Raumschiff 5 - Carialle
verziert.
»Wie wunderschön!«
»Da haben wir mal ein zeitgenössisches Stück. Nicht
schlecht«, sagte Carialle in zähneknirschender Anerkennung.
Keff drehte den Kelch, bis er den Fackelschein
widerspiegelte. Er klopfte mit einem Fingernagel dagegen und lauschte dem lieblichen Klang.
Ein haargesichtiger Diener erschien neben Keff, einen irdenen Krug in der Hand, um Keffs Glas mit dunklem, goldenem Wein zu füllen. Keff lächelte ihn an und
beschnüffelte die Flüssigkeit. Sie duftete nach Honig und Kräutern.
»Trink das nicht«, sagte Carialle nach kurzem Zögern, um erst die Meßdaten aus Keffs Nasenimplantat auszuwerten.
»Voll von Sulfiden. Und falls du die Borgias für eine lustige Familie halten solltest – das Zeug enthält genug Strychnin, um dich gleich sechsmal umzubringen.«
Erschreckt schob Keff das Glas von sich. Es verschwand und wurde sofort von einem leeren ersetzt. Eine weitere Dienerin schwebte herbei und goß ein zedernrotes Getränk ein. Keff lächelte die Frau mit dem Gesichtspelz an, worauf sie kurz die Mundwinkel hochzog, bevor sie zum nächsten Gast
weitereilte.
»Wer hat meinen Wein vergiftet?« flüsterte Keff und ließ den Blick durch die Runde schweifen.
Chaumel sah mit besorgtem Ausdruck zu ihm hinüber. Keff nickte und lächelte, um ihm zu zeigen, daß alles in Ordnung sei. Der silberne Zaubermann erwiderte das Nicken und setzte seinen Gang von einem Gast zum anderen fort.
»Ich weiß es nicht«, antwortete Carialle. »Im Krug war keins, ist auch immer noch keins, aber ich war nicht schnell genug, um den Energiestoß bis zu seinem Verursacher
zurückzuverfolgen. Scheint allerdings kein unbekanntes Verfahren zu sein.«
Neben jedem Zauberer erschien nun ein Edler Wilder.
Neugierig musterte Keff sie. Jeder hatte seinen eigenen Gesichtsschnitt. Manche wirkten tierähnlicher als andere; zweifellos stammten sie aus den Heimatprovinzen der
Zaubermenschen. Asedows Diener sah sogar wie ein
Sechsfüßler aus. Der Diener des schönen Mädchens war kaum mutiert, nur sein Augenschnitt hatte etwas von einer Raubkatze. Potria würdigte ihren Schweinemenschen keines Blicks, reichte ihm nur mit steifem Arm ihren Kelch.
Vorsichtig kostete der Edle Wilde einen Schluck. Ihm widerfuhr nichts, dafür brachen zwei andere Diener ganz in der Nähe unter Krämpfen zusammen. Sie verschwanden auf der Stelle und wurden durch andere ersetzt. Der Schweinemann reichte seiner Gebieterin den Kelch zurück, die Augen so weit aufgerissen, daß das Weiße deutlich zu erkennen war, und wartete mit geballten Fäusten auf ihr zustimmendes Nicken.
Andere Zauberer, denen ihr erster Trunk schon gemundet hatte, hoben die Gläser und riefen laut nach den
Mundschenken.
»Vorkoster! Es gibt wirklich mehr zwischen Himmel und Erde, als sich deine Schulweisheit träumen läßt, Horatio«, meinte Keff.
»Hmph!« machte Carialle. »Das ist ja wohl die Untertreibung des Tages. Ich wünschte, du könntest sehen, was ich gerade sehe. Diese dahingegossen wirkenden Posen sind nichts anderes als eben dies – Posen. Ich zeichne alles für dich auf…
du liebe Güte, das wird wahrscheinlich achtzehn Prozent meines gesamten Gedächtnisspeichers beanspruchen!
Schließlich überwache ich nicht nur drei Sprachformen parallel zueinander. Im geheimen passiert hier noch sehr viel mehr.
Jeder Vertreter unseres Zaubervolks ist nämlich so verspannt, daß ich mich schon fragte, wie sie überhaupt noch etwas herunterbekommen. Die Luft quillt über von
Energieübertragungen, von merkwürdigen, winzigen
Gravitationsschächten, von Niedrigfrequenzsignalen und Mikrowellen.«
»Kannst du irgend etwas davon zurückverfolgen? Was soll das überhaupt alles?«
»Die Niedrigfrequenzen lassen sich leicht verstehen. Das ist bloßes Geplapper. Sie senden einander private Nachrichten, schmieden Verschwörungen gegen so ziemlich alles und jeden im Raum. Die Energiestöße entsprechen wohl schmutzigen Tricks, wie dem Gift in deinem Wein. Was die Mikrowellen betrifft, kann ich nicht feststellen, wozu sie dienen sollen. Die Übertragung verläuft doch etwas anders, als alles andere, was ich bisher kennengelernt habe. Außerdem kann ich sie ohnehin nicht abfangen, weil ich nicht am Empfängerende sitze.«
»Gebündelter Richtfunk?«
»Ich wünschte, ich könnte mit derart wenig Streuung übertragen«, gestand Carialle. »Irgend jemand weiß hier ganz genau, was er tut.«
Das IÜP setzte seine Übersetzungsarbeit fort, doch das
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