Raum
meine nur, müssen wir hierbleiben?«
»Nein, wir sind so frei wie die Vögel.«
Ich dachte, gestern wären schon alle komischen Sachen passiert, aber heute gibt es noch einen Haufen mehr.
Ich kann meine Kacka nur ganz schwer rausdrücken, weil mein Bäuchlein nicht an so viel Essen gewöhnt ist.
Wir müssen unsere Laken nicht in der Dusche waschen, das machen nämlich auch die unsichtbaren Reinemachefrauen.
Ma schreibt in ein Notizbuch, das Dr. Clay ihr für ihre Hausaufgaben gegeben hat. Ich dachte, Hausaufgaben machen nur Kinder, die in die Schule gehen, es ist Arbeit für zu Hause, aber Ma sagt, in der Klinik ist eigentlich gar keiner zu Hause, und am Ende gehen alle wieder in ihr richtiges Zuhause.
Ich hasse meine Maske, dadurch kriege ich keine Luft, aber Ma sagt, eigentlich doch.
Wir frühstücken in dem Speisesaal, das ist der Raum zum Essen. Die Personen in der Welt gehen gern für jede Sache in einen anderen Raum. Die Manieren fallen mir wieder ein, das ist, wenn Personen Angst haben, dass sie andere Personen böse machen. »Bitte kannst du mir mehr Pfannekuchen haben?«
Die Sie mit der Schürze sagt: »Er ist wirklich ein Zuckerpüppchen.«
Ich bin kein Zuckerpüppchen, aber Ma flüstert mir zu, es heißt, dass die Frau mich gern hat, und ich soll sie lassen.
Ich probiere den Sirup, der ist super-mega-süß, ich trinke ein ganzes Schälchen leer, bis Ma mich nicht mehr lässt. Sie sagt, der ist nur für auf die Pfannkuchen, aber das finde ich eklig.
Immer wieder kommen Leute mit Kannen voll Kaffee zu ihr, sie sagt Nein. Ich esse so viel Frühstücksspeck, bis ich selbst nicht mehr weiß, wie viel, und als ich »Danke, Jesuskind!« sage, gucken die Leute so zu uns rüber, ich glaube, das ist, weil sie ihn hier im Draußen nicht kennen.
Ma sagt, wenn eine Person sich komisch benimmt, wie zum Beispiel der lange Junge mit den Eisenteilen im Gesicht, der Hugo heißt und die ganze Zeit summt, oder wie Mrs. Garber, die sich die ganze Zeit am Hals kratzt, dann sollen wir nicht lachen außer innen drin hinter unseren Gesichtern, wenn wir gar nicht anders können.
Ich weiß es nie, wann Geräusche passieren, und zucke jedes Mal zusammen. Oft kann ich gar nicht sehen, wer sie macht, manche sind nur winzig wie kleine summende Insekten, aber andere tun mir im Kopf weh. Aber trotzdem alles immer so laut ist, sagt Ma mir andauernd, ich soll nicht so schreien, damit ich keine Personen störe. Dabei hören sie mich oft gar nicht, wenn ich rede.
Ma fragt: »Wo sind deine Schuhe?«
Wir gehen zurück und finden sie in dem Speisesaal unter der Tisch, auf einem Schuh liegt ein Stück Frühstücksspeck, das esse ich.
»Bazillen«, sagt Ma.
Ich trage meine Schuhe an den Klettbändern. Sie sagt mir, ich soll sie anziehen.
»Aber die tun an meinen Füßen weh.«
»Stimmt die Größe nicht?«
»Sie sind zu schwer.«
»Ich weiß ja, dass du nicht daran gewöhnt bist, aber du kannst trotzdem nicht einfach nur auf Socken herumlaufen, am Ende trittst du noch in was Spitzes.«
»Mache ich nicht, das verspreche ich.«
Sie wartet so lange, bis ich sie anziehe. Wir sind in einem Flur, aber nicht dem oben an den Stufen, die Klinik hat nämlich lauter verschiedene Teile. Ich glaube nicht, dass wir hier schon mal waren, haben wir uns etwa verirrt?
Ma guckt aus einem neuen Fenster. »Heute könnten wir doch mal nach draußen gehen, dann könntest du dir die Bäume und die Blumen ansehen.«
»Nein.«
»Jack …«
»Ich meinte, nein danke.«
»Aber die frische Luft!«
Mir gefällt die Luft in Raum Nummer sieben, Noreen bringt uns wieder hin. Aus unserem Fenster kann ich sehen, wie die Autos parken und entparken, und Tauben und manchmal die Katze.
Später gehen wir zum Spielen mit Dr. Clay in einen neuen Raum, der hat einen Teppich mit langen Haaren, nicht so wie unsere Teppich, die ganz platt ist und zickzack, ich frage mich, ob unsere Teppich uns vermisst, ist sie immer noch hinten auf dem Laster oder im Gefängnis?
Ma zeigt Dr. Clay ihre Hausaufgaben, sie reden noch mehr über nicht besonders interessantes Zeug, Entpersonalisierung und Jamais vu . Dann helfe ich Dr. Clay, seinen Spielzeugkoffer auszupacken, der ist das Coolste überhaupt. Er spricht in ein Mobiltelefon, aber es ist nicht in echt. »Wie schön, von dir zu hören, Jack. Ich bin im Moment in der Klinik. Wo bist du?«
Es gibt eine Plastikbanane, in die sage ich: »Ich auch.«
»Was für ein Zufall. Gefällt es dir hier?«
»Mir
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