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Raum

Raum

Titel: Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Donoghue
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Seite und winkt noch mal. Ich winke zurück, das gefällt ihr.
    An der Ecke vom Tisch sehe ich etwas, was sich bewegt, es ist eine kleine Spinne. Ich frage mich, ob unsere Spinne noch in Raum ist und ob ihr Netz immer größer wird. Ich trommele Lieder, das ist so wie Summen, aber nur getrommelt, und Ma ist in meinem Kopf und muss raten, die meisten rät sie richtig. Als ich das Trommeln mit meinem Schuh auf dem Boden mache, ist es ein anderer Ton, weil der aus Eisen ist. Auf der Wand steht was, was ich nicht lesen kann, es ist nur gekrakelt, und daneben ist eine Zeichnung, ich glaube, das ist ein Penis, aber der ist so groß wie die ganze Person.
    »Probier doch mal die Rutsche aus, Jack, das macht bestimmt Spaß.«
    Das ist Grandma, die mich da ruft. Ich klettere aus dem kleinen Haus und gucke runter, die Rutsche ist silbern mit ein paar kleinen Steinen drauf.
    »Hui! Komm schon, ich fange dich unten auf.«
    »Nein danke.«
    Es gibt eine Leiter aus Seilen, wie bei der Hängematte, nur hängt die hier runter, und sie tut meinen Fingern zu weh. Außerdem gibt es eine Menge Stangen, von denen ich runterhängen könnte, wenn ich stärkere Arme hätte oder wirklich ein Affe wäre. Und dann ist da noch so ein Teil, ich zeige es Grandma, da müssen Räuber die Stufen gestohlen haben.
    »Nein, sieh doch mal, dafür gibt es doch eine Stange wie bei den Feuerwehrmännern.«
    »Au ja, das habe ich schon mal im Fernsehen gesehen. Aber warum wohnen die hier oben?«
    »Wer?«
    »Die Feuerwehrmänner.«
    »Ach so. Nein, das ist keine echte Stange, die da ist nur zum Spielen da.«
    Als ich vier war, dachte ich noch, alles im Fernseher ist nur Fernsehen. Dann bin ich fünf geworden, und Ma hat angefangen zu entlügen und gesagt, dass viel davon in Wahrheit Bilder von Sachen sind, die es in echt gibt, und das Draußen ist sogar total in echt. Aber jetzt, wo ich im Draußen bin, merke ich, dass ganz viel davon überhaupt nicht in echt ist.
    Ich klettere wieder in das Elfenhaus. Die Spinne ist irgendwo anders hingegangen. Unter der Tisch ziehe ich meine Schuhe aus und bewege meine Füße.
    Grandma ist bei den Schaukeln. Zwei sind flach, aber die dritte hat so einen Gummieimer mit Löchern für die Beine. »Da kannst du unmöglich rausfallen«, sagt sie. »Willst du mal?«
    Sie muss mich hochheben, es fühlt sich komisch an, wie ihre Hände in meine Achseln drücken. Sie schiebt mich von hinter dem Eimer an, aber das gefällt mir nicht, ich drehe mich immer wieder um und gucke, deshalb schiebt sie mich anstatt von vorne an. Ich schaukele immer schneller und schneller und höher und höher, es ist das Irrste, was ich jemals gemacht habe.
    »Leg deinen Kopf zurück.«
    »Warum?«
    »Vertrau mir einfach.«
    Ich tue meinen Kopf zurück, und alles dreht sich verkehrt rum, der Himmel und die Bäume und die Häuser und Grandma und überhaupt alles, unglaublich.
    Auf der anderen Schaukel ist ein Mädchen, ich habe gar nicht gesehen, wie sie gekommen ist. Sie schaukelt nicht gleichzeitig mit mir, wenn ich vorne bin, ist sie hinten. »Wie heißt du?«, fragt sie.
    Ich tue so, als ob ich nichts höre.
    »Das ist Ja … Jason«, sagt Grandma.
    Warum nennt sie mich so?
    »Ich bin Cora, und ich bin viereinhalb«, sagt das Mädchen. »Ist sie noch ein Baby?«
    »Das da ist ein Junge, und der ist sogar schon fünf«, sagt Grandma.
    »Und warum sitzt er dann auf der Babyschaukel?«
    Ich will jetzt raus, aber meine Beine hängen in dem Gummi fest. Ich trete und ziehe an den Ketten.
    »Ruhig, ruhig«, sagt Grandma.
    »Hat er einen Wutanfall?«, fragt das Cora-Mädchen.
    Mein Fuß tritt aus Versehen Grandma.
    »Lass das.«
    »Der kleine Bruder von meiner Freundin kriegt immer Wutanfälle.«
    Grandma packt mich unter den Armen, mein Fuß wird ganz verdreht, aber dann bin ich draußen.
    Am Tor bleibt sie stehen und sagt: »Die Schuhe, Jack.«
    Ich denke ganz feste nach, und dann fällt es mir wieder ein. »Die sind in dem kleinen Haus.«
    »Dann flitz schnell zurück und hol sie.« Sie wartet. »Das kleine Mädchen tut dir schon nichts.«
    Aber ich kann nicht klettern, wenn sie vielleicht zuguckt.
    Deshalb macht Grandma es, und ihr Popo bleibt in dem Elfenhaus hängen, sie ist böse. Sie klettet meinen linken Schuh viel zu feste, deshalb reiße ich ihn wieder auf und den anderen auch. Ich gehe auf meinen Socken zu dem weißen Auto. Sie sagt, bestimmt kriege ich Glasscherben in meinen Fuß, tue ich aber nicht.
    Meine Hose ist nass von dem Tau und meine

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