Raumschiff 3 - Tia
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Und auch Tomas verstand es, wie es nur ein Pilot mit langer Diensterfahrung tun konnte. Tomas hatte dafür gesorgt, daß Theodor Iljitsch Bär zur Belohnung für seinen Abschluß einen eigenen kleinen Kasten in die Wand der Zentralkabine
eingebaut bekommen hatte. »Und der Datentod über jeden, der dafür kein Verständnis hat«, hatte er entschlossen gesagt und einen frisch gereinigten Ted hinter sein Plastikpaneel gesetzt und die Tür geschlossen. »Ein Pilot ist nur ein Pilot, aber ein Bär ist ein Freund fürs Leben!«
Und so saß der ernste, kleine blaue Bär nun in seinem
Kurierdiensthemd als stummer Bewacher über der
Zentralkabine, mochten die Piloten doch darüber denken, was sie wollten. Nun, der Besuch der nächsten Gruppe von
möglichen Piloten stand kurz bevor. Wir werden sehen, wie sie auf Ted reagieren.
Tia kehrte zu ihren Aufsätzen zurück und führte dabei eine laufende statistische Analyse sowie eine Indizierung von allem durch, was ihr interessant erschien. Und es gab anscheinend tatsächlich neu entdeckte Dinge: mineralische Überreste um EsKa-Siedlungen; eine erstaunliche Ähnlichkeit der
Periodizität und Wachstumszyklen der Planeten und
Planetoiden. Natürlich nur insofern, als eine marsähnliche Welt überhaupt irgendwelche Jahreszeiten haben konnte. Aber die Periodizität war auf die Stunde genau gleich. Interessant.
Waren sie denn so außerordentlich von natürlichem
Sonnenlicht abhängig? Und wenn sie schon dabei war – ja, auch die Sonnenabstände waren sehr ähnlich. Es waren alles Sterne vom Typ Sol.
Tia richtete ihre Aufmerksamkeit auf die jüngsten
Aufzeichnungen ihrer Eltern und verdrängte die EsKa-Entdeckungen. Rita und Braddon waren die Schliemanns der modfernen Archäologie, doch waren es nicht die EsKas
gewesen, die ihnen zu Ruhm verholfen hatten. Nach Tias
Erkrankung hatten sie es nicht mehr über sich gebracht, an ihre alte Ausgrabungsstätte zurückzukehren, nicht einmal an das EsKa-Projekt – und ausnahmsweise hatten sich die Komitees des Instituts etwas anders verhalten als KIs mit Chips anstelle von Herzen. Pota und Braddon wurden auf einen
Wasserplaneten mit Normalatmosphäre versetzt, der über
große Vulkanaktivität gebot und Tausende von winzigen
Inseln besaß, auf denen eine reiche Population intelligenter, nomadischer Lebewesen wohnte – einen größeren Unterschied zu den EsKa-Planeten konnte man sich gar nicht denken. Und hier hatten sie auch ihre Entdeckung gemacht. Indem sie die Legenden der Einheimischen, die von einem König handelten, der den Göttern erst den Gehorsam verweigerte, um sie
schließlich zum Kampf herauszufordern, zurückverfolgten, wiederholten sie Schliemanns berühmte Entdeckung des
antiken Troja, indem sie eine ganze, unter einem
Vulkanausbruch begrabene Stadt wiederentdeckten.
Vollkommen konserviert auf alle Ewigkeit. Für diese Welt und dieses Volk war es eine Art Atlantis und Pompeji
zusammengenommen, denn die Stadt verfügte über eine
Technologie aus der Bronzezeit, während die heutigen
Lebewesen sich noch immer mit Feuerstein, Obsidian und
Muschelschalen abplagten und in Dörfern von kaum mehr als zweihundert Einwohnern lebten. Während die Einheimischen von heute Amphibien waren, die eher etwas für das Leben im Wasser übrig hatten, hatten diese Alten fast ausschließlich auf dem Land gelebt.
Diese Entdeckung hatte Potas und Braddons Ruf begründet; hier gab es mehr als genug zu entdecken, was fünfzig
Archäologen hundert Jahre lang auf Trab hätte halten können.
Ta’hianna wurde zu ihrem Lebensprojekt, so daß sie die
Ausgrabungsstätte auch kaum noch verließen. Tia liebte es, die Aufsätze ihrer Eltern zu lesen, doch das Projekt Ta’hianna löste in ihr einfach nicht das gleiche geheimnisvolle Prickeln aus, wie es die EsKas taten.
Und war da noch etwas. Ihre jahrelange Analyse auch der allerkleinsten Kleinigkeit jener schrecklichen Wochen ihrer Erkrankung hatte sie zu dem Schluß gelangen lassen, daß das, was ihr widerfahren war, ebenso leicht jedem anderen
nichtsahnenden Archäologen hätte passieren können. Oder sogar – einem weiteren Kind!
Erst wenn man die Heimatwelt der EsKas gefunden hatte,
würde das Institut und das Gesundheitsamt der Zentralwelten in den Besitz der erforderlichen Informationen gelangen, um eine weitere Tragödie wie Tias zu verhindern.
Wenn es nach Tia ginge, würde das nie wieder passieren. Der nächste, der sich ansteckte, hatte
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