich schnell unter den Schutz des Vorhangs. Der King erhob sich, ihn zu begrüßen. Peter Marlowe, der ebenfalls unter dem Vorhang gewartet hatte, stand widerwillig auf und haßte sich selbst dafür.
    Torusumi war eine Gestalt, die unter den Wachen hervorragte. Sehr gut bekannt. Gefährlich und unberechenbar. Er hatte ein Gesicht, während die meisten gesichtslos waren. Er war schon seit einem Jahr oder vielleicht sogar noch länger beim Lager. Er liebte es, die Kriegsgefangenen hart arbeiten und sie in der Sonne stehen zu lassen und sie anzubrüllen und sie zu treten, wenn ihn die Laune dazu überkam.
    »Tabe«, grüßte der King grinsend. »Du gerne rauchen?« Er bot etwas rohen Javatabak an.
    Torusumi zeigte seine Goldzähne, reichte Peter Marlowe sein Gewehr und setzte sich. Er zog eine Packung Kooa heraus und hielt sie dem King hin, der sich eine nahm. Dann sah der

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