Raum
ob es piep piep macht. Hoffentlich kommt er nicht, ich habe keine Mungst, ich habe einfach nur ganz richtige Angst.
Ich laufe zum Klo und mache noch mehr Kacka, Ma verquirlt sie. Ich will abziehen, aber Ma sagt Nein, Raum muss so stinken, als hätte ich den ganzen Tag Durchfall gehabt.
Als ich wieder in Bett komme, küsst sie mich hinten auf den Hals und sagt: »Du machst das ganz prima. Wein nur, das ist perfekt.«
»Warum ist … ?«
»Weil es dich noch kränker aussehen lässt. Jetzt müssen wir noch irgendwas mit deinen Haaren anstellen … warum habe ich daran denn nicht früher gedacht?« Sie macht ein bisschen Spüli auf ihre Hände und reibt es mir über den ganzen Kopf. »Das sieht schön schmierig aus. Hmm, aber es riecht zu gut, du musst mehr stinken.« Sie geht rüber und guckt wieder auf Uhr. »Uns läuft die Zeit davon«, sagt sie doller zitterig. »Ich bin so ein Dummie, du musst doch schlecht riechen, du musst richtig … Moment.«
Sie beugt sich über Bett, hustet ganz komisch und steckt sich die Hand in den Mund. Sie macht immer wieder diesen komischen Ton. Und dann kommt ihr irgendein Glibber aus ihrem Mund, wie Spucke, aber viel dicker. Ich kann die Fischstäbchen sehen, die wir zum Abendessen hatten.
Sie reibt alles auf das Kopfkissen. »Aufhören«, schreie ich und versuche wegzukrabbeln.
»Tut mir leid, es muss sein.« Mas Augen sind ganz komisch glänzend. Sie wischt ihre Kotze auf mein T-Shirt, sogar auf meinen Mund. Es stinkt wie noch nie, ganz scharf und giftig. »Jetzt leg dein Gesicht wieder auf den heißen Beutel.«
»Aber …«
»Komm schon, Jack, beeil dich.«
»Ich will nicht mehr.«
»Das ist kein Spiel, wir können jetzt nicht einfach aufhören. Los jetzt.«
Ich weine, weil es so stinkt und mein Gesicht an dem Beutel so heiß ist, dass ich denke, es schmilzt gleich ab. »Du bist gemein.«
»Aus gutem Grund.«
Piep piep piep piep.
Ma schnappt sich den Beutel mit dem Wasser, er reißt mir von der Backe. »Psst.« Sie drückt mir die Augen zu, schiebt mein Gesicht in das eklige Kissen und zieht Zudeck über meinen ganzen Rücken.
Die kältere Luft kommt mit ihm rein. Sofort ruft Ma: »Da bist du ja endlich.«
»Nicht so laut.« Nick sagt das leise, es kommt wie ein Knurren.
»Ich bin einfach …«
»Psst.« Noch mal piep piep und dann das Bumm . »Du kennst doch die Regeln«, sagt er. »Keinen Mucks von dir, bis die Tür zu ist.«
»Tut mir ja leid. Aber Jack geht es sehr schlecht.« Mas Stimme zittert, und einen Moment lang glaube ich es sogar, sie kann sich besser verstellen als wie ich.
»Hier drin stinkt es.«
»Weil es dem Kleinen oben und unten rausgekommen ist.«
»Ist doch wahrscheinlich nur ein 24-Stunden-Virus, morgen ist das bestimmt wieder vorbei«, sagt Old Nick.
»Er hat es jetzt schon über dreißig Stunden. Er hat Schüttelfrost, er glüht …«
»Dann gib ihm eben eine von den Kopfschmerztabletten.«
»Was glaubst du denn, was ich schon den ganzen Tag versuche? Er kotzt sie sofort wieder aus. Nicht mal Wasser kann er bei sich behalten.«
Old Nick pustet die Luft aus den Backen. »Lass mich ihn mal anschauen.«
»Nein«, sagt Ma.
»Jetzt stell dich nicht so an.«
»Nein! Ich habe gesagt: Nein.«
Ich drücke mein Gesicht ins Kissen, das ist ganz klebrig. Meine Augen sind zu. Old Nick ist da, direkt neben Bett, er kann mich sehen. Ich fühle seine Hand auf meiner Backe, ein Ton kommt aus mir raus, weil ich so viel Angst habe. Ma hat gesagt, es würde auf der Stirn sein, ist es aber nicht, es ist auf meiner Backe, er fühlt sie, und seine Hand ist überhaupt nicht wie die von Ma, sie ist kalt und schwer …
Dann ist sie wieder weg. »Ich besorge ihm im Drugstore irgendwas Stärkeres, der hat die ganze Nacht auf.«
»Was Stärkeres? Er ist gerade mal fünf Jahre alt und vollkommen dehydriert, er hat weiß Gott was für ein Fieber.« Ma schreit, nicht gut. Bestimmt wird Old Nick gleich wütend.
»Halt doch einfach mal einen Moment die Klappe, und lass mich nachdenken.«
»Er muss sofort in die Notaufnahme, da hilft alles nichts, und das weißt du auch.«
Old Nick macht einen Ton, ich weiß nicht, was er bedeutet.
Mas Stimme ist so, als ob sie weint. »Wenn du ihn jetzt nicht da hinbringst, wird er … könnte er …«
»Sei nicht so hysterisch«, sagt er.
»Bitte. Ich flehe dich an.«
»Kommt nicht infrage.«
Beinahe sage ich in die Tüte . Ich denke es, aber sagen tue ich es nicht. Ich sage überhaupt nichts, ich bin einfach
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