Raumschiff 3 - Tia
mit Prioritätsstufe Eins an unseren PHD-Verwalter geschickt, aber es dauert lange, bis man von denen mal eine Antwort bekommt…«
»Hat der Erkrankte gesagt, wo er glaubt sich das zugezogen zu haben?« unterbrach Alex ihn wieder.
Der Doktor schüttelte den Kopf. »Er hat nur gesagt, daß er nach einer guten Schürfstelle gesucht hat, als er plötzlich über etwas stolperte, das wie eine Art interstellarer Trödelmarkt aussah, und er vermutet, daß er sich dort angesteckt hat. Er wollte allerdings nicht erläutern, was er mit einem
›interstellaren Trödelmarkt‹ gemeint hat. Nur, daß es eine Menge ›Zeug‹ gewesen sei, das er nicht erkannte.«
Das entsprach ihrer Vermutung über das letzte Opfer.
»Können wir mit ihm sprechen?« fragte Tia.
Der Arzt zuckte mit den Schultern. »Sie können es
versuchen. Ich werde eine audiovisuelle Verbindung zu seinem Zimmer für Sie herstellen. Er ist bei Bewußtsein, aber ob er bereit ist, Ihnen etwas zu erzählen, weiß ich nicht. Uns will er jedenfalls nicht viel sagen.«
Es war ziemlich offensichtlich, daß er darauf drängte, sich an ein Funkgerät zu setzen und Kontakt zum Gesundheitsdienst herzustellen, um auf diese Weise das Problem wenigsten
symbolisch zu überantworten. Wenn seine Vorgesetzten sich dafür interessieren sollten, wo der Mann sich angesteckt hatte, so hatten sie ihm jedenfalls nichts davon gesagt.
Was auch nicht weiter überraschte. Er war Firmenarzt.
Eigentlich bestand die Aufgabe dieses Arztes darin, die leitenden Angestellten wegen Verdauungsstörungen zu
behandeln, während seine Untergebenen die Bergbauarbeiter nach Kneipenschlägereien und Berufsunfällen wieder
zusammenflickten und ihre gebrochenen Knochen schienten.
Es wurde nicht von ihm erwartet, sich mit einer richtigen Seuche zu befassen. Die Flugleitzentrale sollte alle etwaigen Seuchenschiffe daran hindern, sich der Station auch nur zu nähern.
»Danke für Ihre Kooperationsbereitschaft, Doktor«, sagte Alex freundlich. »Stellen Sie doch bitte diese Verbindung für uns her, dann überlassen wir Sie wieder Ihrer Arbeit.«
Der Arzt meldete sich ab – immer noch, ohne sich
ausgewiesen zu haben, aber darüber machte Tia sich keine Sorgen. Ihre Aufzeichnungen genügten vollauf für rechtliche Zwecke, und nun, da er die Verfügungsgewalt an sie
übertragen hatte, war er ohnehin unbedeutend. Sie brauchte nicht mehr mit ihm zu sprechen.
»Also gut, Alex«, sagte sie, als der Schirm erloschen war. »In diesen Dingen bist du viel mehr Experte als ich. Wie
bekommen wir eine Felsenratte dazu, uns mitzuteilen, was wir wissen wollen?«
»Hank, mein Name ist Alex«, sagte der Pilot und behielt dabei den Bildschirm und sämtliche Patientendaten im Auge. »Ich bin ein Pilot vom KD, im Augenblick an den
Gesundheitsdienst ausgeliehen. Gleich hörst du noch eine zweite Stimme, das ist mein GehirnSchiff Tia.«
»Hallo, Hank«, sagte sie, froh darüber, daß sie sich in ihrer Säule befand und Hank keine ihrer Reaktionen bemerken
konnte. Alex war ein guter Schauspieler, sie würde es ihm nie gleichtun können. Hank auch nur anzublicken machte sie
nervös und bereitete ihr Unbehagen; alles Gefühle, von denen sie nicht gewußt hatte, daß sie sie überhaupt noch haben konnte. »Ich weiß nicht, ob sich jemand die Mühe gemacht hat, es dir zu sagen, aber man hat uns hierher geschickt, weil es noch jemanden gibt, der das gleiche hat wie du. Es ist sehr ansteckend, und wir versuchen gerade, eine Seuche zu
verhindern. Wirst du uns dabei helfen?«
»Wir erzählen ihm die ganze Geschichte«, hatte Alex gesagt.
Kenny hatte dem zugestimmt, als sie ihn schließlich erreichten, nachdem der Arzt ihn angerufen hatte. »Es hat keinen Zweck zu versuchen, ihn reinzulegen. Wenn er erst einmal erfährt, wie schlimm es aussieht, ist er vielleicht zur Mitarbeit bereit. «
Da die Schwären sich immer nur verschlimmerten, wenn sie verbunden wurden, lag Hank auf einem Gelbett. Das Gel war ein Mittel gegen Verbrennungen, das Kenny bei dem anderen Opfer angewandt hatte. Dieser Kranke war zwar noch am
Leben, aber in keinem besseren Zustand als bei ihrem Abflug.
Hank blickte zu dem Bildschirm in seiner Zimmerecke
hinüber, sein Gesicht war grotesk geschwollen. »Diese Penner wollen mir nicht sagen, was Sache ist«, antwortete er heiser.
»Die versuchen nur, mich zu pudern. Wie schlimm steht es wirklich um mich?«
»Eine Heilung gibt es nicht«, sagte Alex ganz offen. »Es gibt ein weiteres
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