Raumschiff 4 - Channa
die glatte, seidige Haut seines Rückens. Er küßte ihren Hals, und sie seufzte glücklich, bereit…
»Ach, Chaaannaaa, ich kann dich se-he-hen.«
»Was!«
Arnos hob den Kopf aus ihrer Halsbeuge, um sie anzusehen.
Die Mischung aus Verblüffung und Sinnlichkeit in seinem Gesicht sah äußerst albern aus, sogar ein wenig abstoßend.
Simeon lachte.
Ach, das ist ja schrecklich, dachte Channa. Und doch war es unmöglich, die Sache mindestens für eine Sekunde mal aus Simeons Sicht zu betrachten. Sie lachte, gefangen zwischen Zorn und hilfloser Heiterkeit. Arnos wurde von ihrem Lachen auf ihr durchgeschüttelt. Er nahm eine Märtyrermiene an, was dazu führte, daß sie gänzlich die Beherrschung verlor.
»Channa«, sagte er verzweifelt, wälzte sich von ihr herunter und hielt sie in den Armen. »Channa, mein Liebling – geht es dir gut?«
Sie kämpfte um Worte, um ihm zu versichern, daß sie noch bei geistiger Gesundheit war. »Sim… Sim… er… hihihi…
er…« Das mußte unbedingt aufhören. »Sim…« Sie keuchte,
»Mein Implantat… er… kann uns sehen.«
Keuchend brach sie ab und sah, wie sein besorgter Blick dahinschmolz. Plötzlich empfand sie eine leise Angst. Dieser Mann war es gewöhnt, Beleidigungen zu sühnen, und seinem Ego war soeben eine schrecklich demütigende Beleidigung zugefügt worden.
»Simeon!« brüllte er. Die Tür schien vor seinem Ansturm zurückzuweichen, und der kühle Luftzug aus dem
Aufenthaltsraum bereitete Channa Gänsehaut.
Arnos packte den ersten Gegenstand, der ihm in die Hände kam, eine Vase, und schleuderte sie gegen Simeons Säule.
»Du Inzestfresser!« brüllte er. »Du dreckiger Straßenköter!
Banchut!«
Channa erschien in der Türöffnung, in ein Bettlaken
gewickelt. Ich habe noch nie einen nackten Mann in einem Wutanfall gesehen, dachte sie benommen. Ach, ich hätte nicht abbrechen sollen. Männer sind dann immer so furchtbar konzentriert!
»Wie konntest du nur so etwas Widerliches tun! Hast du denn überhaupt keinen Anstand?« fragte Arnos.
»Was, zum Teufel, ist denn hier los?« fragte Joat und blieb stehen, verblüfft vom Anblick des nackten, tobenden Arnos.
Arnos stürzte auf Channas Bettlaken zu, und dann rangen sie darum. Schließlich begnügte er sich damit, eine Ecke davon über seine Hüften zu zerren.
Er richtete sich auf. »Geh wieder ins Bett, Joat, das betrifft dich nicht.« Der schiere Zorn war aus seiner Stimme
entwichen. Auf Bethel gab es ein Nacktheitstabu, und er war sich plötzlich nur zu bewußt, daß er nackt vor einem
zwölfjährigen Mädchen stand.
»Laß es nicht an ihr aus, Simeon-Arnos, schließlich bin ich derjenige, auf den du wütend bist«, meldete sich Simeon zu Wort.
Arnos wirbelte herum, wobei er das Laken fahrenließ. »Es ist ziemlich unwahrscheinlich, daß ich das jemals vergessen könnte!« preßte er zwischen den Zähnen hervor.
»Nette Möpse«, murmelte Joat in zerstreuter Bewunderung.
Channa und Arnos starrten sie gemeinsam an.
»He, Leute«, sagte sie errötend. »Ich bin jung! Ich bin doch noch nicht tot.«
»Was für ein Volk seid ihr eigentlich?« murmelte Arnos schockiert. »Eure Kinder geifern lüstern, eure Hüllenmenschen sind Voyeure…« Sein Blick fuhr zu Channa herum. »Und du –
was für eine Perverse bist du?«
»Ich? He, einen Augenblick mal, Simeon-Arnos, ich bin hier ebenfalls das Opfer.«
»Das glaube ich kaum. Du findest die Sache amüsant, ich aber nicht!« Dann kehrte er allen den Rücken zu und stolzierte wütend in seine Unterkunft zurück. Gelassen schoben sich die Türen hinter ihm zu.
»Junge, Junge!« sagte Joat begeistert. »Was ist denn ein Voyeur?«
Channa preßte die Lippen fest aufeinander. »Ein Voyeur, Joat, ist ein Widerling mit schmutzigen Gedanken, der seine Nase ständig in anderer Leute Angelegenheiten steckt.«
»Aha. So wie Dorgan das Organ vom Jugendamt.«
Aua, zuckte Simeon zusammen.
Channa nickte mit forscher Bösartigkeit. »Ich verspreche dir, daß ich es dir morgen erklären werde, aber jetzt muß ich mit Simeon reden.«
»Junge, Junge, Junge«, meinte Joat. »Da steckst du aber ganz schön tief in der Klemme, Simeon.« Auf dem Weg zurück in ihr Zimmer verpaßte sie der Säule einen Klaps. »So was Ungezogenes!«
Channa nahm das Laken auf und setzte sich in einen der Sessel. Dann verschränkte sie die Hände im Schoß. Sie sagte nichts und kaute auf ihrer Unterlippe herum.
»Äh«, machte Simeon. »Er ist immer noch wütend. Er
schmeißt dort
Weitere Kostenlose Bücher