Raumschiff 3 - Tia
mißtrauisch. »Und wo war dieser Agent?«
»Ich will mal raten«, antwortete Alex vorsichtig. »Als erstes würde ich vermuten, daß wir tatsächlich einfach etwas Glück gehabt haben. Der ruhige Mann hat alle sicheren, gängigen Abnehmer für seine Ware versucht, Kanäle, über die die Polizei nichts weiß, und mußte feststellen, daß sie übersättigt waren. Er war verzweifelt genug, um es mit jemandem wie mir zu versuchen. Ich vermute, daß sein Schiff morgen oder
übermorgen starten wird.«
»Gut – aber warum verkauft er an dich, wenn er dich doch gar nicht kennt?« fragte Tia.
»Weil ich in der richtigen Bar war, mich genau richtig
verhalten habe und mich nicht benahm wie die Polizei oder der Geheimdienst.« Alex rieb mit dem Daumen über den Bauch
der Vase. »Ich war bereit, über den Barkeeper zu zahlen, was der Geheimdienst wohl nicht täte. Ich habe den richtigen Eindruck gemacht, und ich vermute, daß er mich beobachtet hat, um zu sehen, ob irgendeiner seiner Kumpel verhaftet wurde, nachdem er an mich verkaufte. Schließlich hatten wir einmal mehr Glück. Denn er weiß nicht, wozu seine Bosse die gefälschten Artefakte benutzen. Er glaubte, daß man ihm allenfalls auf die Finger klopfen könnte, wegen unverzollter Einfuhr von Kunstgegenständen.«
»Vielleicht benutzen seine Bosse die Artefakte ja auch gar nicht zum Schmuggel«, warf Tia ein. »Vielleicht leiten sie sie ja nur an eine zweite Partei weiter.«
»Auf dieser Station ist das eine reale Möglichkeit.« Alex setzte die Vase vorsichtig wieder ab. »Jedenfalls vermute ich, daß die Behörden diese Stationsgruppe schon die ganze Zeit unter Verdacht hatten und daß irgendwo dort draußen ein Schiff von ihnen ist – weshalb wir so schnell Kontakt
bekamen. Ich dachte mir eigentlich schon, daß das eine
Schiffskontaktnummer war, als ich sie sah, aber ich habe nichts gesagt.«
Tia ging alle Möglichkeiten durch und gelangte zu einer möglichen Antwort. »Und jetzt machen sie nur den Boten
ausfindig, der sich am Mittag von einem anderen Schiff zur
›Felsenmauer‹ begibt, um dieses Schiff dann zu observieren?
Oder ist das zu einfach?«
Alex gähnte und streckte sich. »Wahrscheinlich«, sagte er.
»Wahrscheinlich wird er den Boten nicht von seinem Schiff losschicken. Irgendwie werden sie ihre Spionagearbeit schon ausführen. Wir haben ihnen gegeben, was sie bisher nicht hatten, einen Kontaktpunkt. Die Sache liegt nicht mehr in unserer Hand, was auch ganz gut ist, denn ich möchte lieber nicht in eine Schießerei zwischen Schmugglern und
Geheimdienst geraten. Ich bin müde.«
»Dann solltest du dich ausruhen«, erwiderte sie sofort. »Und schaff diesen Einteiler aus meiner Kabine, bevor er mir noch die Optik versengt.«
Alex lachte – begab sich aber auch sofort in seine Koje.
Tia machte sich nicht einmal die Mühe, ihren Piloten
aufzuwecken, als sie die Station Presley anflog und sich bei der Raumflugleitzentrale meldete. Sie erwartete die übliche, automatisierte KI, wie sie die meisten Bergbaustationen besaßen. Statt dessen war es ein Mensch. Obwohl es nur eine reine Tonübertragung war, gab es keinen Zweifel daran, daß es sich um einen echten Menschen und keine KI-gestützte
Aufzeichnung handelte.
»AH Eins-Null-Drei-Drei, wir müssen Ihnen mitteilen, daß wir unter Quarantäne nach Code 5 stehen«, sagte der
Kommunikationsoffizier mit einem Zögern, das den Gedanken nahelegte, daß er nicht sehr oft am Mikrofon saß. »Wir können Sie andocken lassen und mit Servos betanken, dürfen Ihnen aber nicht gestatten, Ihre Luftschleuse zu öffnen. Und sollten Sie über entsprechende Reserven verfügen, wäre es uns lieber, wenn Sie eine andere Station anfliegen könnten.«
Das Andocken kann er uns unter Code 5 nicht verbieten, aber er hat Angst. Und er möchte wirklich sehr gern, daß wir verschwinden.
Tia fällte eine schnelle Kommandoentscheidung. »Station Presley, wir teilen Ihnen mit, daß wir im Auftrag der
Medizinischen von CenCom unterwegs sind. Referenzen
folgen.« In einem Datenstoß übermittelte sie ihre
Beglaubigungen. »Wir legen an und würden es schätzen, wenn Station Presley mit uns kooperiert. Wir möchten während des Andockmanövers eine Verbindung zu Ihrem Amtsarzt, bitte.«
»Äh… ich…« Ein kurzes Brummen, als würde er mit jemand
anderem sprechen, dann wandte er sich wieder dem Mikrofon zu. »Das können wir machen. Halten Sie sich bereit für das Andocken.«
In diesem Augenblick
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