Raumfahrergarn
enorm, vielleicht zu eindrucksvoll. Sie bezweifelte, ob es hier auch nur drei Läden gab, die etwas Passendes für sie hatten. Ein Teil der neuesten Mode war extrem. Lunzie trat zurück, um sich die Schaufenster anzusehen.
In den Lexan-Scheiben erblickte sie flüchtig etwas sehr Großes, das von links auf sie zukam. Lunzie blickte auf. Eine Gruppe humanoider Schwerweltler stampfte den Spazierweg herunter und schob sich an ihr vorbei.
Sie erkannte den düsteren Mann an der Spitze als den Vertreter von Diplo wieder, auf den Coromell sie auf der Ryxi-Party aufmerksam gemacht hatte. Sie beanspruchten, weil sie nebeneinander gingen, auf der Rampe soviel Platz für sich, daß Lunzie sich in Finzers Modegeschäft zurückzog, bis sie vorbei waren.
»Was kann ich für Sie tun, Bürgerin?« Ein Mann mit elegant gekräuselten Ohren, der Lunzie kaum bis zur Schulter reichte, kam auf sie zu und verbeugte sich lächelnd. »Ich bin Finzer, der Inhaber dieses schönen Geschäfts.«
Lunzie blickte ins Atrium hinaus. Die Gruppe war verschwunden, abgesehen von einer Frau, die stehengeblieben war, um sich ein Schaufenster auf der anderen Seite des Korridors anzusehen. Sie gehört nicht zu Diplos Gefolge. Es war Parchandris Leibwächterin Quinada. Die Schwerweltlerin drehte sich um und fixierte Lunzie mit einem stupiden, dumpfen Ausdruck. Lunzie lächelte sie an und hoffte, daß eine höfliche Reaktion am unverfänglichsten war. Quinada starrte sie einen Moment lang ausdruckslos an, bevor sie weiterging. Verwirrt wandte sich Lunzie wieder dem Ladenbesitzer zu, der immer noch an ihrer Seite wartete.
»Ich suche nach Abendgarderobe«, erklärte sie Finzer. »Haben Sie etwas Klassisches in der Größe zehn?«
Finzer brachte ihr eine klassisch geschnittene, rosarote Kombination mit einem Leibchen, das ihren Brustkorb umschloß und einem langen Abendrock, der ihr um die Füße wirbelte.
* * *
Zwei Abende später raffte sie die Falten des Kleides auf den Schoß hoch, als sie mit Coromell zu Parchandris Residenz fuhr.
»Ich bilde es mir nicht ein, Coromell«, sagte Lunzie bestimmt. »Quinada war überall, wo ich in den letzten zwei Tagen gewesen bin. Jedesmal, wenn ich mich umdrehte, war sie da. Sie verfolgt mich.«
»Ein Zufall«, sagte Coromell leichthin. »Der Bereich, in dem sich die Diplomaten von Tau Ceti bewegen, ist sehr klein. Du hattest in dieser Woche einfach ähnliche Dinge zu erledigen wie Quinada, das ist alles.«
»Das ist nicht alles. Sie starrt mich auf eine Weise an, die ich nur als hungrig beschreiben kann. Ich traue diesem perversen Halunken, für den sie arbeitet, nicht weiter, als ich ihn werfen könnte. Hast du nicht gesehen, wie seine Augen glitzerten, als ich meinen Unfall erwähnte? Er hat einen merkwürdigen Geschmack, wenn es um Unterhaltung geht.«
»Du interpretierst zuviel in einen Zufall hinein«, sagte Coromell vorsichtig. »Hier auf Tau Ceti drohen dir bestimmt keine Perversitäten. Eine Entführung wäre eine ernsthafte Verletzung der diplomatischen Immunität, die sich ein Mann von Ienois Rang und Position in seiner Familie nicht leisten kann. Was seine Adjutantin angeht, hast du selbst gesagt, daß du eine tief sitzende Angst vor Schwerweltlern hast.«
»Ich leide nicht unter Verfolgungswahn«, sagte Lunzie todernst. »Lassen wir mal meine tiefsitzende Angst außen vor. Als ich den Verdacht hatte, daß Quinada mich verfolgt, habe ich versucht, sie abzuschütteln. Sag mir, warum sie in fünf verschiedenen Lebensmittelgeschäften gewesen ist, ohne etwas zu kaufen! Oder in drei verschiedenen Schönheitssalons! Und nicht nur das. Sie wartete sogar vor dem FES-Komplex, als ich meine Übungsstunden beendet hatte.«
Coromell wurde nachdenklich. »Du bist wirklich davon überzeugt, ja?«
»Allerdings. Und ich glaube, es hat wahrscheinlich etwas mit Ambrosia zu tun, auch wenn du mir in dieser Hinsicht keine Aufklärung verschaffen willst.«
Coromell lächelte über die Anspielung, sagte aber nichts, was sie unter diesen Umständen weiter verärgert hätte. Ambrosia mußte der Deckname für eine Geheimsache auf höchster Ebene sein, und sie war nur der Umschlag gewesen, der die Nachricht enthielt und nicht wissen durfte, was sie besagte. Störrisch fuhr sie fort: »Ich halte Ienois Bemerkung nicht für so beiläufig wie du, trotz seines unangreifbaren diplomatischen Status. Auf jeden Fall finde ich es unheimlich, von seiner Adjutantin verfolgt zu werden.«
»Auf persönlicher Ebene kann ich
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