Raumschiff 3 - Tia
»Hast du die Überlebenden inzwischen
aufgestöbert?«
»Ich habe alle Außenscheinwerfer angeschaltet«, sagte Alex.
»Ich hatte gehofft, es würde einige von ihnen herauslocken, aber es nützt nichts.« Sie aktivierte seine Helmkamera und sah mit an, wie er mit seinem Handschuh Befehle in die Tastatur der KI-Hauptkonsole eingab. Befehle höherer Prioritätsstufen mußten von Hand eingegeben werden, dazu ein entsprechender Prioritätscode. »Ich verschaffe mir gerade Zugang zu allem –
vielleicht brauche ich ihn gar nicht, aber wer weiß?«
»Ich habe unsere ersten Anweisungen erhalten«, teilte sie ihm mit. »Möchtest du sie hören?«
»Klar.« In einem Druckanzug zu tippen war alles andere als leicht, und Tia beneidete ihn nicht darum. Man bedurfte unglaublicher Geduld, um mit diesen steifen Handschuhen eine normale Tastatur zu betätigen.
Sie übertrug ihm Doktor Kennys Mitteilung und wartete
geduldig seine Reaktion ab.
»Ich muß also im Anzug bleiben.« Alex seufzte laut. »Na ja.
Hätte wohl auch schlimmer kommen können, denke ich. Es
könnte schließlich auch vierzehn Tage bis zur Basis dauern anstatt vier.« Er tippte die letzten Symbole ein und erhielt zur Belohnung die Meldung ›Voller Zugang gestattet,
Sprachbefehle werden akzeptiert‹.
»Ich habe wohl keine andere Wahl, wie? Hör mal, Tia, ich weiß ja, daß du dich dann einsam fühlen wirst, aber wenn ich schon in diesem Anzug verweilen muß, sollte ich auch lieber gleich hier draußen schlafen.«
»Aber…« protestierte sie, »… was, wenn sie glauben, daß du ein Feind bist?«
»Die Zombies?« Er schnaufte. »Tia, im Augenblick kauern die sich alle in die aberwitzigsten Winkel und Ecken. Die könnte ich nicht einmal mit einem Gabelstapler da rausholen.
Ich weiß zwar, wo sie alle sind, aber um sie dort
herauszubekommen, müßte ich ihnen ein paar Knochen
brechen. Sie sind völlig verschreckt, selbst bei angeschaltetem Flutlicht. Nein, die Zombies werden mir schon nicht in der Dunkelheit nachstellen.«
»Also gut«, willigte Tia zögernd ein. Sie wußte, daß er recht hatte. Dort draußen wäre es für ihn sehr viel bequemer, denn dort hatte er mehr Bewegungsfreiheit.
»Ich werde dichter an den Zombies sein«, sagte er matt, »und ich kann mich in einem der Büros verbarrikadieren und mir aus den Lagern genug Bettzeug holen, um mir ein bequemes Nest zu bauen. Ich werde den Anzug einstöpseln, damit alles
aufgeladen wird, und du kannst Mikrofon und Kamera
überwachen. Ich schnarche übrigens.«
»Ich weiß«, sagte sie in einem matten Versuch, ihn zu
necken.
»Natürlich.« Er drehte sich um, und die Kamera zeigte, was er gerade sah. »Schau mal, ich bin hier im Büro des Leiters.
Hier gibt es sogar eine richtige nette Couch und…« Er beugte sich vor und hantierte am Boden des Möbels. »Aha. Habe ich es mir doch gedacht. In der Couch steckt ein echtes Bett. Ich wette, der alte Mann hat sich gern heimlich ein Nickerchen gegönnt. Schau mal…« Er ließ den Blick durch das Büro
schweifen. »Keine Fenster. Nur eine Tür. Ein Terminal mit vollem Zugriff. Ich werde schon klarkommen.«
»Also gut, ich glaube dir.« Sie überlegte schnell. »Ich werde mir diese Pläne für die Fallen anschauen und sie an die KI übertragen, dann werde ich ermitteln, wo alles gelagert wird.
Dann kannst du morgen damit beginnen, die Mannschaft
einzusammeln.«
Oder das, was von ihnen übrig ist, dachte sie traurig. Was nicht bereits im Kühler gelagert wird.
»Schau mal, ob du die ganze Geschichte nicht durch
Schlafgas ergänzen kannst«, schlug er vor und gähnte
verstohlen. »Wenn wir sie erst einmal ausschalten können, nachdem sie in den Containern sind, anstatt sie mit
Feldgeneratoren zu fesseln, dürfte das das Problem lösen, die anderen nicht zu erschrecken.«
Das war ein sehr guter Vorschlag. Falls sie genug Gas zur Verfügung hatte…
Aber nein – diese Station war doch voll ausgerüstet.
Vielleicht gab es noch eine andere Möglichkeit. Wo immer es Menschen gab, gab es auch Verbrechen und
Nervenzusammenbrüche – manchmal war es erforderlich,
jemanden zu seinem eigenen Schutz und zum Schutze anderer auszuschalten.
Sie befragte die KI und stellte fest, daß es in der
Waffenkammer tatsächlich mehrere Schwachstoßnadler gab.
»Alex«, fragte sie schleppend, »bist du ein guter Schütze?«
»Wenn das hier vorbei ist, werde ich einen ethologischen Beschriftungssatz anfordern«, sagte Tia entschieden, während
Weitere Kostenlose Bücher