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Raum

Raum

Titel: Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Donoghue
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Quinoa. Für danach gibt es einen Salat aus Früchten, ich komme auf alle, Apfel und Orange und die, die ich noch nicht kenne, sind Ananas und Mango und Blaubeere und Kiwi und Melone, also zwei richtig und fünf falsch, macht minus drei. Banane ist nicht dabei.
    Ich will noch mal die Fische sehen, deshalb gehen wir runter in den Teil, der Aufnahme heißt. »Die haben ja Streifen! Sind sie krank?«
    »Die sehen doch quicklebendig aus.« Sagt Ma. »Und der dicke Chef da hinter dem Seetang ganz besonders.«
    »Ich meine, im Kopf? Sind das verrückte Fische?«
    Ma lacht. »Glaube ich nicht.«
    »Ruhen sie sich nur ein bisschen aus, weil sie berühmt sind?«
    »Sie sind schon hier geboren worden, in diesem Aquarium hier.« Es ist die Pilar-Frau.
    Ich zucke zusammen, weil ich nicht gehört habe, wie sie aus ihrer Theke gekommen ist. »Wieso?«
    Sie starrt mich an, aber sie lächelt dabei weiter. »Ähm …«
    »Warum sind sie hier?«
    »Ich denke mal, damit wir sie anschauen können. Sind sie nicht hübsch?«
    »Komm jetzt, Jack«, sagt Ma. »Die Frau hat bestimmt was zu tun.«
    Im Draußen ist die ganze Zeit durcheinander. Ma sagt ständig »Langsamer, Jack« zu mir und »Moment noch« und »Jetzt aber mal fertig« und »Beeil dich, Jack«. Jack sagt sie oft, deshalb weiß ich, dass sie mich meint und nicht irgendwelche Personen. Ich weiß fast nie, welche Zeit gerade ist, es gibt zwar Uhren, aber die haben nur so spitze Pfeile, das Geheimnis davon kenne ich nicht, und unser Uhr mit seinen Zahlen ist nicht da. Deshalb muss ich Ma fragen, und die hat keine Lust mehr, dass ich immer was frage. »Ich weiß, welche Zeit es ist. Es ist Zeit, dass wir endlich mal nach draußen gehen.«
    Ich will nicht, aber sie sagt immer wieder: »Komm, wir versuchen es mal. Nur versuchen. Jetzt gleich, warum denn nicht?«
    Erst muss ich wieder meine Schuhe anziehen. Außerdem brauchen wir Jacken und Mützen und so klebriges Zeug auf unseren Gesichtern unter den Masken und auf unseren Händen, damit uns die Sonne nicht die Haut abbrennt, weil wir aus Raum kommen. Dr. Clay und Noreen wollen mit, sie haben aber keine coolen Sonnenbrillen oder so.
    Der Weg in das Draußen vom Draußen ist nicht wie Türe, es ist eine Luftschleuse wie bei einem Raumschiff. Ma fällt das Wort nicht mehr ein, und Dr. Clay sagt: »Drehtür.«
    »Au ja«, sage ich. »Das kenne ich vom Fernseher.« Mir gefällt das Rumrumrumlaufen, aber als wir dann draußen sind und das Licht meiner ganz dunklen Sonnenbrille wehtut und der Wind mir ins Gesicht haut, will ich wieder rein.
    »Ist gar kein Problem«, sagt Ma immer wieder.
    »Ich find es doof.« Die Drehtür ist fest und dreht sich gar nicht mehr und drückt mich raus.
    »Nimm einfach meine Hand.«
    »Der Wind reißt uns kaputt.«
    »Es ist doch nur ein Lüftchen«, sagt Ma.
    Das Licht ist nicht wie in einem Fenster, es kommt überall rein, an allen Seiten von meiner coolen Sonnenbrille, bei unserer großen Flucht war das nicht so. Zu viel fürchterliches Glitzeriges und Luftfrische. »Meine Haut brennt ab.«
    »Du machst das ganz prima«, sagt Noreen. »Schön langsam und tief durchatmen. So wird ein Schuh draus.«
    Wieso wird ein Schuh draus? Und wo will der Atem durch? Auf meiner Sonnenbrille sind Pünktchen, meine Brust macht bum bum bum, und der Wind ist so laut, dass ich überhaupt nichts hören kann.
    Noreen macht was Komisches. Sie nimmt mir die Maske ab und tut ein anderes Papier auf mein Gesicht. Ich schiebe es mit meinen glitschigen Händen weg.
    Dr. Clay sagt: »Ich weiß nicht, ob das so eine …«
    »Atme in die Tüte«, sagt Noreen mir.
    Und das mache ich, es ist warm, ich hole nur noch Luft und hole Luft.
    Ma hält mich an den Schultern fest. »Komm, wir gehen wieder rein«, sagt sie.
    Als wir wieder in Raum Nummer sieben sind, kriege ich was auf dem Bett, immer noch mit Schuhen an und ganz glitschig.
    Später kommt Grandma, jetzt kenne ich ihr Gesicht schon. Sie hat aus ihrem Hängematte-Haus Bücher mitgebringt, drei für Ma ohne Bilder, sie ist total froh, und für mich fünf mit Bildern, dabei hat Grandma noch nicht mal gewisst, dass fünf meine liebste Lieblingszahl ist. Sie sagt, die haben mal Ma und meinem Onkel Paul gehört, als sie Kinder waren. Ich glaube nicht, dass sie richtig lügt, aber wirklich wahr kann es ja auch nicht sein, dass Ma mal ein Kind war. »Möchtest du dich mal auf Grandmas Schoß setzen, dann lese ich dir eins vor.«
    »Nein danke.«
    Es gibt Die kleine Raupe Nimmersatt

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