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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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General blieb ebenfalls, er, der der rangälteste Offizier war, er, der offen im Lager herumging und sich mit dem Heiligen Geist unterhielt. Der General war ein sauberer Mann mit eckigen Schultern, und seine Uniform war naß vom Speichel der Sieger.
    Peter Marlowe erinnert sich, wie er unter hitzeflimmerndem Himmel seine Matratze durch die Straßen von Bandung geschleppt hatte, durch die Straßen, die von schreiend schweigenden Leuten in bunter Kleidung gesäumt waren. Dann hatte er die Matratze weggeworfen. Sie war ihm zu schwer geworden. Dann war er gestürzt, hatte sich aber wieder aufgerappelt. Dann hatten die Gefängnistore sich geöffnet, und die Gefängnistore hatten sich geschlossen. Es war Platz genug, daß man sich im Hof hätte auf die Erde legen können. Aber er und einige andere wurden allein in winzige Zellen gesperrt. An den Wänden waren Ketten, und im Boden war ein kleines Loch, das den Abtritt darstellte – und um das Loch herum war der Kot vieler Jahre festgebacken. Stinkendes Stroh bedeckte wie eine Matte die Erde.
    In der Nachbarzelle war ein Wahnsinniger, ein Javaner, der Amok gelaufen war und drei Frauen und zwei Kinder getötet hatte, ehe die Holländer ihn überwältigt hatten. Jetzt waren es nicht mehr die Holländer, die hier die Gefängniswärter waren. Sie waren ebenfalls eingesperrt. Die ganzen Tage und die ganzen Nächte rasselte der Wahnsinnige mit seinen Ketten und schrie gellend.
    In Peter Marlowes Zellentür war ein winziges Loch. Er lag auf dem Stroh, starrte mit leeren Augen auf seine Füße, wartete auf das Essen und lauschte dem Fluchen und Sterben der Gefangenen, denn es herrschte die Pest. Er wartete eine Ewigkeit.
    Dann war es plötzlich ruhig, und es gab frisches Wasser, und er stand mit der Welt nicht mehr nur durch ein winziges Loch in Verbindung, sondern über ihm wölbte sich der Himmel, und er spürte den mit kühlem Wasser getränkten Schwamm, der den Schmutz wegwusch. Er öffnete die Augen und sah über sich ein freundliches Gesicht, andersherum, und daneben war noch ein zweites Gesicht, und beide waren von Frieden erfüllt, und er glaubte wirklich, er wäre tot.
    Aber es waren Mac und Larkin. Sie hatten ihn kurz vor dem Verlassen des Gefängnisses auf dem Weg nach einem anderen Lager entdeckt. Zunächst hatten sie gedacht, er wäre ein Javaner wie der Wahnsinnige nebenan, der immer noch heulte und mit den Ketten rasselte, denn auch er hatte nur Malaiisch geschrien und wie der Javaner ausgesehen …
    »Kommen Sie, Peter«, drängte Ewart noch einmal. »Das Fressen wartet!«
    »Oh, danke.« Peter Marlowe nahm seine Eßgeschirre.
    »Fühlen Sie sich nicht wohl?«
    »Doch.« Nach einem Augenblick sagte er: »Es ist schön, am Leben zu sein, nicht wahr?«
    Der Vormittag war schon halb vorbei, als plötzlich die Neuigkeit wie ein Lauffeuer durch Changi ging. Der japanische Kommandant wollte das Lager wieder auf normale Reisrationen setzen, um einen großen japanischen Sieg auf See zu feiern. Der Kommandant hatte erklärt, eine Einsatzflotte der Vereinigten Staaten wäre völlig vernichtet und dadurch der tastende Vorstoß nach den Philippinen aufgehalten worden, und im Augenblick würden sogar japanische Streitkräfte für die Invasion auf Hawaii neu zusammengestellt.
    »Verfluchter Quatsch! Damit wollen die Japsen nur eine Schlappe vertuschen.«
    »Das glaube ich nicht. Man hat noch nie unsere Rationen erhöht, um eine Niederlage zu feiern.«
    »Hört euch den Kerl an! Rationen erhöht! Wir bekommen nur das zurück, was man uns eben erst weggenommen hat. Nein, mein Lieber. Glauben Sie mir ruhig. Die verfluchten Japsen kriegen ihre Hiebe. Sie können es mir ruhig glauben!«
    »Verdammt, wissen Sie etwas, was wir nicht wissen? Sie haben ein Rundfunkgerät, nehme ich an?«
    »Wenn ich eines hätte, würde ich es Ihnen ganz bestimmt nicht auf die Nase binden.«
    »Was ist übrigens mit Daven?«
    »Mit wem?«
    »Na, mit dem Kerl, der das Rundfunkgerät hatte.«
    »Ach ja, ich erinnere mich. Aber ich habe ihn nicht gekannt. Wie hat er denn ausgesehen?«
    »Er war ein ganz gewöhnlicher Bursche, wie ich gehört habe. Schade, daß er geschnappt worden ist.«
    »Ich möchte zu gerne das Schwein in die Pfoten kriegen, das ihn verpfiffen hat. Möchte wetten, daß es ein Kerl von der Luftwaffe war. Oder ein Australier. Die Schweinehunde würden ihre Seele für einen halben Pfennig verkaufen!«
    »Ich bin Australier, Sie verfluchter Bastard von einem Pommy.«
    »Oh, beruhigen Sie

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