Raumschiff 2 - Nancia
Polo. Die Polo-Baugesellschaft. Bahati. War nicht irgend etwas in den Nachrichtenbytes über eine Verzögerung bei der Finanzierung der neuen Raumstation vor Bahati gekommen, irgendeine
Sache mit der Endabnahme?… Es mußte Fassas Firma
gewesen sein. Und hier war nun Nancias Chance, eines dieser amoralischen kleinen Ungeheuer zu bremsen. »Caleb, nehmen wir diesen hier an. Er gefällt mir.«
Caleb schniefte tadelnd. »Nun, mir aber nicht. Verdeckte Ermittlung – das ist doch so gut wie Spionage. Der Ethikkodex von Wega sieht das übrigens genauso. Ich bin nicht in den Kurierdienst eingetreten, um dort als schmutziger,
heimtückischer Spion tätig zu werden.« Er sprach das Wort so aus, daß es richtig obszön klang. »Und schau dir das hier einmal an.« Er überdeckte Nancias Muster aus tanzenden Lichtern mit einer Kopie der Auftragsbeschreibung, die er auf den Zentralbildschirm überspielte. Mit einem Laserzeiger hob er den Wartecode hervor, der sich unauffällig in der linken oberen Ecke der Statuszeile befand. »Siehst du das? Irgend jemand hat uns diesen Auftrag ausdrücklich zugeschanzt, auch wenn es bedeutete, drei Wochen lang zu warten, bis wir auf der längsten Flugroute aus dem Subraum Spica zurückgekehrt waren. Wenn wir uns im Netz ein wenig umschauten, würden wir wahrscheinlich auch herausbekommen, wer das getan hat –
nein, das wäre unmoralisch«, räumte Caleb mit leisem Seufzen ein. »Aber es gefällt mir nicht, Nancia. Es riecht förmlich danach, als ob irgendwelche Hochfamilien sich eingemischt und an Fäden gezogen hätten. Ich meine, wir sollten lieber einen der anderen Aufträge übernehmen. Irgend etwas, das ganz schlicht formuliert ist und das wir ausführen können, ohne damit unsere Integrität zu kompromittieren.«
Doch selbst Caleb konnte nicht allzuviel Begeisterung für die beiden anderen Möglichkeiten aufbringen.
Der erste Auftrag, so wurden sie gewarnt, könnte relativ lange dauern. Es wurde ein Schiff gebraucht, das das
Inspektorenkomitee des Planetaren Hilfsdiensts zu seiner fünfjährigen Inspektionsreise transportierte, um auf jedem Planeten darauf zu warten, daß das Komitee die Situation inspizierte und einen Bericht darüber vorbereitete.
»Es könnte schlimmer sein«, meinte er. »Und vielleicht dauert es auch gar nicht so lang. Wenn sie diese Reise alle fünf Jahre machen, müßte das letzte Inspektionsschiff kurz vor deinem Dienstantritt zurückgekehrt sein. Magst du einmal die Unterlagen überprüfen und feststellen, wie lang die Rundreise selbst gedauert hat?«
Nancia machte sich an eine Überprüfung der öffentlichen Berichtunterlagen, während Caleb die dritte
Auftragsmöglichkeit studierte. »Einen Büffelbullen in den Subraum Cor Caroli befördern? Das soll ein Auftrag für den Kurierdienst sein?«
»Ein Beitrag zur Verbesserung der Landwirtschaft«, schlug Nancia vor, dann fügte sie hinzu: »Aber das können sie nicht ernst meinen. Bestimmt sollen wir doch nur eine Samenprobe befördern.«
Doch bei näherer Überprüfung stellte sich heraus, daß es noch nie jemandem gelungen war, von Donnerkeil III, dem preisgekrönten Büffelbullen im Zoo der Zentralwelten, eine Samenprobe zu nehmen. Und da sich die einzige überlebende Büffelkuh auf Cor Caroli VI befand und weil der dortige Zoodirektor behauptete, daß Shaddupa unter schrecklichem Singularitätsstreß litt und auf keinen Fall raumflugtauglich war, verlangte die Erhaltung dieser Art danach, daß Donnerkeil III nach Cor Caroli VI transportiert wurde.
»Ich denke, da ist selbst ein PHD-Komitee noch eine
angenehmere Gesellschaft als Donnerkeil III«, bemerkte Caleb. »Nancia, gibt es keine KD-Unterlagen darüber, wie lange die letzte Inspektionsreise dauerte?«
»Ich habe sie gerade gefunden«, antwortete Nancia. Sie hatte doch mehr Aktenjahrgänge überprüfen müssen als erwartet.
»Und?«
»Und sie sollten irgendwann im nächsten Jahr zurückkehren.
Im Augenblick befinden sie sich immer noch im Subraum
Deneb. Ich habe die Zwischenberichte gelesen. Es sieht so aus, als ob die PHD-Bestimmungen es dem Inspektionskomitee
untersagen, irgendeinen Planeten wieder zu verlassen, bevor sie nicht den entsprechenden Planetenbericht einstimmig verfaßt und paraphiert haben.«
»Na und?«
Diesmal war es Nancia, die seufzte. »Caleb, das ist ein Komitee!«
Drei Stunden später kam Sevareid Bryley-Sorensen d’Aquino an Bord, um seinen Plan in allen Einzelheiten zu erläutern.
»Diese Bemalung
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