Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Raumfahrergarn

Raumfahrergarn

Titel: Raumfahrergarn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Jody Lynn Nye
Vom Netzwerk:
verwirrt machte auch sie sich ans Essen.
    »Jonas«, hörte sie jemanden flüstern. »Sie muß ein Jonas sein.« Aus dem Augenwinkel versuchte Lunzie den Sprecher auszumachen. Ein Jonas? Was sollte das bedeuten?
    »Lunzie«, sagte Sharu, um das Schweigen zu brechen. »Unsere Habseligkeiten werden in den nächsten Stunden an Bord gebracht. Würden Sie mich bitte begleiten und die Wertsachen aussortieren, die im Safe des Zahlmeisters zurückgelassen wurden? Wenn wir wieder im Orbit sind, werden wir zusammenpacken, was wir nicht für uns beanspruchen.«
    »Natürlich, Sharu. Ich mach mich frisch und warte dann auf Sie.« In der Hoffnung, daß sie nicht so unbehaglich klang, wie sie sich fühlte, tupfte Lunzie ihre Lippen mit der Serviette ab und eilte zur Tür.
    »Das Unglück kommt immer dreifach«, sagte eine Stimme hinter ihr, als sie durch die Tür ging, doch als sie sich umdrehte, sah niemand sie an.
    »Es ist meine Schuld. Ich hätte Sie warnen sollen, nichts über das letzte Unglück zu erzählen«, entschuldigte sich Sharu, als sie und Lunzie allein waren. Vor ihnen standen Dutzende versiegelte Kisten aus dem Tresorraum des Zahlmeisters und einhundert leere Frachtkartons. »Ich war selbst einmal in der Flotte, deshalb weiß ich noch, wie das ist. Ein Unfall im Weltraum liegt im Bereich des Möglichen. Zwei zeugen von einer verhängnisvollen Pechsträhne. Niemand ist so abergläubisch wie ein Raumfahrer.«
    »Sharu, was ist ein Jonas?«
    »Haben Sie das gehört? Jonas war eine Gestalt aus der Alten Bibel von der Erde. Immer wenn er auf einem Schiff mitsegelte, bekam es Probleme. Einer der Seefahrer kam zu dem Schluß, daß Jonas ihren Gott Jehova gekränkt haben mußte und er deshalb mit einem Pechsträhne gestraft werde, die das ganze Schiff in Gefahr brachte. Sie warfen ihn über Bord, um sich selbst zu retten. Er wurde von einem Seeungeheuer verschluckt.«
    »Huch!« Lunzie schluckte nervös und ließ eine Kette unbezahlbarer Perlen in einen gepolsterten Umschlag fallen. »Aber man würde mich doch nicht über Bord werfen? Ich meine, im Weltraum aussetzen?«
    »Ich bezweifle es.« Sharu runzelte die Stirn, während sie den Schmuck sortierte. »Aber man wird Ihnen tunlichst aus dem Weg gehen. Erwähnen Sie es nie wieder, dann geht’s vielleicht vorbei.«
    Lunzie steckte den Umschlag in einen Karton und versah ihn mit dem Warnschild Zerbrechlich – Keinen extremen Temperaturen aussetzen, was sie an Illin Romsey erinnerte, den Kristallbergmann von Descartes, der sie gerettet, und den Thek, der ihn begleitet hatte. Sie hatte seit Monaten nicht mehr an diesen Thek gedacht. Es war Lunzie immer noch ein Rätsel, warum sich ein Thek für sie interessiert hatte.
    »Natürlich, Sharu. Ich stecke nie bewußt den Kopf in den Rachen eines Löwen. Man weiß nie, wann er mal niesen muß.«
    Unter den Juwelen und anderen Wertgegenständen fand sie das durchsichtige Hologramm von Fiona. Lunzie war schockiert, als sie feststellte, daß sie sich inzwischen an das Bild der erwachsenen Frau Fiona gewöhnt hatte und dieses liebe, lächelnde Kind eine Fremde war, eine längst verblaßte Erinnerung. Ganz behutsam versiegelte sie es in einem Plastikpolster und legte es weg.
    Drei Tage später wartete Lunzie vor der Brücke, bis schließlich die Silbertür seiner Nische aufglitt. Captain Aelock hatte in ihrer Kabine eine Nachricht hinterlassen, daß er sie sprechen wollte. Bevor sie über die Schwelle trat, hörte sie ihren Namen und hielt inne.
    »… Sie bringt dem Schiff Unglück, Sir. Wir sollten sie weit vor Alpha Centauri auf einem Planeten absetzen. Wenn wir’s nicht tun, kommen wir vielleicht nie dort an.« Die Stimme gehörte Fähnrich Riaman. Der junge Offizier hatte sie in der Messe konsequent ignoriert und in den Korridoren hinter ihrem Rücken über sie geredet.
    »Unsinn«, schnauzte Captain Aelock. Es klang so, als sei dies das Ende einer langen Auseinandersetzung und seine Geduld endgültig erschöpft. »Außerdem haben wir unsere Befehle, und die werden wir befolgen. Sie brauchen sich nicht mit ihr abzugeben, wenn Sie Ihnen unangenehm ist, aber für mich ist sie eine angenehme Gesellschaft. Ist das klar?«
    »Ja, Sir«, erwiderte Riaman in einem demütigen Ton, der seinen Widerwillen nicht verhehlte.
    »Dann weggetreten.«
    Riaman verabschiedete sich mit einem zackigen Salut, aber Aelock hatte sich bereits wieder dem Sichtschirm zugewandt. Sichtlich zusammengestaucht marschierte der Fähnrich von der Brücke, vorbei

Weitere Kostenlose Bücher