Raumschiff der Generationen
auch achtzehn Menschen erwartet. Also hatten sie mit keinem Kampf gerechnet.
Als alle Männer und Frauen ihre Helme geöffnet und einige Male tief inhaliert hatten, sagte eine Stimme in einem mechanisch klingenden Anglo-Terranisch:
»Das vereinzelte Leben wird gebeten, Platz zu nehmen.«
Die Köpfe der Menschen flogen nach links. Dreizehn Augenpaare starrten in die Richtung, aus der der Klang der Worte zu kommen schien. An einer Stelle an der Decke leuchtete eine Kreisfläche stärker auf. Dann schwebte von dort eine helle Kugel herab und verharrte einige Fuß hoch im Raum.
»Der Dolmetscher«, bemerkte Birger. »Inzwischen haben sie auch unsere Sprache gelernt. Das macht vieles einfacher.«
Hinter ihnen erscholl ein schwaches Klicken. Die Öffnung, durch die sie gekommen waren, hatte sich geschlossen.
»Die Toten …!« rief Terre.
»Sorgt euch nicht um das tote Leben«, ertönte wieder die mechanische Stimme. »Wir lassen es zu euren Gefährten in der Schleuse bringen.«
»Wer ist ›wir‹?« fragte Thoralf. Er trat an die Sitzcouch heran und ließ sich darauf nieder. Die andern folgten ihm zögernd.
»Wir – das Leben«, kam die Antwort. »Ihr habt Leben zerstört. Warum?«
»Diese Frage kann doch wohl nur rhetorisch gemeint sein! Erst quetscht ihr einen von uns zu Tode. Dann – wenn wir uns davor schützen, das gleiche Schicksal zu erleiden – macht ihr uns für alles verantwortlich!«
Terre war aufgesprungen. Sie machte Miene, sich der Kugel zu nähern, die weiterhin unbeweglich im Raum schwebte. Aber Thoralf, der neben ihr saß, hielt sie am Arm fest. Sein Blick zwang sie, wieder Platz zu nehmen.
»Wir hatten keinerlei Absicht, einen Teil von euch zu zerstören«, antwortete die unmodulierte Stimme der Übersetzermaschine. »Bei der Umrechnung eurer Körpermaße unterlief der Elektronik ein Fehler. Dadurch wurde die Größe einer Transportröhre falsch berechnet.«
»Dieser Fehler vernichtete kostbares Leben, Menschenleben!« rief Terre.
»Alles intelligente Leben ist gleich kostbar«, kam die Antwort der Fremden.
Da schwieg Terre.
»Nun«, nahm Thoralf das Wort, »ihr wißt jetzt jedenfalls, warum wir unsere Waffen benutzten.«
»Waffen sind immer gegen das Leben gerichtet. Sie dürfen nur zur Verteidigung benutzt werden.«
»Wir haben sie nur zu unserer Verteidigung benutzt!« sagte Thoralf scharf. »Andernfalls wären wir alle getötet worden!«
Eine Zeit schwieg die Robotstimme. Dann antwortete sie: »Diese Erklärung wird akzeptiert!«
»Wenn unsere Gefährten im Beiboot die Toten sehen, werden sie erschrecken und glauben, wir wären alle umgekommen«, sagte Thoralf. »Deshalb möchte ich eine Sprechverbindung mit den Menschen im Beiboot haben.«
Wieder dauerte es einige Sekunden, bis die Antwort kam:
»Die energetischen Strukturen in unserem Raumschiff machen einen Einsatz eurer Kommunikationsmittel unmöglich. Ihr könnt eure Botschaft jedoch sprechen. Wir vermitteln sie an eure Gefährten.«
»Wörtlich?«
»Wörtlich!«
Thoralf überlegte einen Augenblick. Dann sagte er:
»John Roeger! Erschrecken Sie nicht zu sehr, wenn Sie die fünf Toten sehen! Ein tragischer Irrtum kostete sie das Leben. Von nun an droht keine Gefahr mehr, weder Ihnen dort, noch uns hier! Wir kehren zurück, sobald unsere Mission erfüllt ist. Thoralf.«
Es war ziemlich viel von Roeger und seinen Leuten verlangt, nicht zu erschrecken, wenn ihnen die Toten gebracht wurden, dachte Marc. Was aber hätte der Senator ihnen sonst sagen sollen? Es kam vor allem darauf an, daß seine Nachricht beruhigend wirkte. Marc hoffte, daß dies der Fall war.
Nach einiger Zeit, als das Schweigen begann, belastend zu wirken, ertönte wieder die mechanische Stimme:
»Warum seid ihr gekommen?«
Verblüfft blickten sich die Menschen an.
»Das ist denn doch …«, begann Terre. Aber Thoralf legte ihr die Hand auf den Arm. Terre sah ihn an. Sekundenlang glaubte Marc etwas in ihren Augen aufblitzen zu sehen, etwas, das ihn unversehens und schmerzhaft an Tanne erinnerte. Tanne, die im SCHIFF arbeitete und auf ihn wartete …
»Dies ist nicht-menschliches Leben, mit dem wir es hier zu tun haben«, sagte Thoralf zu den anderen gewandt. »Das dürfen wir nicht vergessen. Niemand von uns weiß, auf welche Weise jene Urteil und Schluß miteinander verknüpfen.« Dann fragte er laut: »Habt ihr uns nicht gerufen?«
»Wir haben euch nicht gerufen. Wir haben euch eine Botschaft geschickt.«
»Diese Botschaft wurde in der
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