Raum
der Zeitung wissen oft nicht richtig Bescheid.«
Pappnasen, das hört sich an wie bei Alice , aber da sind es in Wahrheit Spielkarten. »Die schreiben, du bist wunderschön.«
Ma lacht.
Aber das ist sie wirklich. Ich habe jetzt schon so viele Personengesichter in echt gesehen, und ihres ist am wunderschönsten.
Ich muss mir wieder die Nase putzen, die Haut wird schon rot und tut weh. Ma nimmt ihre Scherztabletten, aber die zappen das Kopfweh nicht weg. Ich wusste gar nicht, dass sie im Draußen immer noch Aua haben würde. Ich streichle ihr im Dunkel die Haare. In Raum Nummer sieben ist es nicht ganz schwarz, das silberne Gesicht von Gott ist im Fenster, und Ma hat recht, es ist überhaupt kein Kreis, es ist an beiden Enden spitz.
In der Nacht fliegen Vampirbazillen rum, mit Masken auf, deshalb können wir ihre Gesichter nicht sehen, und ein leerer Sarg verwandelt sich in ein riesiges Klo und spült die ganze Welt weg.
»Schhh, das war nur ein Traum«, sagt Ma.
Dann ist Ajeet total verrückt und schickt uns Rajas Kacka in einem Paket mit der Post, weil ich sechs Spielsachen behalten habe, jemand bricht mir die Knochen und steckt Nadeln rein.
Als ich aufwache, bin ich am Weinen, und Ma gibt mir eine Menge, es ist aus der Rechten, aber trotzdem ziemlich sahnig.
»Ich habe sechs Spielzeuge behalten, nicht nur fünf«, sage ich ihr.
»Was?«
»Von denen, die die verrückten Fans geschickt haben. Ich habe sechs behalten.«
»Das macht nichts«, sagt sie.
»Tut es doch. Ich habe das sechste auch behalten, ich habe es nicht den kranken Kindern geschickt.«
»Sie waren für dich, das waren alles deine Geschenke.«
»Und warum durfte ich dann nur fünf haben?«
»Du kannst so viele haben, wie du willst. Jetzt schlaf wieder ein.«
»Kann ich nicht. Jemand hat meine Nase zugemacht.«
»Das ist nur, weil der Rotz zäher wird, und das bedeutet, dass es dir bald wieder gut geht.«
»Aber es kann mir nicht gut gehen, wenn ich nicht atmen kann.«
»Deshalb hat Gott dir ja einen Mund gegeben, durch den du atmen kannst. Plan B«, sagt Ma.
Als es anfängt, hell zu werden, zählen wir unsere Freunde in der Welt. Noreen und Dr. Clay und Dr. Kendrick und Pilar und die Schürzenfrau, den Namen weiß ich nicht, und Ajeet und Naisha.
»Wer sind die denn?«
»Der Mann und das Baby und der Hund, die die Polizei gerufen haben«, erkläre ich ihr.
»Ach, stimmt.«
»Nur glaube ich, dass Raja ein Feind ist, weil er mir in den Finger gebissen hat. Ach ja, und Officer Oh und der Polizeimann, von dem ich den Namen nicht weiß, und der Captain. Das macht zehn und einen Feind.«
»Grandma und Paul und Deana«, sagt Ma.
»Meine Cousine Bronwyn, nur habe ich die noch nicht gesehen. Und Leo. Stiefpa meine ich.«
»Der ist fast siebzig und stinkt nach Dope«, sagt Ma. »Die muss ja echt trostbedürftig gewesen sein.«
»Was ist trostbedürftig?«
Anstatt zu antworten, fragt Ma: »Wie viele haben wir schon?«
»Fünfzehn und einen Feind.«
»Weißt du, der Hund hatte einfach nur Angst. Der hat dich also aus gutem Grund gebissen.«
Läuse beißen ohne Grund. Machst du schnell die Äuglein zu, geben alle Läuse Ruh. Ma denkt überhaupt nicht mehr daran, mir das zu sagen. »Okay«, sage ich, »dann sechzehn. Plus Mrs. Garber und das Mädchen mit den Tattoos und Hugo, nur reden wir mit denen eigentlich nie, zählt das trotzdem?«
»Aber klar.«
»Dann sind es neunzehn.« Ich muss mir ein neues Papiertuch holen, die sind weißer als Klopapier, aber manchmal reißen sie, wenn sie nass sind. Dann bin ich sowieso schon auf, deshalb machen wir Wettrennen beim Anziehen, ich gewinne, bloß habe ich meine Schuhe vergesst.
Auf meinem Popo kann ich ganz schnell die Stufen runterrutschen, plimps plamps plumps , dabei klappern meine Zähne. Ich glaube nicht, dass ich wie ein Affe bin, wie die Pappnasen geschrieben haben, aber genau weiß ich es nicht, die auf dem Naturplaneten haben nämlich keine Stufen.
Zum Frühstück esse ich vier Arme Ritter. »Wachse ich schon?«
Ma guckt an mir rauf und runter. »Jede Minute.«
Als wir Dr. Clay besuchen, will Ma, dass ich ihm von meinen Träumen erzähle.
Er glaubt, dass mein Gehirn vielleicht Frühjahrsputz macht.
Ich gucke ihn an.
»Jetzt, wo du in Sicherheit bist, sucht es die ganzen gruseligen Gedanken zusammen, die du nicht mehr brauchst, und wirft sie als schlechte Träume raus.« Seine Hände machen das Werfen nach.
Wegen den Manieren sage ich nichts, aber in Wahrheit
Weitere Kostenlose Bücher