Raumschiff der Rätsel
angstvoll vor einer unbekannten Gefahr versteckten – über achtzig Millionen Kilometer von ihrer Heimat entfernt. Und er fragte sich, ob da irgend etwas nicht stimmen konnte.
War Brady nicht ganz bei Sinnen? Oder war er nicht mehr ganz beieinander? Jedenfalls vermochte er nicht einzusehen, wie sich ihre Situation beschreiben ließ, ohne daß er gefühlsbetonte Worte verwandte. Wenn einer der Männer an Bord des fremden Schiffes starb, wenn er vielleicht einer unbekannten Infektion erlag – wie sollte er das berichten? Als ein »kleines Problem«? Als eine »dumme Sache«? Wenn der General wirklich meinte, was er gesagt hatte, dann durfte McCullough vielleicht nicht einmal andeuten, daß es einen Toten gegeben hatte!
»... eine gute Seite hat das Ganze: Man kann auf der Erde nicht alles hören! Jedes Wort, das Sie uns übermitteln, kann mitgehört werden, während das, was wir Ihnen senden, unbefugten Ohren nicht zugänglich ist. Trotzdem sehe ich mich im Augenblick nicht in der Lage, Ihnen detaillierte Instruktionen zu geben. Da Sie sich am Schauplatz des Geschehens befinden, muß ich Sie im Augenblick Ihrer Urteilskraft überlassen. Nehmen Sie sich nur davor in acht, keine unbedachten ...«
Während der Colonel weitersprach, wurde McCullough plötzlich auf eine andere Stimme im Hintergrund aufmerksam – auf eine leise, nervös klingende Stimme, die verzweifelt gegen die statischen Störungen ankämpfte. Und er machte sich klar, daß das seine eigene Stimme war, die auf der Erde jene Worte vorbrachte, die er vor dreißig Minuten gesprochen hatte. Er konnte plötzlich sogar noch einmal General Brady hören, der ihn zu unterbrechen versuchte, so daß das Gespräch einige Sekunden lang von einem McCullough und zwei Bradys bestritten wurde. Das kam ihm außerordentlich komisch vor, und er begann laut zu lachen.
Walters musterte ihn besorgt, sagte jedoch nichts. Dafür sprach der General um so mehr.
»... da nun praktisch die ganze Welt atemlos an Ihrem Munde hängt, müssen Sie sich klarmachen, daß aus dem winzigsten unbedachten Wort großes politisches Kapital geschlagen werden kann! Sie dürfen also nicht einmal ›guten Morgen‹ sagen, ohne sorgfältig darüber nachgedacht zu haben, Sie verstehen ...?«
Der General setzte seine Ausführungen mit der Bemerkung fort, daß sich Lieutenant-Colonel McCullough, der rangmäßig der nächste Offizier nach Colonel Morrison war, seelisch darauf vorbereiten sollte, eventuell kurzfristig die Leitung der Expedition zu übernehmen. Falls es Ausfälle geben sollte, falls McCullough das Kommando übernehmen mußte, war es ganz besonders wichtig, die dann fälligen Berichte vorsichtig zu formulieren. Allerdings wollte der General damit nicht sagen, daß er den Tatbestand eines Todesfalles verschweigen sollte, die Sache mußte nur mit äußerster Diskretion übermittelt werden. Vielleicht ließ sich ein einfacher Kode ausarbeiten, mit dessen Hilfe das gefährlichere Material ohne Schwierigkeiten übermittelt werden konnte. Natürlich mußten in einem solchen Fall die unmittelbaren Verwandten verständigt werden, aber McCullough hatte ja keine Vorstellung, wie der geringste Vorfall dort draußen aufgebläht wurde ...
»Während ich dem Gefühlssturm, den die Journalisten hier entfachen, völlig ablehnend gegenüberstehe, muß ich doch sagen, daß das Ganze eine erfreuliche Nebenerscheinung haben wird – wir werden Ihnen den erforderlichen Nachschub schicken können. Ich will damit nicht etwa andeuten, daß wir Sie nicht versorgt hätten, wenn nicht Milliarden von Menschen derart offen für Sie eingetreten wären – aber wenn Sie nur mal einen Augenblick daran denken würden, wieviel es kosten wird, einen einzigen Raumanzug auf die Reise zu schicken, von ein paar Schluck Wasser ganz zu schweigen, dann werden Sie erkennen ...«
»Wenn Sie sich solche Sorgen machen«, sagte McCullough sarkastisch, »könnten wir uns ja Wasser aus dem fremden Schiff besorgen. Das würde natürlich heißen, daß wir einen gewissen ... sagen wir, Widerwillen überwinden müßten. Aber Sie haben sicherlich nicht vergessen, daß es uns schon nicht leichtfällt, das regenerierte Wasser eines Astronautenkollegen zu trinken und daß unsere Psychologen aus diesem Grunde auf einer individuellen Aufbereitung unserer Abwässer bestehen ...«
McCullough unterbrach sich. Es wurde von ihm erwartet, daß er seine Worte sorgfältig überlegte. Immerhin gehörte dieses Thema zu den in der Öffentlichkeit
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